32 in 32: Die Analyse der Montreal Canadiens

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32-in-32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2025/26 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.

In dieser Ausgabe: Die Analyse der Montreal Canadiens

In der vergangenen Spielzeit erreichten die Montreal Canadiens als zweites Wildcard-Team der Eastern Conference die Stanley Cup Playoffs, unterlagen in der ersten Runde allerdings in fünf Partien den Washington Capitals. Auffällig: Auf der Zielgeraden legte Montreal einen starken Schlussspurt mit einer Bilanz von 15-5-6 in den letzten 26 Spielen hin. Zudem räumte Lane Hutson als ligaweit bester Rookie die Calder Memorial Trophy ab.

Statistisch ließen sich die Fortschritte ebenfalls belegen. Eine 40-31-11-Bilanz, ein Powerplay von 20,09 Prozent und ein Penalty-Killing von 80,93 Prozent bilden die Basis, auf der die Mannschaft von Trainer Martin St. Louis nun aufbauen will. Im Tor verbuchte Sam Montembeault 31 Siege (2,82 GAA; Fangquote 90,2 Prozent).

Die wichtigsten Kaderveränderungen

Der größte Coup des Sommers ist eindeutig. Montreal holte am 27. Juni mit Noah Dobson einen rechtsschießenden Top-Verteidiger von den New York Islanders und band ihn direkt mit einem Achtjahresvertrag (76 Mio. US-Dollar; 9,5 Mio. AAV). Im Gegenzug gingen Emil Heineman sowie die Erstrundenpicks Nr.16 und 17 des Drafts 2025 nach Long Island. Mit Dobson kommt ein Top-Zwei-Defender, der Tempo, Reichweite und Offensiv-Impact mitbringt.

Ebenfalls neu ist Flügelstürmer Zachary Bolduc (Trade mit St. Louis für Logan Mailloux). Der 22-Jährige kommt mit einer 19-Tore-Rookiesaison im Rücken und bringt Abschlussstärke für die Middle Six. Dazu verpflichteten die Canadiens noch Stürmer Samuel Blais und Torhüter Kaapo Kähkönen (jeweils Einjahresverträge) sowie Center Joe Veleno (ein Jahr). Prospect-Goalie Jakub Dobeš verlängerte für zwei Jahre.

Zu den Abgängen zählen unter anderem Joel Armia (zu den Kings), Christian Dvorak (Flyers) und Michael Pezzetta (Maple Leafs). Ein weiterer sportlich wichtiger Baustein, Alexandre Carrier, war bereits im Dezember gekommen.

Top-Prospect Ivan Demidov unterschrieb im April seinen Entry-Level-Vertrag und gab noch im Saisonfinale sein NHL-Debüt.

Schlüsselspieler

Nick Suzuki ist der Taktgeber. Sein Mix aus Spielintelligenz, Zweikampfstärke und Konstanz machte ihn 2024/25 zum Top-Scorer des Teams. Zusammen mit Cole Caufield, mit dem er häufig in einer Reihe spielt, sorgt er für konstante Torgefahr. Juraj Slafkovsky ergänzt die Reihe mit Puck-Abschirmung, Bandenspiel und Zug zum Tor.

An der blauen Linie ist Lane Hutson schon mit 21 Jahren ein Fixpunkt. Der Calder-Trophy-Gewinner führte alle NHL-Rookies in Punkten (66) und Assists (60) an und agierte zudem als primärer Aufbauspieler in Umschaltmomenten. Neben ihm bringt Mike Matheson weiter enorme Dynamik ein. Neuzugang Dobson fügt Reichweite, Mobilität sowie Powerplay-Qualität hinzu - ein Profil, das die Top-Vier entscheidend aufwertet.

Im Tor bleibt Sam Montembeault der Anker. Seine 31 Saisonsiege 2024/25 sind ein valider Unterbau, während Kähkönen als erfahrener Backup die Tiefe verstärkt.

Spieler aus dem DACH-Raum

Der Blick in den deutschsprachigen Raum richtet sich vor allem auf David Reinbacher. Der Rechtsschütze – 2023 an Position 5 gedraftet – gehört zu Montreals Top-Prospects und hat nach Stationen in Kloten und Laval die Schwelle zur NHL in Sichtweite. Ebenfalls in der Pipeline ist Vinzenz Rohrer, der Ende Juli einen Drei-Jahres-Einstiegsvertrag unterzeichnete und damit seine Entwicklung im System der Canadiens weiterführt.

Stärken

Tempo, Umschaltspiel und junge Schlüsselspieler prägen die Identität. Die EDGE-Daten zeigen die Canadiens als eines der schnellsten Teams der Liga – sowohl bei Spitzen-Geschwindigkeiten als auch bei der Häufigkeit schneller Antritte. Hutson, Matheson und Dobson verbinden Mobilität mit Spielintelligenz. Vorne erzeugen Suzuki und Caufield konstant Abschlüsse aus Slot und High-Slot. Positiv ist zudem das Penalty-Killing, das 2024/25 über Ligamittel lag (80,93 %). Nicht zu unterschätzen ist auch die Trendlinie des Teams unter St. Louis. Die starke Bilanz nach dem Break fürs 4 Nations Face-Off und der Playoff-Einzug verdeutlichen die Lernkurve.

Verbesserungspotenziale

Das Powerplay blieb mit 20,09 % unter dem NHL-Schnitt (21,64 %). Mit Hutson als Puckverteiler, Dobsons Schussoption und dem potenziellen Playmaker Demidov sind Spieler vorhanden, um eine Steigerung zu generieren. Auch die Gegentorzahl (265) war im Vorjahr zu hoch. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Center-Tiefe hinter Suzuki. Der Gesundheitsstatus von Kirby Dach nach Knie-OP (Februar) ließ zuletzt Fragen für den Saisonstart offen.

Vielversprechende Talente

Die Pipeline gehört ligaweit zu den spannenderen. Ivan Demidov, David Reinbacher, Michael Hage, Jacob Fowler und Owen Beck gelten als Top-Prospects der Organisation. Demidov hat mit Vertragsunterschrift und NHL-Debüt bereits die erste Schwelle genommen. Reinbacher bietet als rechtsschießender Verteidiger langfristig Top-Vier-Potential. Hage und Beck bringen Center-Tiefe und Zwei-Wege-Spiel. Fowler ist ein potentieller Goalie-Rohdiamant. Diese Breite gibt dem Management, sowohl für interne Lösungen als auch für Trades, Flexibilität.

Playoff-Chancen

Die Ausgangslage für 2025/26 ist klar umrissen. Montreal kehrt mit Hutson als dem besten Rookie 2024/25 zurück, hat mit Dobson einen Top-Rechtsschützen hinzugefügt, gewann in den letzten 26 Spielen der Vorsaison 15-mal und hat ein Penalty-Killing über Ligadurchschnitt. Dem stehen eine noch zu behebende Powerplay-Effizienz, die Reduktion der Gegentore sowie die Frage nach Dachs Verfügbarkeit gegenüber. Setzt die Mannschaft den deutlichen Aufwärtstrend fort und greifen die Kaderveränderungen wie erhofft, sollte einem Playoff-Einzug nichts im Wege stehen.