LundqvistOvy

Es ist einer der bedeutensten Wechsel in der Free-Agent-Periode 2020: Henrik Lundqvist, der bislang alle seine 15 Karriere-Jahre bei den New York Rangers verbracht hatte, unterschrieb am 9. Oktober 2020 einen Einjahresvertrag bei den Washington Capitals. In der US-Hauptstadt hat der 38-jährige Schwede noch viel vor: "King Henrik" will sich mit dem Stanley Cup krönen.

"Viele Kästchen abgehakt": Lundqvist entscheidet sich für die Capitals
Lundqvist war einer der prominentesten Namen auf dem Free-Agent-Markt. Lange war "Hank", wie der 1,85 Meter große Torwart auch genannt wird, aber nicht vereinslos: Nur wenige Stunden nach der Öffnung des Free-Agent-Markts war ein neuer Vertrag unterschrieben: Der Vezina-Trophy-Gewinner von 2012 (bester NHL-Torwart) unterschrieb für 1,5 Millionen US-Dollar Jahressalär bis 2021 bei den Capitals.
Die Entscheidung pro Washington ist Lundqvist leicht gefallen: "Seit ein paar Wochen mache ich meine Hausaufgaben, habe alle denkbaren Szenarios für mich durchgespielt und ich muss sagen: bei den Capitals konnte ich jedes Kästchen auf meiner Liste abhaken. Sie haben eine Mannschaft, die weiß, wie man gewinnt, ein großartiges Trainerteam und ich habe die Aussicht, ein paar Spiele spielen zu dürfen. Das waren die Hauptfaktoren für mich", erklärte Lundqvist.

HankCaps228

"Aber es gibt noch so viel mehr, was mir die Entscheidung erleichtert hat. Allen voran, dass ich hier gewinnen kann. An diesem Punkt in meiner Karriere ist das wichtigste. Ich möchte die Möglichkeit haben, etwas zu gewinnen. Ich kenne viele Spieler aus dem Team, habe gegen viele von ihnen über Jahre gespielt und hab vollsten Respekt für sie. Ich bin dankbar und freue mich darauf, zu ihnen zu stoßen. Ich bin seit ein paar Wochen im Training und bin gespannt auf diese neue Herausforderung."
Der Stanley Cup als ultimatives Ziel
Ein Stanley Cup nämlich fehlt dem 38-jährigen Routinier nämlich noch, um seine schon jetzt berauschende Karriere zu vergolden. "King Henrik" besteigt den Thron in Washington - und will sich mit dem Gewinn des Stanley Cup selbst die Krone aufsetzen.
"Wenn du eine Reise beginnst, dann musst du dir zunächst vorstellen, wie sie aussehen und enden wird. Genau das mache ich momentan. Ich sehe mich selbst mit diesem Cup und ich will es mit Washington schaffen", schilderte Lundqvist seine Gedankengänge. "Ich sehe definitiv, dass ich das schaffen werde. Genau das wird auch meine Motivation im Training und in der Vorbereitung auf das Training-Camp sein. Und wann auch immer das Training-Camp startet, werde ich es auch im Hinterkopf haben. Das wäre die ultimative Geschichte. Gleichzeitig darfst du dir selbst auch nicht mehr Druck aufladen wie nötig. Ich sehe es als Motivation und Inspiration und möchte darauf aufbauen."
Kein Direktschuss-Training mit Ovechkin
Folge uns auf [Facebook und Twitter für exklusiven Inhalt und NHL-Neuigkeiten!]
Eine Mannschaft, mit der dieses ambitionierte Ziel zu erreichen ist, findet der Schwede in Washington definitiv vor. Mit Peter Laviolette haben die Capitals einen neuen Trainer verpflichtet, der über Jahre erfolgreich bei den Nashville Predators gearbeitet hat und für eine attraktive und offensive Spielweise steht. Hierfür haben die Caps auch die passenden Spieler wie Abwehrchef John Carlson, den genialen Spielmacher Nicklas Backstrom, den Edeltechniker Evgeny Kuznetsov oder den Scharfschützen und Kapitän Alex Ovechkin.
Auf die Zusammenarbeit mit Letzterem freut sich Lundqvist am meisten: "Das ist schon verrückt. Es waren so viele Jahre mit vielen Kämpfen und ich respektiere ihn dafür, was er erreicht hat. Er ist einer der härtesten Gegenspieler, daran besteht kein Zweifel. Man braucht sich nur seine Statistiken anzusehen, die sprechen für sich. Es hat Spaß gemacht, so viele Jahre gegen ihn zu spielen, er ist auch ein Charakter auf dem Eis. Ich freue mich darauf, mit ihm in einem Team zu spielen."
Bei der täglichen Trainingsarbeit aber hält sich die Freude des Torhüters bei bestimmten Dingen aber auch in Grenzen. Etwa, wenn Ovi seine gefürchteten Direktschüsse abfeuert. "Das einzige, was ich ihm gesagt habe, war, dass ich kein Direktschuss-Training mit ihm machen werde", lachte Lundqvist. "Sein Schuss ist zu hart, also habe ich mich aus dieser Sache schonmal rausgestohlen."
Starter, Backup oder 50:50 - welche Rolle nimmt Lundqvist ein?
Welche Rolle Lundqvist bei den Capitals einnehmen wird, ist dagegen noch offen. Mit dem 23-jährigen Russen Ilya Samsonov weißt Washington einen hochtalentierten Torwart in seinen Reihen. Immerhin hatte "Sammy" in der Vorsaison mit starken Auftritten (91,3 Prozent Fangquote) den mittlerweile zu den Vancouver Canucks abgewanderten Meister-Goalie Braden Holtby verdrängt. Ist "King Henrik" also gekommen, um auf der Bank zu sitzen?

Ilya Samsonov 7.25

"Ich werde einfach so hart arbeiten wie ich kann. Wie genau meine Rolle dann aussehen wird, entscheiden die Trainer", so Lundqvist. "Ich weiß, dass ich eine Chance habe, zu spielen, wenn ich meine Sache gut mache. Ich verstehe aber auch, dass Washington mit Samsonov einen richtig jungen, großartigen Torwart hat. Er hat letztes Jahr richtig gut gespielt. Wie auch immer meine Rolle aussehen wird, ich bin bereit dafür. Aber aktuell habe ich nur Einfluss auf meine eigene Vorbereitung, das Training und meine Einstellung vor dem Beginn der neuen Saison. Wir werden sehen, was dann passiert."
Schwerer Abschied aus New York
Lundqvists Blick geht also klar nach vorne. Mit der Vergangenheit, die mit dem NHL Draft 2000 als Siebtrunden-Pick an 205. Stelle bei den New York Rangers begonnen hatte, hat "Hank" abgeschlossen. Die Broadway Blueshirts planen mit Igor Shesterkin (24) und Alexandar Georgiev (24) mit einem jungen, russischen Goalie-Tandem. Lundqvist wurde vor Kurzem via Buyout aus seinem Vertrag herausgekauft, ist aber mit sich und den Rangers voll im Reinen.

Die Höhepunkte von Henrik Lundqvist

"Im Frühjahr war es sehr hart für mich. Ich konnte schon ein wenig erahnen, wohin diese Reise geht, sodass ich die Zeit hatte, das zu reflektieren und mir über ein paar Dinge Gedanken zu machen. Ich habe ein hohes Level an Dankbarkeit für die Rangers erreicht. Ehrlich gesagt denke ich, dass Dankbar eines der schönsten Gefühle ist, die man jemals haben kann. Ich weiß alles zu schätzen, was sie in den 15 Jahren in denen ich bei ihnen war, für mich getan haben. Sie waren bereit, um ein paar Dinge zu ändern und ihren Umbruch voranzutreiben. Ich habe eine Zeit gebraucht, um mental damit umgehen zu können, denn es war ein großer Schritt. Da möchte ich auch nicht lügen. Es war ein schwieriger Schritt für mich, Lebewohl sagen zu müssen, weil es so eine lange Beziehung war. Als es letzte Woche dann passiert ist, war ich in einer guten Position, weil ich schon im Vorfeld darauf hinarbeiten konnte. Das hat es mir leichter gemacht, die Liebe und Unterstützung, die ich den der letzten Woche erfahren habe, aufnehmen zu können, ich war überwältigt davon."
An ein Karriereende im Alter von 38 dachte Lundqvist allerdings nicht. "Ich war bereit, einen neuen Schritt zu gehen, auf dem Eis nicht mehr ein Ranger zu sein. Es war ein schwieriger Prozess, der über mehrere Monate ging, um mich selbst für ein anderes Team spielen zu sehen und was das für mich als Spieler bedeutet. Je näher dieser Tag kam, desto mehr habe ich mich auf die verschiedenen Optionen gefreut. Es wurde irgendwann kristallklar, dass es das richtige für mich ist, und dass es Washington werden würde", erklärte der Schwede. "ich habe verstanden, wie sehr ich dieses Spiel liebe, wie sehr ich es liebe, mich zu messen. Also habe ich mir meine Optionen angesehen und habe mich darauf gefreut, nach Washington zu gehen. Es war definitiv eine ziemlich emotionale Woche, aber es liegen auch spannende Tage vor mir."