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Eigentlich konnte nichts mehr schief gehen: Wann immer die St. Louis Blues in den diesjährigen Playoffs eine Chance hatten, eine Serie zu beenden, dann haben sie diese genutzt. Das war in Runde eins gegen die Winnipeg Jets so gewesen, das war in Runde zwei gegen die Dallas Stars der Fall und nun auch in Spiel 6 im Western Conference Finale gegen die San Jose Sharks.

5:1 behielten die Blues gegen die favorisierten Sharks die Oberhand, entschieden die Serie mit 4:2 Siegen für sich und erhielten dafür die Clarence Campbell Trophäe. Schon früh stellten die Gastgeber die Weichen auf Sieg. David Perron fälschte einen Schuss von Sammy Blais bereits nach 92 Sekunden unhaltbar für Martin Jones im Sharks-Tor ab. Die frühe 1:0-Führung gab dem Team weiteres Selbstvertrauen und heizte die Fans im Enterprise Center von St. Louis noch mal zusätzlich an. Klar, eine frühe Führung ist immer gut. Aber im Fall der Blues ist sie sowas wie ein Sieggarant: Trafen die Blues in den ersten sechs Minuten einer Playoff-Partie, gewannen sie neunmal und verloren nur einmal. Was sollte also noch schief gehen?

Blues-Coach Craig Berube betonte vor dem Spiel zwar noch, dass es immer schwierig ist, eine Serie zu beenden. Seinen Spielern war davon aber nichts anzumerken. Vladimir Tarasenko sorgte mit dem 2:0 nach gut 16 Minuten für weitere Nervenberuhigung bei den Gastgebern. Der Russe hat rechtzeitig in der Serie gegen die Sharks zu der offensiven Form gefunden, die man von ihm gewohnt ist, und die die Blues auch brauchen, um weiter erfolgreich zu sein. In jedem Spiel der Serie gegen das Team aus Kalifornien verbuchte er einen Scorerpunkt (drei Tore, fünf Vorlagen). So etwas gelang bei den Blues vor ihm nur Gary Sabourin im Halbfinale 1969.
"Das ist eine großartige Sache für uns", kommentierte Tarasenko den Einzug der Blues ins Stanley Cup Finale. Und er machte auch gleich eine Ansage: "Wir sind noch nicht fertig! Es gibt noch ein weiteres Team, das wir schlagen müssen." Besonders freute es ihn auch für die Fans und die Stadt, die 49 Jahre auf einen Auftritt ihrer Blues im Stanley Cup Finale warten musste. "Die vergangenen Monate in der Stadt waren einfach verrückt. Die Leute sprechen einen an, wünschen uns viel Glück. Die Fans geben uns viel Kraft."
Diese Kraft haben auch die Sharks zu spüren bekommen. In den letzten beiden Partien der Serie lautete das Ergebnis addiert 10:1 für die Blues. Dylan Gambrell gab den Kaliforniern nach knapp sieben Minuten im zweiten Drittel von Spiel 6 zwar noch etwas Hoffnung. Brayden Schenn machte sechs Minuten später mit dem 3:1 aber klar, wer hier als Sieger das Eis verlassen würde. Ausgerechnet Schenn, mögen sich die Sharks gedacht haben. Denn dieser beendete eine 14 Spiele andauernde Torflaute.
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Aber klar, zwei Tore sind im Eishockey nichts. Und so stellte sich bei Blues-Verteidiger Colton Parayko erst kurz vor Schluss Erleichterung und die Gewissheit des Sieges ein. Zum ersten Mal richtig aufgeatmet habe er nach dem 5:1 von Ivan Barbashev. Der Russe traf zwei Minuten und 15 Sekunden vor der Schlusssirene ins verwaiste Tor der Sharks und machte damit den Deckel auf die Partie.
"Wir haben alle einen guten Job gemacht", befand Parayko. "Wir wussten ja, was auf dem Spiel steht. Es ist unheimlich schwer, in San Jose zu bestehen. Wir wollten es auf eigenem Eis klarmachen", betonte der 26-Jährige. Jeder Wechsel, jeder Spielzug habe gezählt. Und auch Tarasenko bekräftigte, dass sich niemand bei den Blues noch mal vier Stunden lang ins Flugzeug setzen wollte, um nach San Jose zu fliegen. "Jeder war gut vorbereitet."
2016 hatten die Blues ebenfalls gegen die Sharks im Finale der Western Conference gespielt - und verloren. "Da haben wir schon einen kleinen Vorgeschmack bekommen", meinte Blues-Verteidiger Alex Pietrangelo. Doch diesmal ließen sich die Blues die Chance nicht entgehen. Pietrangelo bereitete das 3:1 durch Brayden Schenn vor. Das war sein 13. Scorerpunkt in dieser K.o.-Runde. Damit hat der 29-Jährige die Bestmarke für die meisten Punkte eines Verteidigers der Blues in einem Playoff-Jahr aufgestellt. Den Rekord hielten bislang Joe Micheletti (1981), Jeff Brown (1990, 1991) und Al MacInnis (1999).

SJS@STL, Sp6: Tarasenko trifft in Überzahl vom Kreis

St. Louis hat sich in der Serie gegen die Sharks durch nichts aus dem Konzept bringen lassen. Nicht einmal durch die unglückliche Niederlage in Spiel 3, als dem entscheidenden Tor der Sharks in der Verlängerung ein Handpass vorausgegangen war. Die Blues haben einfach weitergemacht und die nächsten drei Spiele in Folge gewonnen. "Wir haben sehr viel Selbstbewusstsein", betonte Kapitän Ryan O'Reilly. "Wenn wir unter Druck stehen, spielen wir unser bestes Eishockey." So ganz angekommen sei der Erfolg noch nicht bei ihm. "Aber dass wir jetzt um den Stanley Cup spielen können, ist unglaublich." Das war Anfang Januar noch nicht zu erwarten. Da waren die Blues abgeschlagen das schlechteste Team der Liga.
Jetzt müssen sie in eine andere Richtung fliegen. Der nächste Gegner sind die Boston Bruins. "Wir werden nun erst mal ein paar Tage lang den Akku aufladen", sagte Tarasenko. Doch dann werden die Blues wieder ihr Spiel durchziehen. "Wir glauben immer daran, dass wir noch etwas mehr erreichen können", sagte er. Boston sei ein hartes und talentiertes Team. "Aber das sind wir auch." O'Reilly befand ebenso, dass noch viel Arbeit vor den Blues liege. "Aber ich kann's kaum erwarten, bis in Boston zum ersten Mal der Puck geworfen wird", gab er einen Einblick in seine Gefühlswelt.