josi

Es war nur ein kurzer Pass und dennoch hatte er für Roman Josi eine große Bedeutung: Mit genau diesem Zuspiel sicherte sich der Kapitän der Nashville Predators am vergangenen Samstag in der Partie gegen die Chicago Blackhawks einen Assist und zugleich einen Eintrag in die Geschichtsbücher der NHL. Dort ist der Blueliner jetzt als erfolgreichster Schweizer Scorer aller Zeiten in der Liga verzeichnet. Die Vorlage war sein 435. Scorerpunkt in einer regulären Saison, womit er die alte Bestmarke von Mark Streit übertraf, der 434 Zähler zwischen 2005 und 2017 gesammelt hatte.

Dass er ausgerechnet seinen Freund und Mentor als Rekordhalter abgelöst hat, mache ihn stolz, verriet Josi in einem Exklusiv-Interview mit NHL.com/de. Möglich geworden sei die Bestmarke, weil er auch als Verteidiger viel Stürmerblut besitze und über eine gute Physis verfüge, auf die er sehr achte. Zudem sprach der 30 Jahre alte Berner über den Aufschwung der Predators nach dem holprigen Saisonbeginn und die Ziele für den Rest der Spielzeit.
Ähnliches: [Mark Streit hält Josi und Draisaitl für wichtige Aushängeschilder]
Wie fühlt es sich an, der bester Schweizer Scorer aller Zeiten in der NHL zu sein?
Das ist eine Riesenehre für mich. Mit Mark Streit habe ich ja nun ausgerechnet einen sehr guten Freund von mir übertroffen. Er ist immer mein Vorbild gewesen und hat unglaublich viel für das Schweizer Eishockey und für mich getan. Von daher macht es mich natürlich stolz, in einer Reihe mit einer Persönlichkeit und Eishockeylegende wie ihm zu stehen.
Es haben sicher unheimlich viele Leute zu diesem Meilenstein gratuliert. War vielleicht ein Glückwunsch darunter, der dir besonders viel bedeutet hat?
Die Gratulation von Mark war etwas ganz Spezielles für mich, weil es sein Rekord war, den ich verbessert habe, und wir wie gesagt sehr eng befreundet sind. Er hat mit mir trainiert und hat mir auch abseits des Eises extrem viel geholfen. Von daher haben mir seine Glückwünsche eine Menge bedeutet.
Ähnliches: [Lob und Ehre von Schweizer Kollegen für Josi]
Hattest du seit Samstag zwischendurch mal die Zeit, innezuhalten und zu reflektieren, welche Höhepunkte den Weg zum Rekord gesäumt haben?
Klar erinnert man sich nach so einem Moment an ein paar Highlights. Ein Höhepunkt, an den ich oft denken muss, ist mein erstes NHL-Spiel (am 26. November 2011 gegen die Detroit Red Wings - d. Red). Es ist immer sehr interessant, wenn man darauf zurückschaut. Ich kann mich noch so gut daran erinnern, als wäre es gestern gewesen. Dabei sind seitdem mittlerweile schon fast zehn Jahre vergangen. Das kann ich manchmal gar nicht glauben. Ich empfinde es immer noch als Privileg, in der NHL spielen zu können. Und das nun schon seit so langer Zeit.
Du hast im Vorjahr neben der Norris Trophy für den besten Verteidiger auch die teaminterne Scorerwertung gewonnen und bist auch diese Saison wieder vorne mit dabei. Kann man sagen, dass auch ein gerüttelt Maß Stürmerblut in deinen Adern fließt?
(lacht) Ja, auf alle Fälle. Bis zum Alter von 14 oder 15 Jahren habe ich Stürmer gespielt bei den Junioren. Ich hatte eigentlich immer einen gewissen Offensivdrang. Auch als ich später zum Verteidiger umgeschult worden bin, hat es mir immer noch viel Spaß gemacht, in den Angriff zu gehen. Von daher konnte ich meine offensive Seite ganz gut ausleben, vor allem als ich noch jünger war.

Josi ist der neue punktbeste NHL-Spieler der Schweiz

Um über die Jahre so erfolgreich zu sein und so viele Spiele mit beträchtlicher Eiszeit zu bestreiten, braucht es eine gute Physis. Was ist dein Fitnessgeheimnis?
Ein entscheidender Punkt ist die Regeneration. Das gilt in besonderem Maße für eine strapaziöse Saison, wie wir sie dieses Jahr erleben. Wir sind ja fast jeden zweiten Tag im Einsatz. Ich achte deshalb darauf, dass ich mich zwischen den Spielen gut erhole. Viel Schlaf und ordentliches Stretching sind dabei sehr wichtig für mich. Die physischen Grundlagen für die Saison legt man aber schon im Sommer mit einem gezielten Aufbauprogramm. In dieser Zeit muss man dafür sorgen, dass man zu Saisonbeginn in Top-Form ist, was die körperliche Verfassung angeht.
Ihr habt euch als Team nach einer holprigen Anfangsphase in den vergangenen Wochen deutlich gesteigert und bis auf einen Playoff-Spot in der Discover Central Division vorgekämpft. Was waren die Gründe für den Aufschwung?
Ein wichtiger Grund sind unsere beiden Torhüter (Juuse Saros und Pekka Rinne - d. Red.). Sie haben in letzter Zeit wirklich unglaublich gut gespielt und etliche Spiele für uns gewonnen. Hinzu kommt, dass wir insgesamt konstanter in unseren Leistungen geworden sind. Selbst das Verletzungspech; das wir seit einiger Zeit zu beklagen haben, hat daran nichts geändert. Jeder Spieler, der ins Lineup gekommen ist, füllt seine Rolle perfekt aus. Die starken Teamleistungen haben viel dazu beigetragen, dass es besser läuft als am Anfang der Saison. Wir wissen, was uns erfolgreich macht und wie wir Spiele gewinnen können.
Ähnliches: [Josis Rekord wird ab sofort von vielen Schweizern gejagt werden]
Wie weit kann es deiner Meinung nach für die Predators gehen in dieser Saison?
Im Moment befinden wir uns fast schon im Playoff-Modus. Es ist in unserer Division ein ganz enger Kampf um einen Playoff-Platz. Nach dem momentanen Stand wären wir dabei, aber es sind einige Teams hinter uns, die uns den Platz streitig machen wollen. Von daher ist jedes Spiel enorm wichtig für uns. Jeder einzelne Punkt zählt, um es in die Playoffs zu schaffen. Darauf liegt zunächst unser gesamter Fokus. Wenn man es einmal in den Playoffs geschafft hat, ist im Prinzip alles möglich. Klar, die Top-3-Teams in unserer Division sind dieses Jahr extrem stark und haben sehr gut gespielt. Von daher muss man abwarten.
Die Predators-Fans gelten mit als die besten in der NHL. Was bedeutet es für euch, dass nun zumindest wieder ein paar Zuschauer bei den Spielen in der Bridgestone Arena dabei sind?
Das ist super. Wir haben unsere Fans und die tolle Atmosphäre sehr vermisst. Ich glaube, das ist allen Teams so gegangen. Selbst die wenigen Zuschauer machen einen Unterschied. Sie sind laut, aber können natürlich nicht die gleiche Stimmung erzeugen, wie wenn die Ränge mit 17.000 Leuten gefüllt wäre. Wir hoffen deshalb, dass wir bald wieder volle Arenen haben können. Das Spiel macht umso mehr Spaß, wenn Publikum dabei ist.