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Wer diese Entwicklung für ihn noch vor gut einem Jahr vorausgesagt hätte, der wäre wohl schlicht milde belächelt worden. Vor dem Beginn der Vorsaison galt der hochtalentierte Leon Draisaitl bei den Edmonton Oilers noch als Streichkandidat im NHL-Kader der Franchise, wurde kurz vor Ende des Trainingscamps aus dem Kader verbannt, zurück ins Farm-Team geschickt. Erst im Laufe der nächsten Monate kämpfte er sich damals langsam und mühsam zurück.

Inzwischen ist der Süddeutsche nicht nur längst schon eine feste Größe in Edmonton, sondern auch in der gesamten NHL geworden. Doch damit nicht genug. Inzwischen befindet sich der 21-Jährige auf dem besten Wege in die Eishockey-Geschichtsbücher.
Denn gerade im Moment präsentiert er sich in besonders starker Form und hält mit den Oilers nicht nur weiterhin fest Kurs auf die Playoffs, auch in seinen persönlichen Errungenschaften eilt er derzeit noch immer von Erfolg zu Erfolg in der besten Eishockeyliga der Welt.

Beim jüngsten 7:4-Erfolg bei den Colorado Avalanche traf Draisaitl höchstselbst zum Endstand und erzielte damit sein bereits 26. Saisontor. Zudem bereitete der Deutsche auch noch einen weiteren Treffer vor und kommt in der laufenden Spielzeit nun schon auf 69 Scorerpunkte.
Erst eine Woche zuvor hatte Draisaitl bekanntlich den deutschen NHL-Rekord geknackt und damit den heutigen Bundestrainer Marco Sturm (59 Punkte in der Saison 2005-2006) übertroffen. Dessen damaliger Rekordwert von 29 Saisontoren ist nun für Draisaitl ebenfalls in greifbarer Nähe.
Doch wirklich historisch wird die Leistung nicht nur aus nationaler Sicht, auch im Ligamaßstab setzt der Nationalspieler derzeit zu neuen Dimensionen an. Er wurde nämlich mit dem gestrigen Spiel der erste Spieler der Oilers-Franchise seit 1990, dem es wieder einmal gelungen ist in sechs aufeinanderfolgenden Ligaspielen mindestens zwei Zähler auf das Habenkonto zu buchen. Zuletzt war dieses kleine Kunststück bei den Jungs aus Alberta übrigens der Legende Mark Messier im Jahre 1990 gelungen, was gefühlt eine halbe Eishockeyewigkeit zurückliegt.
Dabei sah es im gestrigen Spiel für die Gäste aus Kanada zunächst gar nicht gut aus. Bis zu Beginn des Schlussdrittels hatte es noch 4:2 für die Truppe des Kellerkindes aus Denver, die Colorado Avalanche, gestanden. Doch dann rissen sie die Kanadier kräftig am Riemen, wirbelten im Schlussdrittel regelrecht durch das Pepsi Center, so dass es eine echte Freude für den neutralen Zuschauer war. Fünf Treffer gelang dem Playoff-Kandidaten in den letzten zwanzig Spielminuten des Abends noch. Draisaitl selber vollstreckte das letzte Tor des Abends, bugsierte die Scheibe dabei in den leeren Kasten, sorgte so für die endgültige Entscheidung für sein Team.
Die Franchise aus Alberta liegt derzeit mit einer Statistik von 40-25-9 punktgleich mit den Anaheim Ducks zwei Zähler hinter den ambitionierten San Jose Sharks zurück. Anaheim uns San Jose haben jedoch aktuell noch ein Spiel weniger absolviert als die Draisaitl-Truppe.
"Ich habe derzeit viele ganz unterschiedliche Empfindungen" resümierte nach dem Spiel Trainer Todd McLellan. "Wir haben gar nicht unser bestes Spiel gemacht heute, aber wir haben am Ende eben dann doch noch gewonnen. Etwas Glück war da wohl mit dabei."
Draisaitl kann mit nun drei Toren und zehn Assist-Punkten aus den letzten sechs Begegnungen jedenfalls überaus zufrieden sein mit seiner persönlichen Bilanz.

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Wunderschön an diesem Abend übrigens nicht unbedingt nur sein Tor, sondern vor allem, auch der Assist. Sein Mittspieler Drake Caggiula war dafür jedenfalls im Nachhinein voll des Lobes: "Ich hätte gar kein besseres Zuspiel bekommen können von ihm. Das war wirklich perfektes Timing, genau auf den Schläger, mit dem richtigen Tempo gespielt."
Keine schlechte Leistung also wohl von einem, der im Vorjahr noch ein Wackelkandidat im Team war.