David Aebischer NHL-Blog 7

David Aebischer war ein Pionier für das Schweizer Eishockey. Er war der Erste seines Landes, der sich in der NHL durchsetzen und im Jahr 2001 mit der Colorado Avalanche als Backup-Torhüter von Patrick Roy den Stanley Cup gewinnen konnte. Der heutige Torhüter-Trainer beim HC Fribourg-Gottéron wird in einer regelmäßigen Kolumne exklusiv für NHL.com/de seine Ansichten zu Teams, Spielern und brennenden Fragen teilen.

Hier die siebte Ausgabe 2023/24:

Das Rennen um die beiden letzten Plätze für die Stanley Cup Playoffs in der Eastern Conference, die am 20. April beginnen werden, wird uns noch eine spannende letzte Woche der regulären Saison bescheren. Fünf Teams innerhalb von vier Punkten streiten um die zwei verbliebenen Positionen. Obwohl die New York Islanders derzeit den dritten Platz in der Metropolitan Division eingenommen haben, bin ich der Meinung, dass die Detroit Red Wings, Washington Capitals und Pittsburgh Penguins die besten Chancen haben, dabei zu sein.

Leider sind die New Jersey Devils ausgeschieden, was mir aus Sicht der Schweizer Jungs dort sehr leidtut. Die Philadelphia Flyers haben nicht nur die geringste Punktzahl der fünf Kontrahenten, für sie dürfte es schwer werden, noch hineinzurutschen, weil sie im Gegensatz zur Konkurrenz, die vier Partien ausstehen haben, nur noch drei Spiele zu absolvieren haben. Außerdem befinden sie sich zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt in der Krise.

NJD@NYR: Schmid mit 17 Paraden

Im Gegensatz dazu haben sich die Islanders, mit dem mir aus gemeinsamen Zeiten bestens bekannten Trainer Patrick Roy, mit fünf Siegen hintereinander nach vorne gearbeitet. Ich wünsche mir für ihn, dass sie es schaffen, aber die letzten vier Spiele inkl. die Derbys gegen die New York Rangers und Devils, werden es in sich haben und zeigen, ob sie durchziehen können.

Die Liga ist erneut sehr ausgeglichen. Die wenigsten Punkte für einen dritten Platz in der Division holten die Red Wings 2015/16 mit 93 Zählern. In derselben Saison benötigten die Minnesota Wild für eine Wild Card nur 87 Punkte. Hier mussten sonst immer 90 oder mehr Punkte geholt werden. Das sind Werte, bei denen wir in diesem Jahr im Osten ebenso ungefähr landen werden. Für die Ausgeglichenheit spricht, dass es in diesem Jahr keine souveränen Teams, die voranmarschieren, wie die Boston Bruins im vergangenen Jahr mit ihrem NHL-Rekord, gibt.

Durch diese Konstellation wird es in der anstehenden letzten Woche viele Positionskämpfe geben. Von den Fans wird häufig vermutet, dass Teams gerne taktieren, um den einen oder anderen Gegner in der ersten Runde zu bekommen oder eben nicht. Das kann ich als ehemaliger Spieler nur verneinen. Man will immer so gut platziert sein wie möglich und mit möglichst vielen Siegen in die Playoffs gehen, um viel Heimvorteil zu bekommen. Das ist das Ziel. Da macht es keinen Unterschied, wer der Gegner in der ersten Runde sein wird, denn einen leichten Gegner gibt es unter den dann verbliebenen 16 Mannschaften ohnehin nicht.

Auch die Presidents‘ Trophy für das punktbeste Team der regulären Saison hat nicht gerade den besten Ruf, ein Garant für den Gewinn des Stanley Cups zu sein, zumindest in den letzten 30 Jahren. Wir waren im Jahr 2001 mit der Colorado Avalanche eine der großen Ausnahmen, wo es geklappt hat. Aber auch hier wollen die Teams sicher so gut wie möglich abschneiden und einen Aberglauben gibt es da nicht. Jedes Spiel wird mit dem einen Ziel bestritten, nämlich es zu gewinnen.

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Bei den Torhütern fällt auf, dass mit Anthony Stolarz von den Florida Panthers einer in den Statistiken vorne steht, der schon länger in der Liga ist und plötzlich mit hervorragenden Leistungen aufwartet. Er hat ein gutes Team vor sich, was ihm sicher hilft und als Backup hat er nicht die Belastung einer Nummer 1, doch das alles soll seine Leistung nicht schmälern. Manchmal macht es sogar schwieriger gute Zahlen zu haben, wenn man nicht regelmäßig spielt.

FLA@ANA: Stolarz verhindert ein Tor der Ducks im 2.

Die Torhüterposition ist eine schwierige, weil man immer auch zu großen Stücken auf seine Vorderleute angewiesen ist, um gute Zahlen zu verbuchen. Ein Trainer mit seiner Taktik kann da einen starken Einfluss haben. Torhüter, die Jahr für Jahr starke Statistiken besitzen, sind extrem rar, weil es von so vielen Faktoren abhängt. Und wenn es eben gut läuft, dann steigt auch das Selbstvertrauen und man wirft sich mehr in die Schüsse und will die Unhaltbaren noch mehr abwehren, was so mal gelingen kann.

In Colorado wurde die Torhüterposition in dieser Saison auch schon diskutiert. Es fällt auf, dass die Avalanche nach den Islanders die meisten Gegentore aller Division-Führungstrios hinnehmen mussten. Klar ist, dass das Team sich in den Playoffs defensiv wird steigern müssen. Die Fangquote der Nummer 1 Alexandar Georgiev von knapp unter 90 Prozent ist natürlich nicht ausreichend, um in den Playoffs den ultimativen Erfolg zu haben. Aber ich bin der Meinung, dass Georgiev der richtige Mann zwischen den Pfosten ist, der das hinbekommen kann.

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