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Lange sah es in der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs so aus, als wenn Leon Draisaitl nicht an die Form der regulären Saison anknüpfen könne. In 82 Spielen verbuchte er phänomenale 77 Punkte (29 Tore, 48 Assists), so viele wie kein Deutscher jemals vor ihm, und schloss sensationell als Achter der NHL Scorerliste ab.

In der Playoff Serie der Western Conference gegen die San Jose Sharks blieb Draisaitl in den ersten vier Spielen der Serie jedoch ohne Punkt und konnte dem Spiel nicht wie gewohnt seinen Stempel aufdrücken.
"Die ersten paar Spiele habe ich nicht gespielt, wie ich es wollte oder wie ich es von mir erwarte", sagte Draisaitl. "Habe nicht wirklich zu meinem Spiel gefunden. Danach habe ich nur gesagt, 'Neu sortieren und zurück zu deinem Spiel kommen' und die letzten zwei Spiele waren wirklich gut, denke ich."
Kein Wort verliert Draisaitl darüber, dass ihn ein grippaler Infekt plagte und er infolgedessen nicht ganz fit war. Trotzdem biss er sich durch und war sowohl im fünften Spiel bei 4-3 Heimerfolg in der Verlängerung nach einem 1-3 Rückstand mit zwei Vorlagen, als auch im sechsten Spiel beim entscheidenden 3-1 Erfolg in San Jose mit dem Führungstor wieder voll auf der Höhe.

"Er spielte wie ein Mann in den letzten zwei Spielen", sagte Oilers Torhüter Cam Talbot. "Man konnte es sehen, wie er sich beim Alleingang [in Spiel 6 gegen Justin Brown] durchsetzte und ihn zwischen den Beinen vollendete. Und in Spiel 5, der Pass beim zweiten Tor rückwärts zu [Mark Letestu] und beim Siegtreffer in der Verlängerung [zu David Desharnais], er ist so gut im Verteidigen des Pucks und im Spielen der besonderen Pässe, die nicht viele Spieler drauf haben, auch mit der Rückhand."
Doch ein ungeschriebenes Gesetz sagt, "je tiefer es in den Playoffs geht, desto mehr zeigt sich die Größe eines Spielers". Draisaitl wird demnach in der kommenden Runde noch mehr unter Beobachtung stehen, genauso wie sein Stürmerkollege Connor McDavid. Die Oilers bereiten sich intensiv auf die Serie der zweiten Runde gegen die Anaheim Ducks vor, die sie am Mittwoch (10:30 p.m. ET; NBCSN, SN, TVA Sports; Do. 4:30 Uhr MESZ) zunächst auswärts im Honda Center beginnen müssen.
Draisaitl, der gegen die Sharks 59,37 % seiner Bullies gewann, wird dann vornehmlich auf die Reihe von Ryan Kesler treffen, die versuchen werden, ihn und McDavid hart anzugehen. Es wird also physischer werden als in der Runde zuvor.
"Sie werden versuchen uns auszuschalten", sagte Draisaitl. "Es war in der regulären Saison nicht anders. Wir wissen, dass sie versuchen werden, sie gegen uns so oft wie möglich zu bringen, aber wir kennen das schon und ich gehe davon aus, dass wir weiterhin damit klar kommen werden."
Doch nicht McDavid war es, der in den Spielen gegen Anaheim in der regulären Saison glänzte, sondern Draisaitl. Der 21-jährige Kölner scheint es zu mögen gegen die Ducks zu spielen. Er erzielte gegen diesen Gegner in fünf Spielen dieser Saison sechs Tore, zwei davon in der Verlängerung, und bereitete zwei weitere vor.
"Wir hatten heiße Duelle gegen diese Jungs und ich erwarte jetzt nicht weniger als das", führt Draisaitl weiter aus. "Es wird wirklich intensiv werden und beide Teams haben große Spieler, die es mögen physisch zu spielen. Ich bin sicher, dass es eine unterhaltsame Begegnung wird."

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Ein großer Spieler, der seinen Landsmann sicher auch nicht verschonen wird, ist Ducks Verteidiger Korbinian Holzer, wenn ihn Trainer Randy Carlyle aufbieten sollte. Im ersten Spiel der ersten Runde gegen die Calgary Flames musste der 29-jährige Münchener noch zuschauen, doch ab dem zweiten Spiel war er in den folgenden drei mit von der Partie.
Sein Einsatz wird davon abhängen, wie fit seine Kollegen in der Verteidigung von Anaheim sein werden und ob defensive Stammkräfte wie Cam Fowler, er verpasste die komplette erste Runde wegen einer Knieverletzung, oder Sami Vatanen (oberer Körperbereich) wieder fit werden.
Ein Duell der beiden Deutschen, die im vergangenen Jahr sowohl bei der Weltmeisterschaft 2016 in Russland im Mai, als auch bei der Olympia Qualifikation in Lettland im September, sowie der Vorbereitung darauf, gemeinsam für Deutschland auf dem Eis standen, gäbe dem Aufeinandertreffen eine besondere nationale Würze.