ARI@EDM: Haas gleicht mit erstem NHL-Tor aus

Für den Schweizer Gaetan Haas ging im Sommer der große Traum jedes Eishockeyspielers in Erfüllung und das im eigentlich hohen Alter von 27 Jahren. Am 2. Juli unterschrieb er einen Vertrag mit einem NHL-Team, den Edmonton Oilers. Als ungedrafteter Spieler schaffte er umgehend den Sprung in den Kader und gab sein Debüt bei der Saisoneröffnung am 2. Oktober gegen die Vancouver Canucks. Bereits im nächsten Spiel erzielte er in der vierten Reihe der Oilers seinen ersten Punkt, eine Vorlage auf Joakim Nygards zwischenzeitlichen 4:4-Ausgleich bei einem 6:5-Heimsieg gegen die Los Angeles Kings. Am Montag feierte er schließlich in seinem neunten Spiel für die Oilers gegen die Arizona Coyotes sein erstes Tor.

"Ich wusste, dass ich den Puck berührt hatte, aber ich wusste nicht, ob Kass auch dran war", erinnerte sich Haas nach dem Spiel. Er und sein Mitspieler Zack Kassian lauerten vor dem Tor, als Verteidiger Matt Benning einen Schuss von der blauen Linie abfeuerte. Beide Stürmer versuchten den Puck abzufälschen und der Treffer wurde zunächst Kassisan gutgeschrieben. "Er hat gesagt, dass er vielleicht auch dran war. Ich wusste nicht, wer zuletzt dran war." Nach genauerer Betrachtung wurde die Statistik später zugunsten von Haas korrigiert.
Haas hatte sich in der heimischen National League und der Schweizer Nationalmannschaft für die NHL empfohlen. Der Center schaffte in der Saison 2009/10 den Sprung in die Profimannschaft seines Heimatvereins, des EHC Biel-Bienne. Zur Saison 2017/18 wechselte er zum Lokalrivalen SC Bern, mit dem er 2019 die Schweizer Meisterschaft gewann. In 392 Spielen in der ersten Schweizer Liga kam er auf 192 Punkte (72 Tore, 120 Assists). Für Bern verbuchte er in 97 Spielen 75 Punkte (30 Tore, 49 Assists).
In der Nationalmannschaft entwickelte sich Haas genauso zu einer festen Größe und feierte 2018 mit der Nati die Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft, zu der er mit drei Toren und zwei Assists beitrug. Die Paarung seiner offensiven Qualitäten mit defensivem Verantwortungsbewusstsein rief schließlich mehrere Klubs der NHL auf den Plan, die im Sommer um ihn buhlten. Am Ende sicherten sich die Oilers seine Dienste, um für mehr Tiefe im Kader zu sorgen.

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Sein Weg verlief bisher nicht komplett geradlinig. Am 19. Oktober wurde er nach fünf Spielen zunächst zu den Bakersfield Condors in die AHL abkommandiert. David Aebischer relativierte diesen Schritt in seiner Kolumne für NHL.com/de und sah die Maßnahme als Hilfe, um sich auf die kleinere Eisfläche und andere Veränderungen bei dem Schritt nach Nordamerika einzustellen. Für den Torwart-Veteran war es "ein Schritt zurück, um danach weiter nach vorne zu kommen." Der erfahrene Landsmann von Haas sollte Recht behalten.
Eine Woche später gaben die Oilers bereits bekannt, dass Haas wieder in das NHL-Team zurückbeordert wurde. Seitdem wurde er in vier Spielen eingesetzt und erzielte schließlich sein Tor gegen die Coyotes. Die Oilers verloren das Spiel am Ende in der Verlängerung mit 3:2, doch ohne Haas wären sie womöglich komplett ohne Punkt vom Eis des Rogers Place in Edmonton gegangen. Er glich das Spiel in 56. Minute aus und erzwang damit die Verlängerung.
"Es war ein besonderes Tor, klar", sagte Haas über den unvergesslichen Moment. "Am Ende haben wir aber verloren. Wir kamen im dritten Drittel zurück und es war gut, dass wir das Tor geschossen und einen Punkt geholt haben. Am Ende ist es vielleicht der entscheidende Punkt. Es ist nie gut zu verlieren, aber es ist ein guter Punkt."

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Ein guter Punkt für die Oilers und ein guter Punkt für Haas. Die Pacific Division zeigt sich diese Saison überraschend stark. Die etablierten Teams der Anaheim Ducks, Calgary Flames und Vegas Golden Knights, die als Anwärter auf die drei festen Playoff-Plätze der Division galten, wurden von den Oilers, Vancouver Canucks und Arizona Coyotes überholt, deren Leistungen der vergangenen Jahre nicht unbedingt auf die vorderen Ränge schließen ließen. In einer so hart umkämpften Gruppe kann jeder Punkt entscheidend sein. Aktuell macht der Punkt für die Oilers den Unterschied zur Tabellenführung der Western Conference. Mit 22 Punkten (10-4-2) führen sie ihre Division und die Conference an. Wären sie gegen die Coyotes leer ausgegangen, wären die dann punktgleichen St. Louis Blues aufgrund von weniger ausgetragenen Spielen auf dem Platz an der Sonne.
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So hart umkämpft wie die Playoff-Ränge in der Division sind, sind es auch die Plätze im Kader der Oilers. Das gut funktionierende Team kann auf einige talentierte junge Spieler zurückgreifen, daher herrscht in den hinteren Reihen ein harter Konkurrenzkampf. Mit seinem ersten Tor hat Haas einen wichtigen Schritt gemacht, um sich für weitere Einsätze zu empfehlen.
Haas bleibt nur ein Tag Pause, um sein denkwürdiges Spiel zu genießen und den Oilers nur ein Tag, um die Niederlage zu verarbeiten. Bereits am Mittwoch kann sich der Schweizer um weitere Punkte bemühen und erneut beweisen. Wichtige Tore, wie am Montag könnten durchaus nötig sein. Die Oilers empfangen zum ultimativen Härtetest keinen geringeren als den amtierenden Meister und den direkten Konkurrenten um die Tabellenspitze im Westen, die St. Louis Blues (Do. 2:30 Uhr MEZ; NHL.tv).