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Hedman marschiert auf seinen 700. NHL-Einsatz zu

Der Verteidiger der Tampa Bay Lightning ist stolz auf das bisher Erreichte und strebt nach mehr

von NHL.com/de @NHLde

NHL.com/de hat sich im Rahmen der European und North American Player Media Tours mit einigen der besten Spieler aus der NHL zu längeren Gesprächen getroffen. Mit diesen Exklusivinterviews werden wir euch im September auf die bevorstehende Saison 2019/20 einstimmen.

In dieser Ausgabe Victor Hedman von den Tampa Bay Lightning.

Wie hast du deine Saisonvorbereitung im Laufe der Jahre angepasst?

Die größte Veränderung habe ich vor etwa sieben Jahren vorgenommen. Seinerzeit hatte ich mich entschlossen, mir einen neuen Athletiktrainer zu suchen. Mit ihm arbeite ich bis zum heutigen Tag zusammen. Ich bin nun schon so lange im Geschäft, da weiß man, wie man sich auf eine Spielzeit vorbereiten muss.

Macht man mit zunehmendem Alter noch neue Dinge ausfindig, die einem weiterhelfen?

Ich denke schon. Ich versuche mich ständig zu verbessern. Und mein Athletikcoach hat mich in die Lage versetzt, dass dies möglich ist. Er macht seine Sache sehr gut. Von daher bin ich glücklich darüber, wie es im Moment läuft.

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Mit dem bitteren Ende der letzten Saison hätten die wenigsten gerechnet. Wie erging es dir, der du mittendrin warst?

Es ist wirklich schwer, eine ganz bestimmte Ursache dafür zu benennen. Grundsätzlich geht es in der NHL eng zu. Jeden Sieg muss man sich erst erarbeiten. Unsere überragende reguläre Saison hat dazu geführt, dass wir in den Playoffs die Rolle des Topfavoriten innehatten. Dann trafen wir mit den Blue Jackets auf ein Team, dem beinahe alles gelang. Sie waren physisch enorm stark, agierten hart gegen den Mann und versuchten, ihr Spiel einfach zu halten. Sie leisteten sich zudem so gut wie keine Strafzeiten. Von daher hatten wir kaum Gelegenheit, unser Powerplay aufzuziehen, das uns über das gesamte Jahr hinweg ausgezeichnet hat. Das soll aber keine Entschuldigung sein. Unsere Leistung hat einfach nicht gereicht. Wir müssen daraus Lehren ziehen und versuchen, in der neuen Saison eine Schippe draufzulegen.

Hast du das frühe Playoff-Aus inzwischen komplett verdaut oder spukt es noch im Kopf herum?

Man versucht in erster Linie aus solchen Situationen zu lernen. Das ist im Prinzip die einzige Last, die ich noch mit mir herumschleppe, wenn man so will. Mein großes Ziel bleibt, das Finale zu erreichen und den Stanley Cup hochzustemmen. Wie gesagt: Rückschläge und Fehler sind dazu da, um zu lernen und es in Zukunft besser zu machen. Alles andere kann man sowieso nicht mehr ändern.

Wie steht es um deine Fitness?

Meinem Körper geht es großartig. Ich konnte das tun, was ich mir für diesen Sommer vorgenommen habe. Ich hatte das Glück, bei meinem Heimatverein Modo auf dem Eis zu stehen. Die Leute dort passen gut auf mich auf, seitdem ich nach Tampa gewechselt bin. Meine Offseason ist prima verlaufen und ich freue mich auf die letzten Vorbereitungswochen, in denen ich mir in Tampa den Feinschliff hole.

 

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Bist du vom Leistungsvermögen her schon bei 100 Prozent?

Auf jeden Fall. Wenn dem nicht so wäre, würde ich jetzt nicht daheim in Schweden sein, sondern in Tampa. Ich bin bereit für die neue Saison und freue mich, wenn es losgeht.

Man muss also nicht befürchten, dass ihr als Mannschaft angeknackst in die Saison geht?

Wir wissen, was wir können und haben das in der zurückliegenden Hauptrunde trefflich unter Beweis gestellt. Aber die anderen Teams haben sich auch viel vorgenommen. Wir können deshalb keineswegs davon ausgehen, dass die reguläre Saison wieder ein Selbstläufer für uns wird und wir nur auf die Playoffs warten müssen. Alles beginnt mit Tag eins des Trainingscamps. Wir haben ein paar Veränderungen im Kader vorgenommen. Von daher gibt es viel zu tun. Wir müssen sicherstellen, dass wir die Saison in gleicher Weise angehen wie voriges Jahr und auf ein erfolgreicheres Ende als zuletzt zusteuern.

 

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Wie gehst du die neue Saison an? Wie immer mit dem Ziel, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen?

Exakt. Jedes Mal, wenn man aufs Eis geht, will man das Match gewinnen. Wenn wir wieder eine Erfolgsserie mit über 60 Siegen hinlegen, wäre das toll. Das ändert aber nichts daran, dass wir ein weitaus größeres Ziel verfolgen, nämlich den Stanley Cup zu holen. Aber dafür müssen wir zunächst einmal den Einzug in die Playoffs sicherstellen. Wie ich bereits erwähnt habe, ist die Liga allein schon durch den Salary Cap enorm ausgeglichen. Es ist nicht wie im Fußball, wo von vornherein klar ist, dass Teams wie Real Madrid, Barcelona oder Manchester City alles automatisch dominieren. Aber genau das liebe ich an Eishockey. Es ist ein unvorhersehbares Spiel. Viel kommt auf die Tagesform oder andere Umstände an, wie zum Beispiel, ob eine Mannschaft von Verletzungspech geplagt wird. Wir nehmen die Saison jedenfalls hochmotiviert in Angriff und hoffen, dass sie diesmal für uns erst im Juni zu Ende geht.

Dir fehlen noch vier Spiele zur Marke von 700 NHL-Einsätzen. Was bedeutet diese Zahl für dich?

Die Zeit ist unheimlich schnell vergangen. Ich muss mir immer wieder vergegenwärtigen, dass ich noch nicht mal 29 Jahre alt bin. Ich wünsche mir, dass ich gesund bleibe und noch viele Jahre dabeibleiben kann. Ich genieße jeden Tag. Es ist für mich ein Privileg, in der NHL zu spielen und kurz vor meinem 700. Einsatz zu stehen. Ich freue mich, nun schon so lange für das Team aufzulaufen, das mich gedraftet hat. Tampa Bay ist ein ganz spezieller Ort für mich. Es ehrt mich, dass ich das Trikot mit dem Blitz tragen darf und zusammen mit Persönlichkeiten wie Stammer (Steven Stamkos - d. Red.) auf dem Eis zu sein. Wir sind es unseren Fans, unserem Eigner und der Stadt schuldig, jeden Abend unser Bestes zu geben.

Denkst du oft an das bisher Erreichte oder blendet man das im Alltag eher aus?

Es gibt viele Dinge, an die ich häufig und gerne zurückdenke und die mich stolz machen. Die Tatsache etwa, dass ich der erste Spieler der Bolts war, der die Norris Trophy gewonnen hat. Das vergisst man nie. Aber die ultimative Trophäe - der Stanley Cup - fehlt mir in der Sammlung. Wir wollen alles dafür tun, den Pokal nach 2004 ein weiteres Mal nach Tampa zu holen und ihn unseren tollen Fans, die uns auf so fantastische Weise unterstützen, zu präsentieren. Wenn ich mich recht entsinne, war unsere Arena 180 oder 190 Mal in Folge ausverkauft. Das ist eine unglaubliche Zahl. Wir reden schließlich von Florida, wo Eishockey nicht den Stellenwert hat wie in anderen Regionen. Aber wir haben bewiesen, dass diese Sportart hier wachsen kann. Tampa hat sich zu einer Eishockey-Stadt entwickelt und ich bin froh, dass ich dort gelandet bin.

Zu den großen Eishockey-Städten zählt auch Stockholm, wo ihr bei der Global Series antreten werdet. Freust du dich auf die beiden Gastspiele?

Ich freue mich wahnsinnig darauf. Gut ist auch, dass wir davor schon über zehn Spiele absolviert haben werden. Das bedeutet, dass die Zuschauer zwei Teams zu sehen bekommen, die sich schon im Saisonmodus befinden. Ich werde ein paar Tage früher anreisen, um Familienmitglieder und Freunde zu treffen. Ich habe früher schon mal im Globe gespielt, habe aber kaum noch Erinnerungen daran. Nach den Auftritten mit Tampa wird das bestimmt anders sein.

Bei der Global Series werden sicher viele junge Anhänger im Publikum sein. Spürst du da eine besondere Verantwortung?

Na klar. Und ich trage diese Verantwortung gerne. Ich möchte ein Vorbild sein für die jungen Leute in Schweden. Sie haben bei der Global Series die Gelegenheit, uns um 19 Uhr anstatt mitten in der Nacht live zu sehen. Das ist für sie natürlich viel schöner. Ich habe in meiner Heimatstadt seit zehn Jahren eine Eishockey-Schule. Die Jungs können es kaum erwarten, nach Stockholm zu fahren und die Spiele zu verfolgen. Das bedeutet mir sehr viel. Nicht nur sie sind voller Vorfreude, sondern auch ich.

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