Washington Capitals v Philadelphia Flyers

Bis zwei Tage vor dem Ende der regulären Saison und an ihrem persönlich letzten Spieltag wurden die Philadelphia Flyers aus dem Rennen um die Stanley Cup Playoffs eliminiert.

In einem Duell mit dem direkten Konkurrenten Washington Capitals zogen die Flyers am Dienstagabend im heimischen Wells Fargo Center knapp mit 1:2 den Kürzeren. Da Philadelphia einen Sieg nach regulärer Spielzeit gebraucht hätte, ging Trainer John Tortorella bereits 3:10 Minuten vor dem Ende aufs Ganze und zog beim Spielstand von 1:1 den Torhüter. Die Folge: Die Capitals trafen ins leere Tor, wodurch sie selbst das Playoff-Ticket buchten, während die Flyers, Detroit Red Wings und Pittsburgh Penguins auf einen Schlag eliminiert wurden.

Kurios: Detroit hatte erst in den letzten fünf Sekunden beim 5:4 n.P. bei den Montreal Canadiens ausgeglichen, was Philadelphia ohnehin aus dem Rennen genommen hätte. Verschwörungstheorien, wonach Tortorella den Torwart absichtlich gezogen hätte, um Red Wings und Penguins mit rauszukegeln, wiedersprich der Trainer nach dem Spiel. 

„Ich habe erst von Detroit erfahren, als wir das Empty-Net-Tor kassiert haben. Es muss also kurz nacheinander passiert sein“, erklärte Tortorella. „Für mich war es also der richtige Moment, den Torhüter zu ziehen. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, was in Detroit los war und habe erst nach dem Gegentor erfahren, dass sie es doch noch in die Overtime geschafft haben.“

WSH@PHI: Oshie schießt die Washington Capitals mit einem Empty-Net-Tor in die Playoffs

Die Gründe für das Aus

Die Flyers zählen in der Saison 2023/24 zweifelsohne zu den großen Überraschungen. Eigentlich befand sich Philadelphia im Rebuild, tauchte aber fast die gesamte Saison auf einem Playoff-Platz in der Metropolitan Division auf. Zwei oder drei Niederlagen am Stück wurden meist mit einer längeren Siegesserie beantwortet. Erste Risse gab erst Ende Januar mit fünf Niederlagen in Folge (0-5-0). Der Hauptrund für das Aus passierte dann zwischen dem 24. März und 9. April mit acht Niederlagen in Serie (0-6-2). 

Überhaupt kam seit dem Jahreswechsel vermehrt Unruhe in der „City of Brotherly Love“ auf. Angefangen mit dem Knatsch um das gedraftete Talent Cutter Gauthier (Draft 2022, 1. Runde, 5. Stelle), der nicht für die Flyers spielen wollte und deshalb gegen Verteidiger Jamie Drysdale und ein Zweitrunden-Pick zu den Anaheim Ducks getauscht wurde. Im weiteren Verlauf setzte Tortorella immer wieder Stammspieler als Healthy Scratch auf die Tribüne, darunter Cam Atkinson, Denis Gurianov und sogar Kapitän Sean Couturier. Der kurz vor der Trade-Deadline von der Colorado Avalanche geholte Ryan Johansen wurde direkt in die AHL zu den Lehigh Valley Phantoms geschickt und lief kein einziges Mal für Philadelphia auf. Als die Niederlagenserie auf die Mannschaft einprasselte, legte sich Tortorella immer wieder mit Journalisten an, verließ einmal sogar die Pressekonferenz und ging hart mit seinem Team ins Gericht („Viele haben keine Ahnung, wie sie spielen sollen“).

4-1 Buzz Jamie Drysdale PHI

Neben diesen Störgeräuschen fehlte den Flyers an Elite-Spielern. Travis Konecny wurde mit gerade einmal 68 Punkten (33-35-68) zum vereinsinternen Top-Scorer. In dieser Rangliste folgten Owen Tippett (28-25-53) und Joel Farabee (22-28-50) als einzige Spieler mit mindestens 50 Punkten.

Die Zahlen untermauern die Probleme beim Toreschießen: Im Schnitt 2,82 Tore pro Partie bedeuten den sechstschlechtesten Wert in der NHL. Das Powerplay war mit 12,2 Prozent Erfolgsquote sogar ligaweit das schlechteste.

In der Defensive schmerzte der Ausfall auf unbestimmte Zeit von Starter Carter Hart. Rookie Samuel Ersson startete vielversprechend und machte die ehemalige Nummer 1 fast vergessen. Im Saisonendspurt schien aber auch ihm die Luft auszugehen. Selbst der 2,02 Meter große aus Russland aktivierte Goalie-Hüne Ivan Fedotov (Draft 2015, 7. Runde, 188. Stelle; zuvor CSKA Moskau) konnte das Ruder nicht mehr herumreißen.

Was für die Zukunft optimistisch stimmt

In Philadelphia könnte über den Sommer ein wenig Ruhe einkehren. Mit Drysdale (22), Tyson Foerster (22), Bobby Brink (22), Cam York (23), Yegor Zamula (24), Farabee (24), Ersson (24), Morgan Frost (24) und Tippett (25) haben die Flyers noch viele junge Talente oder Spieler im besten Hockey-Alter, die bereits wichtige Minuten absolvieren und zu den Leistungsträgern zählen.

TOR@PHI: Tippett ist mit einem Distanzschuss von vor dem linken Faceoffkreis erfolgreich

Mit Emil Andrae (22), Helge Grans (21) und Samu Tuomaala (21) konnten weitere bereits gedraftete Talente in der AHL bei den Phantoms weiter reifen. Mit Stürmer Matvei Michkov (7. Stelle) und Verteidiger Oliver Bonk (22. Stelle) wurden im Draft 2023 zwei hochspannende Erstrunden-Picks in die Organisation geholt.

Im kommenden Draft 2024 zieht Philadelphia zweimal in der 1. Runde sowie zweimal in der 2. Runde, kann also weitere für die Zukunft wertvolle Prospects an Land ziehen.

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