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Die Washington Capitals hat es am Dienstagabend ohne eigenes Zutun, also sozusagen auf der Couch, erwischt: Der Stanley Cup Champion von 2018 wurde eliminiert und wird erstmals seit neun Jahren nicht an den Stanley Cup Playoffs teilnehmen. NHL.com/de erklärt die Gründe für das Aus und warum sich bei den US-Hauptstädtern nun ein Umbruch ankündigt.

Das Ende einer Dynastie?
Acht Jahre hintereinander haben sich die Capitals für die Playoffs qualifiziert und damit eine Dynastie in der NHL etabliert. 2017/18 gelang sogar der ganz große Wurf: Angeführt von Kapitän Alex Ovechkin stürmte Washington ins Stanley Cup Finale und setzte sich dort auch noch gegen den sensationellen Liga-Neuling Vegas Golden Knights in fünf Spielen durch (4:1).
Fünf Jahre später aber stehen die Capitals vor einem Umbruch: Nachdem sich die Mannschaft von Trainer Peter Laviolette nicht für die Stanley Cup Playoffs qualifizieren konnte, wird sich die Franchise für die Zukunft wohl neu aufstellen. Aktuell ist Washington mit einem Altersdurchschnitt von 29,75 Jahren die zweitälteste Mannschaft in der NHL. Nur die Pittsburgh Penguins sind mit 30,12 Jahren noch älter. Jahrelange Leistungsträger wie Ovechkin (37), T.J. Oshie (36) oder Nicklas Backstrom (35) zählen schon zur Ü35-Fraktion.
Gleichzeitig fehlt den Capitals eine Gruppe an hochkarätigen U23-Spielern, die die nächste Welle an ultimativen Leistungsträgern bilden könnten. Alle Rookies zusammen sammelten gerade einmal acht Scorerpunkte (1-7-8). Es kündigt sich also zeitnah ein Umbruch an.

NYR 5, WSH 2

Hinter Ovechkin fehlte die Scoring-Power
Gleich vorneweg: Dass Washington sich 2022/23 nicht für die Playoffs qualifizieren konnte, lag nicht am ältesten Spieler, denn Ovechkin lieferte zuverlässiger ab als alle seine Kollegen: Der Russe war mit 73 Punkten Top-Scorer, mit 42 Treffern Top-Torjäger, mit 14 Powerplay-Toren und 25 Powerplay-Punkten der beste Überzahl-Spieler bei den Capitals sowie mit drei Siegtreffern auch Spielentscheider Nummer 1 (zusammen mit Sonny Milano und Nic Dowd). Ovechkin, dessen Vertrag noch bis zum Jahre 2026 läuft, ist damit weiter voll auf Kurs, der beste NHL-Torjäger aller Zeiten zu werden. Mit 822 Karriere-Treffern fehlen nur noch 62 Tore, um mit Wayne Gretzky (894 Treffer) gleichzuziehen.
Hinter dem Capitals-Kapitän aber klaffte eine große Scoring-Lücke: Mit Dylan Strome (19-39-58) und Evgeny Kuznetsov (12-42-54) hatte Washington nur zwei weitere Spieler mit über 50 Scorerpunkten. Einzig Ovechkin erzielte mehr als 20 Tore.
Zugegeben: Dies war auch eine Folge des Verletzungspechs, denn tragende Säulen wie Abwehrchef John Carlson (35 Spiele), Power Forward Tom Wilson (28 Spiele) sowie die Angreifer Backstrom (34 Spiele), Oshie (58 Spiele) oder Milano (59 Spiele) verpassten zahlreiche Partien.

TBL 5, WSH 1

Capitals geht die Luft aus
So waren die Capitals in zahlreichen Schlüssel-Statistiken zwar nicht abgeschlagen, kamen aber auch nicht über Mittelmaß hinaus. Das belegen etwa Tore/Spiel (3,09; 20. Platz in der NHL), Gegentore/Spiel (3,10; 15.), Powerplay (21,4 Prozent; 15.), Torschüsse/Spiel (31,4; 17.), gegnerische Torschüsse/Spiel (30,7; 13.) oder gewonnene Faceoffs (50,2 Prozent; 17.).
Schlussendlich ging Washington im letzten Saisondrittel die Luft aus. Ein enorm schwacher Februar (2-7-0; 32.) mit der längsten Niederlagenserie der Saison (sechs Spiele) verhieß nichts Gutes, zumal es auch im März und April (zusammen 5-7-3; 27.) nicht viel besser lief. In den letzten drei Monaten (Februar, März, April) sammelte kein NHL-Team weniger Punkte als die Capitals (17 Punkte in 24 Spielen, 7-14-3; 32.).
Auf die gesamte Saison gesehen fehlte es auch an besseren Ergebnissen gegen die direkte Konkurrenz in der Eastern Conference (19-20-6) und in der Metropolitan Division (11-9-4).

NYI 2, WSH 1 F/SO

Was Washington jetzt Hoffnung macht
Wie schnell Washington wieder ein Playoff-Team werden kann, wird davon abhängen, wie schnell sich die jungen Spieler entwickeln. Mit den Verteidigern Martin Fehervary (23), Rasmus Sandin (23) und Alexander Alexeyev (23) haben sich gleich drei junge Verteidiger auf der linken Abwehrseite etabliert. Zudem durfte sich Stürmer Alexei Protas (22) zuletzt schon in einer Top-6-Rolle zeigen.
In der Talente-Pipeline könnten die Capitals mit Angreifer Hendrix Lapierre (21, Draft 2020, 1. Runde, 22. Stelle), Abwehrspieler Vincent Iorio (20, Draft 2021, 2. Runde, 55. Stelle), Stürmer Ivan Miroshnichenko (19, Draft 2022, 1. Runde, 20. Stelle) und Verteidiger Ryan Chesley (19, Draft 2022, 2. Runde, 37. Stelle) noch frühe Picks abrufen.
Noch offen ist die Zukunft des deutschen Talents Haakon Hänelt. Der 19-jährige Berliner wurde im Jahr 2021 in der 5. Runde an 151. Stelle gedraftet und spielte in den letzten zwei Jahren für die Gatineau Olympiques in der kanadischen Juniorenliga QMJHL.
Der größte Hoffnungsträger aber ist und bleibt Ovechkin, der noch keinerlei Alterungserscheinungen zeigt, und als erfahrener Veteran den Grundstein für eine neue Dynastie in der Hauptstadt legen könnte.