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Olympia 1932: Deutschland holt Bronze

Erster internationaler Erfolg vor 85 Jahren - Rudi Ball und Gustav Jaenecke die großen Stars im Team

von Axel Jeroma / NHL.com/de Autor

Während der Saison 2016-17 wird NHL.com/de in den Archiven stöbern, um die beste Kollektion einige der erinnerungswürdigsten und historischen Ereignisse in der Geschichte des deutschen, österreichischen und Schweizer Eishockeys zu präsentieren. Von Debüts und Meilensteinen bis zu Verwicklungen und Ergebnissen, lassen wir jeden Monat Tage vergangener Jahre aus dem Blickwinkel von heute in unserer einjährigen Serie aufleben. Dieses Jahr, Klassiker vermischen sich mit der Gegenwart. Dieses Jahr, Geschichte wird sich wiederholen.

Um ein Haar hätte es den ersten großen internationalen Erfolg für das deutsche Eishockey gar nicht gegeben. Weil wegen der Weltwirtschaftskrise auch in Deutschland die Kassen klamm waren und die Schiffspassage nach Übersee mehr kostete als das Budget hergab, stand die Teilnahme des Eishockeyteams bei den Olympischen Spielen 1932 in Lake Placid lange auf der Kippe. Am Ende half die amerikanische Regierung aus und sponserte die Dienstreise der Deutschen zum Turnier. Die nahmen die Unterstützung dankbar an und holten sich Bronze.

Das Engagement der US-Regierung erfolgte jedoch wohl nicht ganz uneigennützig. Denn ohne Deutschland hätten mit Kanada, den USA und Polen nur drei Mannschaften teilgenommen. Jede hätte bereits vor dem Eröffnungsbully eine Medaille sicher gehabt - eine sportliche Farce zweifelsohne.

Mit vier Nationen blieb zumindest ein Hauch von Spannung gewahrt. Das Turnier wurde vom 4. bis 13. Februar im Ligamodus in einer Doppelrunde ausgetragen. Gold gewann Kanada, Silber ging an die USA. Für Polen blieb nur der undankbare vierte Platz.

Das Eröffnungsspiel trugen Kanada und die USA am 4. Februar im Sheffield Speed Skating Oval von Lake Placid aus. Nach zweimaliger Verlängerung behielten die Ahornblätter die Oberhand.

Am gleichen Tag standen sich in der Olympic Arena Deutschland und Polen gegenüber. Den ersten deutschen Turnier-Treffer markierte Gustav Jaenecke nach zwölf Sekunden im zweiten Drittel. Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich von Aleksander Kowalski machte Martin Schroettle im letzten Abschnitt den 2:1-Sieg für Deutschland perfekt. Das zweite Duell dieser beiden Teams am 13. Februar ging noch deutlicher zugunsten der Deutschen aus. 4:1 (0.0, 2:1, 2:0) hieß es am Ende, was Deutschland endgültig die Bronzemedaille sicherte.

Wenig zu bestellen hatte das deutsche Team in den vier Duellen gegen die beiden nordamerikanischen Auswahlmannschaften. Gegen die USA setzte es zwei deutliche Niederlagen (0:7, 0:8). Ein wenig besser sah es bei den Vergleichen mit den Kanadiern aus (1:4, 0:5). Beim ersten Aufeinandertreffen gewannen die Deutschen sogar das letzte Drittel mit 1:0.

Die Delegation der deutschen Nationalmannschaft für Lake Placid umfasste gerade einmal zehn Aktive. Darunter befand sich mit Walter Leinweber aus Füssen nur ein einziger Torwart - und man höre und staune - kein Coach an der Bande.

Doch damals war das nicht unüblich. In der Anfangszeit des deutschen Eishockeys gab es nämlich noch keine richtigen Trainer. Die Aktiven auf dem Eis erhielten taktische Anweisungen von sogenannten Außenkapitänen oder anderen Offiziellen.

Einer der großen Stars der deutschen Mannschaft jener Tage war der Berliner Gustav Jaenecke. In den Jahren von 1926 bis 1937 gewann er mit dem Berliner SC neun nationale Meisterschaften und zweimal den Spengler-Cup.

Dabei überzeugte er durch seine Torgefährlichkeit, seine Vielseitigkeit und Ausdauer. Er lief meist als Linksaußen auf, agierte aber auch als Verteidiger und blieb mitunter sogar die gesamte Spielzeit auf dem Eis. Jaenecke galt daher lange Jahre als bester Spieler Europas und fand auch in Kanada reichlich Anerkennung für seine Leistungen.

Seine Karriere in der Nationalmannschaft dauerte von 1928 bis 1939. Während dieser Zeit verbuchte er ein Viertel aller deutschen Tore auf sein Konto. 1951 beendete er seine Laufbahn beim SC Riessersee.

Jaenicke konnte übrigens nicht nur mit der Hartgummischeibe hervorragend umgehen, sondern auch mit der Filzkugel. So wurde er 1932 zugleich Deutscher Meister im Tennis. Im Doppel spielte er zweitweise an der Seite des Wimbledon-Finalisten Gottfried von Cramm.

Eine weitere Größe im deutschen Team war Rudi Ball, ebenfalls ein gebürtiger Berliner. Vor dem Zweiten Weltkrieg gehörte auch er zu den Bekanntesten und Besten seiner Zunft. In seiner gesamten Karriere erzielte er über 500 Tore.

Ball ist Mitglied der IIHF Hall of Fame und der Hockey Hall of Fame Deutschland. Seine jüdische Abstammung war den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge. Dennoch holten sie den bereits in die Schweiz ausgewanderten Ausnahmestürmer für das Olympia-Turnier 1936 in Garmisch-Partenkirchen ins die deutsche Auswahl zurück. Eine Medaille sprang nicht heraus. Deutschland verpasste die Finalrunde der besten vier Teams.

44 Jahre nach dem Erfolg von Lake Placid gewann Deutschland erneut Bronze. Die Kosten für die Anreise bereiteten diesmal kein Kopfzerbrechen. Die Olympischen Spiele 1976 fanden nur wenige Kilometer jenseits der deutschen Grenze in Innsbruck statt.

Die Ergebnisse des Turniers 1932:

USA - Kanada 1:2 OT, 2:2 OT; Deutschland - Polen 2:1, 4:1; USA - Polen 4:1, 5:0; Kanada - Deutschland 4:1, 5:0; USA - Deutschland 7:0, 8:0; Kanada - Polen 9:0, 10:0

Der Kader der deutschen Mannschaft 1932:

Rudi Ball, Alfred Heinrich, Erich Herker, Gustav Jaenecke, Werner Korff, Walter Leinweber, Erich Römer, Martin Schröttle, Marquard Slevogt, Georg Strobl

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