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Die NHL hat viele Legenden hervorgebracht. Doch nur drei Spieler waren seit der Ligagründung im Jahre 1917 dazu in der Lage, die Marke von 800 Toren zu erreichen: Wayne Gretzky (894 Tore), Gordie Howe (801 Tore) und nun Alex Ovechkin. Ovechkin erreichte die Marke, als er seinen Hattrick beim 7:3-Sieg gegen die Chicago Blackhawks in der 47. Minute zum Stand von 5:2 komplettierte.
Grund genug, um auf die Geschichten dieser drei Persönlichkeiten zurückzublicken.

Alex Ovechkin: Einer Sportler-Familie entsprungen
Ovechkin liegt der sportliche Erfolg im Blut. Seine Mutter war eine erfolgreiche Basketballspielerin, sein Vater ein professioneller Fußballspieler. Dass er selber eine Karriere im Eishockey hinlegen würde, deutete sich früh an. Bereits im Alter von 16 Jahren spielte er für die zweite Mannschaft von HK Dynamo Moskau und wurde noch in derselben Spielzeit in die erste Mannschaft befördert.
Mit starken Leistungen bei den Junioren-Weltmeisterschaften gewann er das Interesse der NHL-Scouts. Beim NHL Entry Draft 2004 standen zwei russische Talente im Fokus: Ovechkin und Evgeni Malkin. Die Washington Capitals wählten an 1. Position Ovechkin, die Penguins daraufhin Malkin. Anpassungsprobleme an das nordamerikanische Eishockey gab es nicht. Im Gegenteil: Ovechkin startete mit seiner harten Spielweise in der NHL voll durch. "Fans wollen Action und keine langweiligen Spiele ohne Körpereinsatz", lautete sein Motto.
Der deutsche Torwart Philipp Grubauer hat in Washington mit Ovechkin von 2014 bis 2018 zusammengespielt und kennt dessen Qualitäten. "Er ist ein ungewöhnlicher Spieler, vom Style her. Keiner schießt so wie er, so hart, so präzise. Er hat einen wahnsinnigen Handgelenksschuss", verriet er einmal im Interview mit "spox.com". "Im Spiel nimmt er gerne den Verteidiger her, um dem Torwart die Sicht zu nehmen. Er legt dem Defender die Scheibe durch die Füße, für einen Goalie sind seine Schüsse brutal schwer zu lesen, du kannst kaum reagieren, weil er so schnell abzieht." Abseits vom Eis soll Ovechkin zwar ein lustiger Kerl sein. "Aber wenn das Spiel dann losgeht, ist er total fokussiert und versucht alles, um der Mannschaft zu helfen."

Nach dem Spiel: Alex Ovechkin

Ovechkin hat nie für ein anderes Team als Washington gespielt. Sein größter Erfolg: Im Jahre 2018 gewann er mit den Capitals den Stanley Cup und wurde mit der Conn Smythe Trophy als wertvollster Spieler ausgezeichnet. Zumindest in diesem Punkt kommt er noch nicht an Gretzky heran, der mit den Edmonton Oilers gleich vier Mal die begehrte Trophäe gewann. "Ich hatte auch viel Glück in meinem Leben", sagte Gretzky einmal gegenüber der "Aargauer Zeitung". "Ich wuchs in der richtigen Zeit auf - und am richtigen Ort. Ich wurde in einem Land geboren, in dem Eishockey zum nationalen Kulturgut gehört. In Kanada lieben die Menschen dieses Spiel."
Wayne Gretzky: In Edmonton erlebte er "das perfekte Teamwork"
Ähnlich wie Ovechkin war auch Gretzky, der vielfach als bester Eishockeyspieler aller Zeiten bezeichnet wird und daher den Spitznamen "The Great One" trägt, von Kindesbein an ein Ausnahmetalent. Bereits im Alter von zwei Jahren konnte Gretzky Schlittschuhlaufen. Die Familie hat ihn voll unterstützt. Sein Vater hatte auf dem familiären Hinterhof eine Eisbahn errichtet, sodass er damals jederzeit trainieren konnte.
Spielerisch stach er schnell aus der Masse hervor: In der Brantford-Atom-League, einer Schülerliga, erzielte er in 85 Spielen 378 Tore. Gretzky soll in der Kindheit und Jugend den Gleichaltrigen so überlegen gewesen sein, dass er bei vielen Spielen dauerhaft ausgebuht wurde. Mit 14 Jahren verließ er seine Heimat Brantford in Richtung Toronto. Mit 17 debütierte er in der World Hockey Association, ein Jahr später unterschrieb er bei den Edmonton Oilers in selbiger Liga. Als die WHA den Spielbetrieb einstellte, wechselten die Oilers mitsamt Gretzky in die NHL.

WSH@CHI: Ovechkin erzielt Hattrick mit seinem 800.

Gemeinsam mit Kevin Lowe und Mark Messier bildete Gretzky das vielleicht beste Trio der NHL-Geschichte. Alleine in seiner Debüt-Saison erzielte Gretzky im Alter von 19 Jahren 51 Tore. Nie zuvor gelang das einem Spieler dieser Altersstufe. Von 1978 bis 1988 spielte er für die Oilers in der NHL und gewann mit dem Team vier Mal den Stanley Cup. Die Oilers von 1984/1985 werden vielfach als die beste Mannschaft der NHL-Geschichte betrachtet.
Gretzky erinnert sich gerne an diese Zeit zurück: "Wir hatten damals außergewöhnliche Persönlichkeiten im Team: Mark Messier, Paul Coffey, Glenn Anderson, Grant Fuhr, Esa Tikkanen, Jari Kurri. Was diese Mannschaft am meisten auszeichnete: Alle Spieler waren uneigennützig. Jeder ordnete sich dem Kollektiv unter. Nur so waren meine Leistungen möglich. Das perfekte Teamwork und der Zusammenhalt sind für mich die schönsten Erinnerungen an damals."
1988 wechselte Gretzky zu den Los Angeles Kingsund löste in Kalifornien einen Eishockey-Boom aus. Er selber hätte gerne auf den Trade verzichtet, den die Oilers aus finanziellen Gründen tätigen mussten. "Ich bin traurig, Edmonton zu verlassen. Ich habe es genossen, hier zu leben, und ich liebe die Fans", sagte er damals in einer tränenreichen Pressekonferenz. Gretzky erreichte 1993 mit den Kings das Stanley Cup Finale, unterlag allerdings den Montreal Canadiens mit 1:4.
Im Jahre 1996 ging er für eine Spielzeit zu den St. Louis Blues, im Jahr darauf zu den New York Rangers. Nach drei Spielzeiten in New York, davon zuletzt zwei Jahre ohne Playoff-Teilnahme, beendete er im Alter von 38 Jahren seine aktive Karriere.

Eine Montage von Ovechkin's 800 NHL-Toren

Gordie Howe: Das Vorbild von Gretzky
Genauso wie später viele junge Spieler auf Gretzky aufblickten, hatte auch er selber in jungen Jahren ein Idol. Gemeint ist natürlich Gordie Howe! Er ist der erste Spieler, der jemals die Marke von 800 Toren durchbrach. Als Gretzky im Jahre 1961 geboren wurde, befand sich Howe bereits in seiner 15. NHL-Saison. Zehn weitere Spielzeiten sollten folgen. Howe, der den Spitznamen "Mr. Hockey" verpasst bekam, verbrachte seine gesamte Karriere bei den Detroit Red Wings und gewann in den 1950er Jahren vier Mal den Stanley Cup.
Gretzky durfte Howe später persönlich kennenlernen und war tief beeindruckt. "Oft, wenn du dein Idol triffst, bist du etwas verblüfft oder enttäuscht. Aber als ich Gordie traf, war er größer und besser, als ich dachte. Als ich später die Gelegenheit hatte, seinen Rekord zu erreichen und zu brechen, fand ich es einfach faszinierend, in seiner Nähe zu sein, ihm Fragen stellen zu können und mit ihm über seine Geschichte zu sprechen."
Howe wuchs in der kanadischen Provinz Saskatchewan geneinsam mit acht Geschwistern auf. Er begann im Alter von acht Jahren mit dem Eishockey und richtete früh sein Leben danach aus. Im Alter von 16 Jahren, als die Folgen der Weltwirtschaftskrise überall zu spüren waren, verließ er die Schule, um im Baugewerbe zu arbeiten und nebenher weiter Eishockey spielen zu können. Zwei Jahre später debütierte er bereits in der NHL.
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Mit seiner physischen Stärke, seinen Qualitäten als Spielmacher und seiner Treffsicherheit entwickelte er sich zum Superstar der Liga. Er schaffte es in 20 aufeinanderfolgenden Jahren, stets in den Top 5 der Scorer-Wertung der NHL vertreten zu sein. Im Jahre 1971 beendete er seine aktive Laufbahn wegen einer Handgelenksverletzung, konnte aber später doch nicht vom Eishockey lassen. Er gab sein Comeback in der World Hockey Association und spielte in der Saison 1979/1980 auch noch eine Spielzeit in der NHL für die Hartford Whalers.
Am 10. Juni 2016 verstarb Howe. Der Eishockey-Sport verlor somit eines seiner größten Persönlichkeiten.