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NHL.com/de blickt in seiner Serie "International Ice" jeden Sonntag auf das Geschehen außerhalb Nordamerikas und berichtet über Themen oder Spieler aus den europäischen Ligen.
In dieser Ausgabe: Christoph Schubert - der ehemalige NHL-Spieler hat eine Trainerlaufbahn in der DEL2 eingeschlagen.

Sein Profilfoto bei WhatsApp erinnert noch immer an seine erfolgreiche Zeit in der NHL. Darauf zu sehen ist der 39-Jährige, wie er grinsend in der Kabine der Ottawa Senators sitzt. Im Hintergrund hängen noch einige Trikots. "Das Bild ist vor etwa zwei Jahren entstanden. Ich sitze auf dem Platz, auf dem ich auch früher in der Kabine gesessen hab", erzählt er im Gespräch mit NHL.com/de.
Der ehemalige Verteidiger fühlt sich mit den Senators noch immer eng verbunden. Etwa alle zwei Jahre fliegt er in die kanadische Hauptstadt und wärmt alte Kontakte auf. "Es gibt im Team einige Physiotherapeuten und Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle, die ich noch aus meiner Zeit kenne. Mein bester Freund lebt ebenfalls dort. Ich bin immer gerne drüben", sagt er.
Die Erinnerungen an seine Zeit in der NHL sind immer präsent. "Ich habe einen großen Teil meiner Karriere mit Ottawa verbracht. Ich wurde dort gedraftet, habe mein erstes Development Camp gemacht, habe drei Jahre in der AHL gespielt und dann vier Jahre in der NHL." Der gebürtige Münchner wurde beim NHL Draft an Position 127 ausgewählt. Es war das gleiche Jahr, in dem unter anderem auch die Deutschen Marcel Goc, Christian Ehrhoff, Dimitri Pätzold und Dennis Seidenberg gepickt wurden.

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Insgesamt 315 NHL-Spiele bestritt Schubert in der NHL. Von 2005 bis 2009 stand er für die Senators auf dem Eis. Das Highlight: In der Saison 2006/07 erreichte er mit Ottawa das Stanley Cup Finale, unterlag dort allerdings gegen die Anaheim Ducks. 2009/10 absolvierte der schussgewaltige Defensivspieler (25 NHL-Tore) noch eine Spielzeit bei den Atlanta Thrashers, ehe er nach Europa zurückkehrte.
Nach einem kurzen Intermezzo in Schweden bei Frölunda HC landete er bei den Hamburg Freezers in der DEL, bis das Team im Jahre 2016 überraschend aufgelöst wurde. Dennoch blieb er der Stadt an der Elbe zunächst treu und wechselte zum Oberligisten Hamburg Crocodiles. Und zwar nicht nur als Spieler, sondern auch als Mitarbeiter der Geschäftsstelle.
"Mir war immer klar, dass ich dem Eishockey auch nach meiner Karriere treu bleiben werde", erzählt er. "Bei den Crocodiles war ich praktisch ein mitspielender Trainer. Es hat mir brutal viel Spaß gemacht, den Jungs etwas beizubringen und die Erfolge zu sehen. So entstand auch die Entscheidung, dass ich Trainer werden möchte."
Gesagt, getan: Kurz nachdem er im Jahre 2019 seine aktive Laufbahn beendet hatte, trat er seinen ersten Job als Trainer an. In der Saison 2020/21 betreute er als Assistent die deutsche U20-Nationalmannschaft. "Ich war beim Lehrgang mit dabei. Das hat riesigen Spaß gemacht. Es war cool, meine Eindrücke bei der U20 zu sammeln und meine Erfahrung als Verteidiger einzubringen. Gerade wenn die Jungs Richtung Nordamerika blicken, kann ich ihnen erklären, wie dort gespielt wird und was auf sie zukommt."

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Vor der laufenden Saison trat er seine zweite Station an: Schubert ist Co-Trainer in der DEL2 bei den Heilbronner Falken. Er assistiert Trainer Jason Morgan, der in seiner aktiven Zeit selber in der NHL aktiv gewesen ist. 44 Spiele absolvierte der frühere Center. Und zwar für fünf unterschiedliche Teams: die Los Angeles Kings, die Calgary Flames, die Nashville Predators, die Chicago Blackhawks und Minnesota Wild.
"Wir haben früher in der AHL noch gegeneinander gespielt", erinnert sich Schubert. "Jason hatte nun als Trainer bereits einige Erfolge (dreimaliger Meister in der ungarisch-rumänischen Erste Liga, Anm.d.Red.). Wir haben die gleiche Philosophie. Es passt sehr gut zwischen uns." Gemäß seiner früheren Position kümmert sich Schubert vorwiegend um die Verteidiger und das Unterzahl-Spiel.
Die Falken belegten vergangene Saison Platz 8 in der DEL2. "Seitdem gab es einen großen Umbruch im Verein", erklärt Schubert. "Wir befinden uns in einem Aufbaustadium, wollen aber auf jeden Fall in die Playoffs kommen." Der Verein kooperiert mit den Adler Mannheim aus der DEL. "Junge Spieler von den Adlern bekommen bei uns die Spielzeit, die sie brauchen, um den nächsten Schritt zu machen", erzählt Schubert.
Er weiß um die Verschiedenheit zwischen den beiden stärksten deutschen Ligen: "In der DEL2 wird auch ein schnelles und hartes Eishockey gespielt. Alle Spiele sind hart umkämpft. Allerdings spielen wir hier nur mit vier Ausländern. In der DEL gibt es neun ausländische Spieler. Das ist ein großer Unterschied. Dafür aber können sich die jungen Spieler hier richtig gut entwickeln. Die DEL2 ist eine tolle Plattform."

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Aufgrund der Kooperation mit den Adler Mannheim stand Schubert im Sommer auch mit Tim Stutzle auf dem Eis, der sich bei seinem Ex-Verein auf die Saison in der NHL vorbereitet hat. Schubert drückt ihm die Daumen, dass auch er irgendwann mit den Senators im Stanley Cup Finale steht: "Ich schaue jeden Tag, wie Ottawa gespielt hat und was dort Sache ist."
Und wie sieht seine eigene Zukunftsplanung aus? "Mein Ziel ist auf jeden Fall, dass ich irgendwann einmal in die DEL komme, auch als Cheftrainer", antwortet er. "Aber jetzt bin ich mit meinen 39 Jahren erst einmal froh, hier in Heilbronn zu sein. Ich kann mich hier jeden Tag weiterentwickeln."
Zudem ist Schubert weiterhin TV-Experte bei MagentaTV. "Mein Leben dreht sich rund um die Uhr um Eishockey", stellt er klar. "Das ist meine Leidenschaft. Etwas Anderes möchte ich gar nicht machen."