Flames salute home crowd

Nach 64 Sekunden in der Verlängerung sorgte Brock Nelson mit einem satten Handgelenkschuss vom Slot für trübe Minen bei den Besuchern des Xcel Energy Centers von St. Paul und 2000 Kilometer nordwestlich für Feierlaune in den Sportsbars der 17th Avenue. Nelson hatte die New York Islanders zu einem 3:2-Sieg im Spiel gegen die Minnesota Wild verholfen und in Calgary wurde der St. Patrick's Day mit dem Einzug der Calgary Flames in die Stanley Cup Playoffs 2019 begossen.

Das Rot der Flames löste das Irische Grün als Farbe des Abends ab. Keiner der Jubelnden hätte vor gut fünf Monaten daran zu glauben gewagt, dass sich ihre Flames als erstes Team der Western Conference für die Playoffs qualifizieren würden. Ein Jahr nachdem sie mit einem Rückstand von elf Punkten auf eine Wildcard nur den elften Platz im Westen belegt hatten, können sich nun die Flames bei noch zehn ausstehenden Spielen intensiv auf die kommende Postseason vorbereiten.
Ähnliches: [Tkachuk und Gaudreau führen Calgary an die Spitze]
Die Mannschaft von Bill Peters stellte in dieser Saison mehrere Marken auf, und könnte noch welche hinzufügen, die an goldene Zeiten des Klubs erinnern lassen. Seit der Saison 1988/89, jenes Jahr, in dem sie ihren bisher einzigen Stanley Cup Triumph feierten, kamen sie nicht mehr schneller zu 40 Siegen (64 Spiele) und 90 Punkten (69 Spiele) wie in diesem Jahr. Sie liefern sich mit den San Jose Sharks sowohl einen harten Kampf um den ersten Platz in der Pacific Division, wie auch um den Conference-Titel, den sie zuletzt von 1987 bis 1989 in der damaligen Clarence Campbell Conference dreimal in Folge holten.
Seit der Saison 1994/95 schlossen sie nur zweimal (3. 2005/06; 5. 2008/09) die Western Conference besser ab als auf dem sechsten Platz. Wer mag angesichts ihres 13-Punkte-Vorsprungs gegenüber den auf dem sechsten Rang liegenden St. Louis Blues noch daran zweifeln, dass es den Flames in diesem Jahr erneut gelingen möge.
Calgary begeistert durch seine offensiv ausgerichtete Spielweise nicht nur die eigenen Anhänger sondern jeden Eishockey-Fan, der es nicht gerade mit ihren Gegnern hält. In 22 Partien erzielten die Flames mindestens fünf Tore. Noch fünf weitere torreiche Spiele dieser Art fehlen ihnen, um die 27 aus der Spielzeit 1992/93 einzustellen. In der selben Saison lautete ihr Torverhältnis 322:282, seither kamen die Flames nicht mehr annähernd auf eine Differenz von +40 - aktuell liegt sie bei +50!

NYR@CGY: Tkachuk mit dem Zweiten zum fünften Punkt

Ihre fast schon traditionelle Heimstärke stellen die Flames erneut unter Beweis, doch anders als in den vergangenen Jahren, sind sie jetzt auch dabei eine Franchise-Bestmarke bei den Auswärtssiegen aufzustellen. 21 Mal haben sie bereits auf fremdem Eis gewonnen (21-14-2), noch zwei weitere Siege fehlen ihnen und die Marke von 22 doppelten Punktgewinnen in der Fremde aus den Jahren 1987/88, 1988/89 und 2014/15 wäre geknackt. Der Ehrgeiz ist groß, sich auch diesen Rekord zu holen. Die Vancouver Canucks (23.3.), die Sharks (31.3.), die Los Angeles Kings (1.4.) und die Anaheim Ducks (3.4.) dürfen sich als Gastgeber der Flames in deren letzten vier Auswärtsspielen schon mal warm anziehen.
Nur weil jeder Einzelne über sich hinausgewachsen ist, war es überhaupt möglich geworden, dass der im südlichen Alberta beheimatete Klub seine beste Saison seit Jahrzehnten hinlegt. Die Mitt-Zwanziger Johnny Gaudreau, 25, und Sean Monahan, 24, steigerten sich von 84 (24 Tore, 60 Assists) und 64 (31 Tore, 33 Assists) in 2017/18 auf 91 (34 Tore, 57 Assists) und 76 (31 Tore, 45 Assists) Scorerpunkte. Der schwedische Center Elias Lindholm überbot seine Punkte-Bestmarke aus Hurricanes-Zeiten (2017/18: 16 Tore, 28 Assists) um 75 Prozent und liegt bei 77 Scorerpunkten (27 Tore, 50 Assists) und mit Matthew Tkachuk (32 Tore, 41 Assists) komplettiert ein erst 21-jähriger US-Amerikaner Calgarys Ü70-Scorer-Riege.
Die neuesten Nachrichten aus der NHL auf Twitter bekommst Du bei [@NHLde]
Es sind aber nicht nur die aufstrebenden jungen Stürmer der Flames, die für Furore sorgen. Mit Kapitän Mark Giordano zeigt ein erfahrener Blueliner, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. 67 Punkte (14 Tore, 53 Assists) hat Giordano mittlerweile auf seinem Konto, er liefert die beste Saison seiner 13-jährigen NHL-Karriere ab und ist nach Nicklas Lidstrom (2005/06, 2006/07, 2007/08, 2010/11) für die Detroit Red Wings, Al MacInnis (1998/99, 2002/03) für die St. Louis Blues und Sergei Zubov (2005/06) für die Dallas Stars erst der vierte Verteidiger in der NHL-Geschichte, der es mit 35 Jahren oder älter auf über 60 Scorerpunkte bringt.
Trotz des bisher Erreichten, für das man ihnen Tribut zollen muss, sehen sich die Spieler der Flames noch keineswegs am Ziel. Sie haben sich Größeres vorgenommen. 2015 war für sie in der zweiten und 2017 bereits in der ersten Playoff-Runde Schluss, ihre Reise durch die Playoffs 2019 soll deutlich länger dauern.