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Dennis Seidenberg spielte von 2010 bis 2016 bei den Boston Bruins und gewann mit ihnen im Jahr 2011 durch ein 4:3-Erfolg über die Vancouver Canucks den Stanley Cup. Zwei Jahre später im Jahr 2013 standen die Bruins erneut im Stanley Cup Finale, unterlagen dort aber den Chicago Blackhawks in der hart umkämpften Serie mit einigen Verlängerungen nach sechs Spielen.

Der deutsche Verteidiger Seidenberg, der mit seiner Familie in der Nähe von New York lebt, kennt aus seiner Zeit in Boston noch etliche der jetzigen Bruins-Spieler, darunter Kapitän Zdeno Chara, mit dem er lange ein Verteidigerpaar bildete, die Stürmer Patrice Bergeron, Brad Marchand, David Krejci, Verteidiger Torey Krug und Torhüter Tuukka Rask.
In einem Telefoninterview mit NHL.com/de tauschte sich der 37-jährige gebürtige Schwenninger am Mittwoch über seinen Auftritt vor Spiel 1 und die bisherige Finalserie gegen die St. Louis Blues aus:
Wie kam es, dass du vor Spiel 1 im TD Garden mit anderen Spielern vom Stanley-Cup-Gewinn von Boston in 2011 zur Anfeuerung des Publikums die Bruins-Fahne geschenkt hast?
"Drei Tage vorher hat mich der PR-Manager von Boston Matt Chmura angerufen und gefragt, ob ich nicht mit ein paar anderen Jungs von 2011 nach Boston kommen wolle und mit ihnen die Fahne schwenken möchte. Ich habe gleich zugesagt, weil ich es schön fand, die Jungs wieder zu sehen und mit ihnen ein paar Stunden zu verbringen. Das war überhaupt keine Frage für mich das zu machen und dann Spiel 1 vor Ort zu sehen."

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Wie war es die Mitspieler von früher wieder zu sehen, nachdem ihr danach auch in der Kabine wart?
"Ich hatte in den letzten Jahren häufiger bei den Spielen die Chance, den einen oder anderen zu sehen, doch natürlich war es schön, besonders nach dem Sieg ihnen zu gratulieren und für die weitere Serie alles Gute zu wünschen. Wir hatten in der Vergangenheit schöne Momente zusammen erlebt und da freut man sich immer wieder, wenn diese Augenblicke durch ein Treffen und die damit verbundenen Gespräche zurück in die Erinnerung kommen. Von daher hat es Spaß gemacht."
Wirst du noch ein weiteres Spiel live vor Ort anschauen?
"Ich habe überlegt zu Spiel 5 wieder nach Boston zu kommen, aber ich war gerade erst drei Tage in Las Vegas und da wollte ich nicht schon wieder unterwegs sein."
Du hast die Serie sicher verfolgt. Wie ist dein Eindruck?
"Ich habe Spiel 3 verpasst, weil ich in Vegas war, aber die Serie ist durchaus interessant, weil das Momentum bisher jedes Spiel gewechselt und sich von Spiel zu Spiel geändert hat. Es war noch kein Spiel dabei, wo beide Teams ausgeglichen agierten, sondern die eine Mannschaft war meist besser als die andere und das hat auch den Ausschlag gegeben, wobei die Bruins trotz schlechterer Leistung dem Sieg jeweils näher waren, als die Blues in ihren unterlegenen Partien. Die Ausfälle beeinflussen natürlich das Geschehen in den weiteren Spielen, mal sehen, was mit Chara los ist."
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Sowohl in den Finalserien 2011, als auch 2013, in denen du für Boston mitgewirkt hast, stand es nach vier Spielen 2:2. Wie ist die Situation für einen Spieler in Spiel 5 zu gehen, weil die Serie enger wird oder ist jedes Spiel gleich?
"Die Anspannung ist immer da, aber man merkt natürlich, dass es enger wird, denn jeder Fehler oder schlechtere Auftritt kann nicht mehr so leicht ausgebügelt werden. Aber entscheidend in einer Serie ist, dass man den Gegner immer besser kennenlernt und sich darauf einstellt. Man hat bereits vier Spiele gegeneinander gespielt und jede Mannschaft hat Veränderungen vorgenommen. Die taktische Einstellung auf den anderen wird immer besser. Das führt dazu, dass das Spiel besser gelesen und analysiert werden kann. Aber die Anspannung oder der Druck ändert sich nicht wesentlich."
Was würdest du sagen, nachdem du einen Teil der Bruins gut kennst, werden sie am Donnerstag in Spiel 5 wieder bereit sein und das Spiel gewinnen?
"Schwer zu sagen, weil die personelle Situation hat schon einen großen Einfluss. Es wird schon wichtig, wer zur Verfügung steht und auflaufen kann. Chara und Matt Grzelcyk sind in der Verteidigung der Bruins zwei wichtige Bausteine und nur schwer zu ersetzen. Deswegen wage ich keine Prognose, was da passieren wird."
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Abschließend, warst du in Vegas um einen Vertrag zu unterschreiben?
(lacht) "Oh nein, das wäre der Anfang vom Ende. Zu viel Ablenkung in der Stadt."