Jochen Hecht äußert sich zu NHL Themen
Der ehemalige NHL-Stürmer schreibt in seiner exklusiven Kolumne über die NHL, Teams und Spieler
von Jochen Hecht / exklusiv für NHL.com/de
Jochen Hecht war lange Zeit zusammen mit Marco Sturm das Aushängeschild des deutschen Eishockeys in der NHL. Nach Marco Sturm hat er mit 833 Spielen in der regulären Saison und 59 in den Playoffs die zweitmeisten eines Deutschen. Seine 463 Punkte in der regulären Saison und 32 in den Playoffs sind bedeutsam. Von 1998 bis 2013 war er in der NHL für die St. Louis Blues, Edmonton Oilers und Buffalo Sabres aktiv. Hecht, der sich heute bei den Adlern Mannheim um die Spielerentwicklung kümmert, wird in einer regelmäßigen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.
Ich verfolge die NHL in erster Linie noch dadurch, dass ich mir beim Frühstück die Highlights der vergangenen Nacht anschaue. Die Statistiken und die Rangliste wird von mir eher weniger beachtet.
Die näher rückende Trading Deadline ist derzeit natürlich ein großes Thema in der NHL. Als ehemaliger Spieler kann ich berichten, dass man natürlich die Gerüchte und Meldungen intensiv verfolgt. Ich war in meiner aktiven Zeit einige Male im Gespräch, aber zu einem Trade an diesem Datum kam es dann nie.
Es gibt aber durchaus einige Spieler, die sich im Vorfeld so ihre Gedanken dazu machen, denn insbesondere wenn eine Familie dranhängt, stellt sich schon die Frage, ob man komplett umzieht oder die Familie erst einmal zurücklässt. Da es am Tag selbst sehr schnell geht, sind vorherige Überlegungen in dieser Richtung nicht verkehrt. Meistens sind ohnehin die Spieler betroffen, deren Verträge am Saisonende sowieso auslaufen.
Viele Spieler schauen an dem Tag auch ESPN Sportscenter oder TSN um auf dem Laufenden zu sein. Manche bekommen es tatsächlich über die Medien mit, dass sie getradet wurden. Das habe ich selbst bei jemanden mitbekommen, der von der Presse angerufen wurde, bevor das Team ihn kontaktierte. Das ist natürlich keine schöne Sache.
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Aber je länger man im Geschäft dabei ist, gewöhnt man sich daran und der Tag wird zu einer Routine wie jeder andere Tag auch.
Zuletzt gab es einige Trainerwechsel in der NHL. Natürlich stellt sich immer die Frage, ob an einem Trainer festgehalten werden sollte oder ob die Entlassung der richtige Schritt ist. Ich habe zehn Jahre lang unter Lindy Ruff bei den Buffalo Sabres gespielt und in meinem letzten Jahr dort wurde er dann entlassen. Er hat eine gewisse Philosophie verfolgt und irgendwann ist die Geduld vom Besitzer aufgebraucht gewesen, als die Leistungen nicht mehr stimmten.
Ich bin der Meinung, dass man Trainern durchaus Zeit geben muss, um ihre Philosophie durchzusetzen, aber ich verstehe auch, wenn die Geduld der Bosse irgendwann zu Ende ist und etwas geändert werden muss, insbesondere wenn das Potenzial in der Mannschaft vorhanden ist und nicht abgerufen wird.
Kommen wir zu Leon Draisaitl, der sich anschickt, den deutschen Saison-Punkterekord von Marco Sturm und mir zu übertrumpfen. Es ist keine Frage ob, sondern wann er es schaffen wird. Er war letztes Jahr schon knapp dran und ich gönne es ihm, denn dass ich zusammen mit Marco den Höchstwert habe, hatte ich sowieso aus der Presse erfahren und nicht einmal selber gewusst. Es ist etwas, auf das man als Spieler weniger schaut.
Leon ist ohne Frage ein herausragender Spieler, der letztes Jahr in der NHL schon gezeigt hat, was er kann. Man darf nicht vergessen, dass er noch sehr jung ist und viel Luft nach oben hat. Es ist schön zu sehen, dass ein deutscher Spieler wie er eine tragende Rolle in einem NHL-Team hat.
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1.000 Punkte wie sie Sidney Crosby diese Woche vollgemacht hat, ist schon ein fantastischer Wert. Er ist ein unglaublich ehrgeiziger Spieler und sicher einer der stärksten Spieler in der Liga an der Scheibe. Wenn er in deren Besitz ist, dann ist es fast unmöglich sie ihm abzunehmen, weil er neben der entsprechenden Stocktechnik die läuferischen Fähigkeiten dazu hat.
Ich weiß, dass er jeden Sommer an seinen Schwächen intensiv arbeitet, um noch besser zu werden. So hat er zuletzt intensiv an seinem Bully gearbeitet und dass er in dieser Saison wieder der Toptorjäger ist, nachdem es zu Beginn der regulären Saison im letzten Jahr nicht so lief, kommt nicht von ungefähr. Er ist für die NHL als Aushängeschild unheimlich wichtig und er zeigt in diesem Jahr wieder, dass er der beste Spieler der Welt ist.