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Carey Price von den Montreal Canadiens gilt bei vielen Beobachtern und Experten der Szene eigentlich als der aktuell wohl weltbeste Torhüter im Eishockey. Zum Playoff-Auftakt stahl ihm nun allerdings einer seiner allerseits anerkannten 'Kronprinzen' in dieser Rolle zunächst einmal die Show. Goalie Henrik Lundqvist, seines Zeichens nicht nur Torhüter der traditionsreichen New York Rangers, sondern auch der Nationalmannschaft Schwedens, feierte in Montreal zum Auftakt der diesjährigen KO-Runde für beide 'Original Six-Franchises nach Abwehr aller auf ihn abgefeuerten 31 Torschüsse seinen insgesamt 10. Playoff-Shutout, führte die Gäste somit zu einem hart erkämpften und bis kurz vor Schluss auf der Kippe stehenden 2:0-Erfolg.

Damit überholte Lundqvist nun clubintern Legende Mike Richter, der es für die Blueshirts auf insgesamt neun Shutouts in den Playoffs brachte. Und trotz seiner insgesamt eher schwachen Bilanz gegen die Canadiens schraubte der Schwede seine persönliche Statistik in KO-Spielen gegen Montreal nun auf 3-0 im Bell Centre.
Sein Gegentorschnitt dort liegt damit aktuell bei 2,01, seine Fangquote bei knapp 94%. In Spielen der Hauptrunde hingegen kommt der Goalie an gleicher Stelle nur auf 4 Siege in insgesamt 14 Spielen, bei einem Gegentorschnitt von knapp 4 Toren und eine Fangquote von unter 88%.
Man sieht, der 'King', wie er liebevoll genannt wird, weiß sich zu steigern, wenn die Eishockeysaison in ihre entscheidende Phase geht.
Der 2:0-Erfolg am Abend war zudem auch insgesamt erst der fünfte Auftritt ohne Gegentor im bereits 68. Aufeinandertreffen in der KO-Runde in der Geschichte der Rangers, Lundqvist der erste Goalie der Franchise der seit Chuck Rayner am 6. April 1950 in Montreal gegentorlos in einem Playoff-Spiel blieb.

Es war der insgesamt 56. Erfolg des Schweden in einem KO-Runden-Spiel. Kein anderer aktiver NHL-Goalie hat hier mehr zu bieten.
Doch wer nun gedacht hätte, dass sein Trainer nach dem Spiel in den höchsten Tönen über seinen Torhüter gesprochen hätte, der wurde von Coach Alain Vigneault überrascht. Dieser gab sich von der Leistung seines Goalies weitestgehend unbeeindruckt: "Er hat genau so gespielt, wie wir es von ihm erwartet hatten. Wir wussten ja schon was er kann. Und in den Playoffs gilt es halt noch einmal eine bessre Leistung abzurufen. Das hat er getan."
Angesprochen auf die in der Hauptrunde zuletzt ja häufiger eher durchwachsenen Leistungen seines Torhüters ergänzte der Übungsleiter: "Ich kann nicht beeinflussen welche Geschichten in den Medien auftauchen. Für uns war seine Statistik in Montreal überhaupt nicht wichtig. Wir kennen sein wirkliches Leistungsvermögen und haben dieses heute von ihm erwartet. Das hat er gezeigt. Aber es war ja auch erst das erste Spiel heute. Es war ein wichtiges Spiel, ein wichtiger Erfolg für uns. Aber jetzt geht es weiter. Es ist ja noch nicht wirklich viel passiert bisher." Klingt nicht gerade euphorisch. Trotz des wichtigen Auftakterfolges, der den Canadiens frühzeitig den möglichen Heimvorteil in der Serie nahm.
Auch der Goalie selber zeigte sich überraschend unaufgeregt: "Es ist immer schön, wenn es mit den Playoffs dann endlich los geht. Man weiß, dass man dann noch einmal mehr zeigen muss. Das hat geklappt heute. Ich bin zufrieden mit dem Auftakt. Aber jetzt muss es so auch möglichst weitergehen. Es ist noch ein weiter Weg für uns."
Auf der Gegenseite sah der Abend natürlich völlig anders aus. Erstmals seit 2010 starteten die Canadiens eine Playoff-Serie ohne eigenen Treffer. Zuletzt war das im Conference-Finale gegen die Philadelphia Flyers der Fall.
Blieb Montreal im ersten Spiel einer Serie ohne eigenes Tor, dann lautet die ernüchternde Bilanz aus Sicht der Kanadier 1-11. Lediglich im Jahre 2004 konnte man die damalige Serie gegen die Boston Bruins noch umdrehen, als man torlos gestartet war.

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Beim zweiten Spiel an gleicher Stelle in der Freitagnacht wird es nun also für die Gastgeber schon darum gehen nicht bereits vorentscheidend ins Hintertreffen zu geraten, bevor die Serie dann für zwei Spiele in den Madison Square Garden nach New York wechseln wird.
"Es ist ja erst ein Spiel gespielt. Uns war allen klar, dass wir nicht völlig ohne Niederlage durch die Playoffs spazieren werden. Es ist eine 'Best-of-7'-Serie. Und man gewinnt nicht alles. Würden wir gerne, geht aber eben nicht so einfach" gab man sich unverändert kämpferisch, ja fast trotzig nach der Pleite im Eröffnungsspiel gegen die Rangers.
Trainer Claude Julien versuchte den Blick schon nach vorne zu richten: "Wir hatten unsere Chancen. Es war insgesamt ein erwartet enges Spiel. Ich bin daher nicht so unzufrieden. Es gelingt eben nicht immer alles. Beide Teams hätten heute am Ende als Sieger vom Eis gehen können."
"Wir müssen eben nur auch unsere Tore schießen. Daran lag es heute."
Was also können die Canadiens am Donnerstag in ihrem Training unternehmen um am Freitag erfolgreicher gegen Lundqvist zu sein?
"Kleinigkeiten, mehr nicht", gab sich Julien unverändert selbstbewusst nach dem Spiel. "Wir wurden nicht überrascht heute."
Bleibt also in erster Linie wohl die Hoffnung, dass der vermeintlich weltbeste Torhüter der Welt, den man ja in Person von Carey Price in den eigenen Reihen wähnt, am Freitag seinerseits seine unbestritten herausragende Klasse unter Beweis stellen kann.