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Als drittes Team der Liga konnten die San Jose Sharks am Dienstag ihren Playoff-Einzug feiern. Ohne selbst aktiv zu sein, sicherte die Colorado Avalanche mit einem 3:1 Sieg gegen die Minnesota Wild den Sharks die Teilnahme im Titelkampf. Die Hilfe konnte San Jose gut gebrauchen. Eine kleine Formkrise verzögerte die sicher geglaubte Qualifikation um einige Tage. In den vergangenen drei Matches hätte den Sharks ein Sieg genügt, um die Stanley Cup Playoffs zu buchen, doch dieser Erfolg blieb aus, bei den sonst so konstanten Sharks.

In ihrer 27-jährigen Franchise-Geschichte konnten sich die Sharks 21 Mal für die Schlussrunde qualifizieren. Noch beeindruckender sind diese Zahlen bei einem Blick auf die vergangenen 21 Spielzeiten mit 19 Playoff-Teilnahmen. Lediglich in den Saisons 2014/15 und 2002/03 verpassten die Sharks den Einzug unter die besten 16 Teams der Liga. Der Macher hinter dem Erfolg der Sharks ist Manager Doug Wilson, der nach den verpassten Playoffs 2003/04 die Regie über das sportliche Geschehen übernahm und eine schlagkräftige Truppe aufbaute.
Mit gezielten Verstärkungen formte Wilson einen Dauergast in den Playoffs und entwickelte die Franchise zu einem ernsthaften Titelkandidaten. Mit der Verpflichtung von Erik Karlsson setzte der Manager ein Ausrufezeichen. Kurz vor Ende der Trade-Deadline akquirierte er noch Gustav Nyquist und gab den Sharks weitere Optionen zur Entlastung der Leistungsträger.
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San Joses Mannschaftskern ist über viele Jahre zusammengewachsen. Joe Thornton, Joe Pavelski und Brent Burns bilden seit 2011 das Herz der Franchise und sind die Führungsspieler in der Kabine. Burns ist der "neueste" Spieler unter den Dreien. Er kam zur Saison 2011/12 zu den Sharks. Thornton hingegen ist seit 2005 Teil des Teams und damit noch ein Jahr länger als Pavelski dabei. Diese Beständigkeit macht San Jose aus und ist der Erfahrungsschatz, aus dem die jungen Spieler schöpfen können.
Timo Meier ist einer dieser Stürmer der nächsten Generation. Der 22-jährige Schweizer profitiert von seinen Mentoren und entwickelt sich zur nächsten Säule der Sharks. In seiner zweiten vollen NHL Saison konnte er die Punkteausbeute der Vorsaison (36) bereits jetzt fast verdoppeln (60) und unterstreicht damit die Kadertiefe der Sharks. Fünf Stürmer konnten 25 oder mehr Treffer erzielen und zehn Akteure liegen bei über 30 Punkten.

NSH@SJS: Meier verwertet einen Pass von Pavelski

Auch in der Defensive profitieren die Sharks von einem in den hinteren Reihen starken Kader. Brent Burns und der verletzte Erik Karlsson, dessen Rückkehr vor Beginn der Playoffs erwartet wird, sind über jeden Zweifel erhaben. Dahinter warten mit Marc-Edouard Vlasic und Tim Heed weitere Verteidiger mit Offensivdrang. Ergänzt wird die Defensivabteilung von den defensiv denkenden Brenden Dillon, Joakim Ryan und Justin Brown.
Die Nachwuchsspieler treten langsam aus dem Schatten von Thornton, Pavelski und Burns.

SJS@WPG: Pavelski trifft in den letzten Sekunden

Die Erfahrungen des Kern-Trios der Sharks belaufen sich auf 405 Playoff-Spiele im Trikot mit dem Hai auf der Brust. Für einen Stanley Cup Triumph genügte es noch nicht. 2015/16 hätte es im Finale gegen die Pittsburgh Penguins funktionieren können, doch die Penguins behielten mit 4:2 Spielen die Oberhand. Auch in dieser Hinsicht sind die Sharks erfahren und wissen, was in den Playoffs passieren kann. Auch Cheftrainer Peter DeBoer hat seine Erfahrungen gesammelt. Nach der Niederlage gegen die Vegas Golden Knights am Montag verwies er darauf: "Die reguläre Saison ist kein wirklicher Gradmesser für die Playoffs. Das haben wir hier schon häufig zuvor gesehen. Wir haben heute eine Lektion gelernt. Wir haben uns selbst in den Fuß geschossen."
In der vergangenen Saison war für San Jose in der zweite Playoff-Runde Schluss. Gegen das Überraschungsteam aus Vegas konnten die Sharks nur zwei Matches gewinnen und mussten den Traum vom Titel begraben. In diesem Jahr könnte der erste Prüfstein für San Jose erneut die Golden Knights sein.
Für die, als Titelfavorit geltenden, Sharks geht es dann darum die eigenen Fähigkeiten abzurufen und eine Leistung wie beim der 3:7-Niederlage gegen Vegas am Montag zu vermeiden. Logan Couture zeichnete ein erschreckendes Bild: "Es ist beunruhigend, weil wir nicht gut spielen. Wir haben ihnen heute Nacht Tore geschenkt. Wir lassen zu viele Chancen und zu viele leichte Gegentreffer zu. Wir laden zu Konterangriffen ein. Wir müssen wieder anfangen den Puck zu schießen."
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Die Kadertiefe ist San Joses bestes Argument im Kampf um den Stanley Cup. Mit den Verletzungen von Karlsson und Pavelski wird der Fokus auf anderen Akteuren liegen. Durch die geschickten Tauschgeschäfte von Manager Wilson haben die Sharks jedoch ausreichend Alternativen. Auch die Entwicklung der jungen Spieler wie Meier oder Marcus Soerensen hilft den Sharks jetzt. Die Schwächephase mit drei Niederlagen in Serie zeigt aber auch, dass der Ausfall von Leistungsträgern, besonders in den Playoffs zur unüberwindbaren Hürde werden kann.
Sollten Karlsson und Kapitän Pavelski vor Beginn der Schlussrunde fit werden, könnte das den Sharks das Momentum bringen, dass einen langen Playoff-Lauf ermöglicht. Den Fans in San Jose wäre ein Titelgewinn allenfalls zu wünschen, beeindrucken diese doch auch die gegnerischen Akteure, wie Vegas-Stürmer Jonathan Marchessault: "Es war super-intensiv. Sie sind stark aus der Kabine gekommen. Sie waren überall. Die Fans waren extrem laut. Es war definitiv ein Spiel mit Playoff-Atmosphäre." Diese Rahmenbedingungen werden die Sharks zum 16. Mal seit 2003 erleben, wenn sie ihr erstes Playoff-Spiel 2019 bestreiten.