Lukas Reichel: Zwischen Tribüne und Bestwerten

Die NHL-Saison 2024/25 war voller Highlights, Action und spannender Spiele. NHL.com/de blickt auf die Spielzeiten der besten Spieler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zurück.

In dieser Ausgabe: Lukas Reichel von den Chicago Blackhawks

Lukas Reichel absolvierte 2024/25 erstmals eine vollständige Saison in der NHL, ohne im Verlauf der Spielzeit in die AHL geschickt zu werden. Der 2020 an 17. Stelle gedraftete Deutsche erzielte für die Chicago Blackhawks in 70 Spielen acht Tore und verbuchte darüber hinaus 14 Assists. Damit übertraf Reichel alle seine Bestwerte und konnte auch seine Plus-Minus-Bilanz von -29 auf -16 verbessern.

Was wie ein großer Schritt und eine starke Saison wirkt, dürfte für Reichel jedoch eine Enttäuschung darstellen. Seine Eiszeit sank von 14:07 Minuten 2023/24 auf 11:55 Minuten. Es scheint, dass Reichel nicht das Vertrauen seines bisherigen Trainers Luke Richardson genoss. Ab der kommenden Spielzeit wird Jeff Blashill übernehmen. Das bedeutet eine neue Chance für Reichel, um sich von seiner besten Seite zu zeigen.

Um den Durchbruch zu schaffen und die in einen Erstrunden-Pick gesteckten Erwartungen zu erfüllen, muss sich Reichel steigern. Zwar kann er mit seiner Geschwindigkeit glänzen, doch noch taucht er zu oft ab und hat zu häufig Phasen, in denen er nicht als Scorer präsent ist. Dazu kommen Schwächen in der Rückwärtsbewegung, die sich in der Plus-Minus-Bilanz widerspiegeln.

Winter Classic und die Nachwehen

Das Saison-Highlight für Reichel dürfte das Winter Classic gewesen sein. Im Wrigley Field stand er mit den Blackhawks den St. Louis Blues gegenüber. Die 2:6-Niederlage zum Jahreswechsel war die fünfte in Folge. Reichel wusste in diesem bedeutenden Spiel, wie ein großer Teil der Mannschaft, nicht zu überzeugen. Für den Angreifer wurde die Luft dünner und der Kaderplatz vorläufig an Colton Dach gegeben. Reichel war als Healthy Scratch zum Zuschauen verdammt und verpasste zwei Partien.

Auch in der Folge sollte es für Reichel nicht gut laufen. In 16 Spielen zwischen dem 8. Januar und dem 23. Februar kam er auf zwei Tore und drei Vorlagen. Zu wenig, um die Trainer davon zu überzeugen, dass er weiter zum Kader gehören sollte. Es folgte die erneute Degradierung auf die Tribüne, von wo aus er wiederum zwei Partien nacheinander verfolgen musste.

Bei seiner Rückkehr in den Kader am 1. März schien Reichel die Botschaft verstanden zu haben. Der Deutsche glänzte mit einem Tor und einer Vorlage. Er erklärte danach, dass er zwar „positiv geblieben sei, aber auch etwas wütend, gespielt habe“. Die Freude über den starken Auftritt konnte er noch in die darauffolgende Partie mitnehmen, in der er ebenfalls einen Treffer auflegte. Im Anschluss folgte jedoch eine weitere Scoring-Flaute von sechs Spielen ohne Punkt.

Gerüchte und Zukunftsfragen

Mit den Erwartungen an den Erstrunden-Pick Reichel und den noch nicht dazu passenden Leistungen ergibt sich in Chicago natürlich die Frage, ob man ein Tauschgeschäft vorantreiben sollte, um sich von dem gebürtigen Nürnberger zu trennen. Auch aus der Sicht von Reichel dürften die Gedanken aufgekommen sein, ob eine Luftveränderung nicht hilfreich sein könnte. Der Angreifer ist eher für offensive Akzente in einer starken Formation gebaut, als für die harte Arbeit der Bottom-Six und die limitierte Spielzeit ist seiner Entwicklung ebenso wenig förderlich.

WM-Hype und Verletzung

Nach einer durchwachsenen Saison kam Reichel in die Wohlfühl-Oase des DEB. Der Angreifer konnte in einer offensiv ausgerichteten Formation beweisen, wo seine Stärken liegen. In der Vorbereitung auf die IIHF Weltmeisterschaft 2025 in Schweden und Dänemark sammelte er in vier Spielen vier Punkte (ein Tor, drei Vorlagen). Bei den ersten drei Partien der WM war er ebenfalls einer der entscheidenden Faktoren im deutschen Team. Reichel gelangen ein Treffer und drei Assists.

Es folgte der nächste Nackenschlag, als Reichel nach dem dritten Match aus dem Turnier ausschied. Der Angreifer erlitt in der Partie gegen Norwegen eine Schulterverletzung und konnte fortan nichtmehr mitwirken. Inwieweit die Blessur den Angreifer noch in der Vorbereitung auf die neue Saison handicapt, bleibt abzuwarten.