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Die Los Angeles Kings werden in der laufenden Spielzeit wohl ein ganz besonderes Kunststück vollführt haben: Playoff-Spiele zu absolvieren, ohne bei den Playoffs um den Stanley-Cup dabei gewesen zu sein. Wie das zusammengeht, demonstrierten die Kalifornier am Mittwochabend in Calgary. Siegen oder fliegen, lautete das Motto für die Kings im Duell mit den Flames - wenn auch nur im übertragenen Sinn. Sie gewannen und hielten so das Fünkchen Hoffnung am Leben, vielleicht doch noch bei der im April beginnenden NHL-Knockout-Runde mitmachen zu dürfen. Mit einem gehörigen Rückstand auf die zweite Wildcard im Westen bei lediglich sechs ausstehenden Partien geht es für die Kalifornier in den nächsten Tagen unter exakt der gleichen Prämisse in Calgary weiter.

"Für uns war das heute definitiv ein Match im Playoff-Stil", bestätigte Jarome Iginla nach der Begegnung. "Wir stehen an einem Punkt, wo es ums nackte Überleben geht. Alle haben sich deshalb voll reingehängt und dafür gesorgt, dass das Spiel für uns in die richtige Richtung ging", sagte der Torschütze zum 2:1.Eigentlich handelte es sich dabei um ein lupenreines Selbsttor von Flames-Verteidiger Mark Giordano. Der bugsierte den Puck bäuchlings auf dem Eis liegend mit dem Schläger ins eigene Netz, nachdem er eigentlich schon gegen Iginla gerettet hatte.
Der Erfolg von Los Angeles bei den Flames war der erste nach fünf vorangegangenen Pleiten auf fremdem Terrain. Die latente Auswärtsschwäche (15 Siege-19 Niederlagen-5 OT-Niederlagen) ist einer der Gründe für das unbefriedigende Abschneiden der Kings in dieser Saison. Diesen Makel konnten sie auch nicht mit ihrer Bilanz (21-14-2) im heimischen Staples Center zurechtrücken. Generell fiel der Saldo von Siegen und Niederlagen in einem Monat lediglich im Januar positiv aus.
Hinzu kommt, dass sich die Torausbeute der Mannschaft alles andere als in Playoff-Sphären bewegt. Mit 185 Treffern (Stand Mittwoch) belegt Los Angeles nur den 26. Platz in der NHL, hinter Teams wie den Buffalo Sabres oder den Detroit Red Wings. Sowohl Anze Kopitar als auch Tyler Toffoli blieben deutlich unter ihren Vorjahreswerten, was die Scorer-Punkte anbelangt. Zu ihrer Ehrenrettung dürfen die beiden Stürmer jedoch vorbringen, dass sie wegen Verletzungen einige Begegnungen aussetzen mussten.

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Die mangelnde Durchschlagskraft brachte der Abteilung Attacke der Kings zuletzt öfter Kritik von außen ein. Jeff Carter bemühte sich, die negativen Kommentare weitgehend zu ignorieren. "Ich kümmere mich nicht groß darum. Jeder von uns weiß, was zu tun ist. Da muss man auch nicht stundenlang zusammensitzen und reden. Wir sind in einer Phase, in der wir alles gewinnen müssen", sagte er bereits vor dem Duell mit den Flames gegenüber NHL.com/de. Der 32-jährige Center ist der einzige Spieler der Kings, der bislang die 60-Punkte-Marke geknackt hat.
Im Scotiabank Saddledome von Calgary bewiesen die Angreifer, dass sie ihr Handwerk doch noch nicht verlernt haben. Iginla, Kopitar und Marian Gaborik verbuchten jeweils zwei Punkte. Carter erzielte das Tor zum 4:1-Endstand.
"Wir wollten ein Zeichen setzen. Es hat viel Spaß gemacht", kommentierte Iginla das Geschehen auf dem Eis. Der 39-jährige Routinier war bei der Trade Deadline am 1. März von der Colorado Avalanche zu den Kings gewechselt und fügte sich dort gut ein. Ob er über die Saison hinaus aktiv sein wird, ist dennoch fraglich. "Ich weiß nicht, wie viele Spiele ich noch hier in Calgary machen werde. Das heutige gehört auf jeden Fall zu denen, an die ich mich gerne erinnern werde. Ob ich wirklich aufhöre, habe ich bisher nicht endgültig entschieden. Ich werde erst mal sehen, wie die Saison zu Ende geht und mit meiner Familie sprechen", sagte er.

Mannschaftskapitän Kopitar würde sich jedoch freuen, wenn Iginla weiterhin das Trikot der Kings überstreift. "Es ist ein Privileg, mit ihm zu spielen. Er ist in allen Belangen ein Profi, von dem man eine Menge lernen kann", lobte er seinen Mitstreiter.
Vielleicht tun die Verantwortlichen der Kings tatsächlich gut daran, den ausgebufften Stürmer vom Weitermachen zu überzeugen. Allein schon wegen der positiven Stimmung und dem Optimismus, den er verbreitet, ist er ein Gewinn für das Team. Trotz der verzwickten und von Branchenkennern als aussichtlos eingestuften Lage bezüglich der "richtigen" Playoffs, machte Iginla eine klare Ansage: "Wir geben die Hoffnung nicht auf."