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Langjährige NHL-Fans können sich noch gut an Namen wie Torhüter Reinhard Divis (NHL von 2001-2006), Verteidiger Thomas Pöck (2003-09) und die Stürmer Thomas Vanek (2005-2019), Michael Grabner (2009-2020) und Michael Raffl (2013-2021) erinnern. Sie alle kamen als Pioniere aus Österreich in die NHL. Nun schickt sich eine neue Generation von Spielern aus der Alpenrepublik an, die nach dem Abschied der Erwähnten entstandene Lücke mit österreichischen Spielern in der NHL zu schließen.

Stürmer Marco Kasper von den Detroit Red Wings hat in der vergangenen Saison den Sprung (77 Spiele, 19 Tore, 18 Assists) geschafft, seit zwei Jahren stürmt außerdem Marco Rossi fest für die Minnesota Wild (164 Spiele, 45 Tore, 55 Assists). In diesen Tagen schicken sich zudem gleich zwei Spieler im Trainingscamp der Montreal Canadiens an, ebenfalls nachzuziehen.

Jedes Tor von Marco Kasper

Gute Chancen auf sein NHL-Debüt schon in der kommenden Saison hat Verteidiger David Reinbacher. Der 20-Jährige, den die Canadiens im NHL Draft 2023 an fünfter Stelle ausgewählt hatten, hatte das große Pech, dass er sich im vergangenen Jahr gleich zu Beginn schwer am Knie verletzte und danach eine lange Rekonvaleszenz durchlief. Beim Farmteam Laval Rocket kam er auf zehn Spiele und erzielte dort fünf Punkte (zwei Tore, drei Assists).

„Es geht mir sehr gut und es macht mir wieder Spaß auf dem Eis zu sein“, verdeutlicht Reinbacher im exklusiven Gespräch mit NHL.com/de während des Trainingscamps. „Ich bin endlich wieder voll genesen. Das fühlt sich natürlich gut an.“

Reinbacher ist mit Freude und Ansporn bei der Sache, das zeigt sich auch deutlich im Gespräch. Bei der Frage nach der Möglichkeit, der dritte Österreicher nach Marco Kasper und Marco Rossi zu werden, der derzeit NHL spielt, huscht Reinbacher schon während der Frage ein Lächeln über die Lippen und sagt bereits „Ja, hoffentlich“ noch während die Frage zu Ende gestellt wurde. Dann fügt er an: „Wir haben im Sommer mit Marco Rossi sehr viel geredet, da wir zusammen trainiert haben. Es wäre genial, den nächsten Schritt zu machen und bald NHL zu spielen.“

Wenn er von dem Wir spricht, dann meint er damit Kollegen Vinzenz Rohrer, der es in seinem ersten Jahr der Teilnahme ebenfalls aus dem Prospect Camp ins Trainingscamp der Canadiens geschafft hat. Der 21-jährige Rohrer wurde im NHL Draft 2022 in der dritten Runde an insgesamt 75. Stelle ausgewählt und ist mit 1,78 Meter Größe ein relativ kleiner Flügelstürmer.

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„Ich bin am höchsten Niveau angekommen, was es gibt“, erklärt Rohrer mit einem Lächeln auf den Lippen. „Da sehe ich ganz viele Sachen, die ich noch verbessern muss. Aber das probiere ich anzugehen.“

„Grundsätzlich muss es kein Nachteil sein, ein etwas kleinerer Spieler zu sein. Wir haben in Zürich einige kleinere Spieler und haben trotzdem Erfolg. Da spricht schon auch mal mit dem einen oder anderen, wie man sich trotzdem durchsetzen kann. Aber das Wichtigste ist alles zu geben, wenn man auf dem Eis steht, auch wenn man ein kleinerer Spieler ist.“

Während Reinbacher kurzfristig auf sein NHL-Debüt hofft, da er schon sein zweites Camp absolviert, wird Rohrer wahrscheinlich in dieser Saison nach Zürich zurückkehren, wo er mit den ZSC Lions zuletzt überzeugte (101 Spiele, 22 Tore, 22 Assists) und Schweizer Meister wurde.

„In Zürich bekomme ich eine hervorragende Ausbildung, das ist auch mittlerweile bei den Canadiens bekannt“, erläutert Rohrer, warum er in die National League zurückkehren wird, wenn er den Sprung nicht schafft.

Die beiden jungen Österreicher hoffen auf NHL-Chance

Dass beide Spieler in Montreal in den Fokus rücken, liegt auch daran, dass die Österreicher zuletzt gute Erfolge feierten, wie den Verbleib in der Top-Gruppe bei der U20-Junioren-WM zwischen 2021 und 2023 oder den überraschenden Viertelfinaleinzug bei der letzten IIHF-Weltmeisterschaft, als Rohrer und Reinbacher ihren Teil dazu beitrugen.

„Das Eishockey in Österreich ist in den letzten Jahren etwas mehr in den Fokus gerückt“, erklärt Reinbacher. „Man sieht das auch durch die Erfolge bei der WM, wo wir mit den Großen mithalten konnten. Das macht Freude und viele gute Junge kommen nach.“

Reinbacher könnte etwas Besonderes schaffen, denn bis auf Pöck, der aber an seinen Stationen nie Stammspieler wurde, hat es bisher noch kein Verteidiger aus Österreich dauerhaft in die NHL geschafft.

„Es ist schon als Österreicher etwas besonders herüberzukommen und es bis in die NHL zu schaffen“, betont Verteidiger Reinbacher. „Es ist interessant und speziell, dass es bislang fast nur Stürmer waren, die es dauerhaft geschafft haben. Es wäre cool, der erste Verteidiger zu sein und ich möchte da ein Vorbild für die jungen Spieler sein, damit noch mehr den Sprung schaffen.“

Dass Rohrer und Reinbacher irgendwann zusammen in der NHL gegen Rossi und Kasper spielen, das ist der große Traum. „Wir sind zusammen im Hotel und haben viel darüber geredet“, lässt Reinbacher durchblicken. „Es ist unglaublich. Wir sind zusammen aufgewachsen und haben in den Junioren die Stufen gemeinsam durchlaufen. Jetzt sind wir gemeinsam in einer der größten Organisationen und kämpfen um einen NHL-Spot. Das ist etwas unglaublich Schönes.“

DAL@MIN: Rossi drückt den Puck in der Overtime über die Linie

„Es wäre sehr cool“, fügt Rohrer an. „Ich bin mit dem David, meinem Zimmerkollegen, hier und wir probieren alles, dass wir es schaffen.“

Dann soll auch die Lücke der österreichischen Spieler geschlossen werden, die sich Anfang des Jahrzehnts durch die Abschiede von Vanek, Raffl und Grabner in der NHL ergeben haben.

„Wir probieren es“, sagt Rohrer lächelnd. „Zwei sind jetzt schon drin. Aber es gibt einige Chancen, dass noch mehr dazu kommen. Nicht nur der Reini und ich, sondern einige andere, die gut spielen, werden ihre Chance bekommen. Da probieren wir die Lücke zu schließen. Die letzten drei oder vier Jahre geht es bergauf. Jeder einzelne Spieler und sein Umfeld würden sich sehr freuen, wenn der Sprung in die NHL gelingt.“

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