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Die kanadischen Mannschaften in der NHL stehen seit jeher im besonderen Fokus der Fans. Sie haben zumeist traditionelle und auch bezüglich des Eishockeys geschichtsträchtige Standorte, denn schließlich liegen sie im Mutterland der schnellen Sportart.
So ist es nicht verwunderlich, dass die Montreal Canadiens mit 24 Stanley Cup Siegen die erfolgreichste Franchise der Liga ist. Die NHL bestand bei ihrer Gründung 1917 aus vier kanadischen Teams (Canadiens, Toronto Arenas, Ottawa Senators, Montreal Wanderers). Erst sieben Jahre später zur Saison 1924/25 stießen mit den Boston Bruins die erste US-amerikanische Mannschaft hinzu, denen nur ein Jahr später die New York Americans und die Pittsburgh Pirates folgten.

Fortan setzte sich der Prozess in Gang, wonach sich die sportlichen Verhältnisse zunehmend von Kanada gen USA entwickelten. In der Saison 1926/27 waren erstmalig mehr Teams aus den USA am Start. Von den insgesamt zehn Startern kamen bereits sechs aus dem südlichen Nordamerika. Neben den schon erwähnten kamen noch die New York Rangers, Chicago Blackhawks und Detroit Cougars hinzu. Die Rangers feierten im darauf folgenden Jahr 1928 als erste Mannschaft aus den USA einen Stanley Cup Sieg.
Heute fast 90 Jahre später durchläuft das kanadische Eishockey seine größte Durststrecke der NHL-Geschichte, indem ihre sechs bzw. seit 2011 mit dem Umzug der Atlanta Thrashers zu den Winnipeg Jets sieben Mannschaften seit 1993, also 24 Jahre, ohne Stanley Cup Gewinn sind.
Insbesondere um die Jahrtausendwende hatten die kanadischen Teams mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen, denn ein starker US-Dollar gegenüber dem Kanadischen Dollar sorgte für teilweise gravierende Nachteile für sie. Spielergehälter und viele weitere Ausgaben, wie Gebühren, waren nämlich in US-Dollar zu begleichen und die Einnahmen wurden natürlich am Ort in Kanadischen Dollar generiert.
Der Tiefpunkt erfolgte im Jahr 2016, als sich zum ersten Mal in 46 Jahren keine einzige kanadische Mannschaft für die Stanley Cup Playoffs qualifizieren konnte. Doch Schwarzmalerei zählte nicht und es entwickelte sich, auch bedingt durch gute Draft Züge eine Aufbruchsstimmung.
Hiermit sind insbesondere Auston Matthews, der bei den Toronto Maple Leafs untergekommen ist und Connor McDavid, den die Edmonton Oilers auswählten, hervorzuheben. Unter ihrer Mithilfe zogen beide Mannschaften nach längerer Abwesenheit erstmals in 2017 wieder in die Playoffs ein.

Die Maple Leafs scheiterten dabei knapp in der ersten Runde der Eastern Conference am Presidents' Trophy-Gewinner Washington Capitals und die Oilers schalteten sogar zunächst den Vorjahresfinalisten San Jose Sharks aus, ehe sie in der zweiten Runde der Western Conference den Anaheim Ducks knapp unterlagen.
Beide Mannschaften dürften aufgrund ihres Kerns an jungen talentierten Spielern, zu denen in Edmonton auch der Deutsche Leon Draisaitl zählt, in der näheren Zukunft in der NHL eine gute Rolle spielen. Hinzu kommt, dass im Sommer ergänzende Neuverpflichtungen getätigt wurden.
Die Senators haben im Mai durch ihren Einzug in das Eastern Conference Finale, wo sie dem späteren Titelträger Pittsburgh Penguins nach sieben Spielen unterlagen, angedeutet, dass sie ebenfalls über ein gutes Potenzial verfügen, aus dem sie in der Zukunft schöpfen können.

Knapp 170 Kilometer weiter östlich residiert der bisher letzte kanadische Stanley Cup Sieger und Rekordmeister aus Montreal. Die Canadiens laufen ihrem Anspruch hinterher wieder am ehesten in das Titelrennen eingreifen zu können. Auch im Frühjahr 2017 war bereits in der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs gegen die Rangers Endstation.
Es bleibt abzuwarten, wie die Canadiens die Abgänge von einigen Stammkräften kompensieren konnten. Sie werden jedoch, ein gesunder Torhüter Carey Price vorausgesetzt, im Kreis der Favoriten bleiben.
Eine gute Entwicklung haben zuletzt auch die Calgary Flames genommen und sich im Sommer weiter verstärkt. Allerdings sind sie sicher ein Außenseiter, wenn es darum geht, die Stanley Cup Flaute Kanadas zu beenden.

Gleiches gilt für die Jets und die Vancouver Canucks, welche im Jahr 2011 die bisher letzte kanadische Mannschaft war, die in das Stanley Cup Finale einziehen konnte, jedoch den Bruins im entscheidenden siebten Spiel zu Hause mit 0:4 unterlag.
Kanada kann nach vielen Jahren der Enttäuschungen positiv in die Zukunft blicken und es dürfte eine Frage der Zeit sein, wann die Durststrecke beendet werden kann. Ein Paukenschlag in diesem Zug wäre ein rein kanadisches Stanley Cup Finale, das durchaus im Bereich des Möglichen sein wird. Ein solches Ereignis ist mittlerweile 28 Jahre her, nachdem sich im Jahr 1989 die Flames und die Canadiens im Stanley Cup Finale duellierten. Viele Fans würden sicher eine Wiederholung dieses oder eines anderen kanadischen Finales begrüßen.