WSH Oshie Lindgren

Spannender geht nicht! Am Dienstagabend fiel in einem Herzschlagfinale in zwei NHL-Arenen die Entscheidung darüber, wer sich den letzten Wildcard-Spot in der Eastern Conference und damit den letzten Platz für die Stanley Cup Playoffs sichern würde.

Im Bell Centre glichen die Detroit Red Wings erst fünf Sekunden vor Schluss bei den Montreal Canadiens aus und gewannen am Ende 5:4 nach Penaltyschießen, um die Hoffnungen kurz am Leben zu erhalten.

Diese wurden derweil in der „City of Brotherly Love“ jäh zerstört: Im Wells Fargo Center nämlich standen sich mit den Philadelphia Flyers und Washington Capitals zwei direkte Konkurrenten gegenüber. Kurios: Mit einem Empty-Net-Tor drei Minuten vor dem Ende gewannen die Capitals denkbar knapp mit 2:1 und lösten so das letzte Playoff-Ticket.

Oshie schießt Washington zurück in die Playoffs

„Das war ganz schön überraschend“, sagte Washingtons Stürmer T.J. Oshie, der bei noch genau drei Minuten auf der Uhr plötzlich ein leeres Tor erkannte. „Ich bin über das Eis geskatet und habe gar nicht bemerkt, dass der Torwart nicht mehr drin war, bis ‚Hath‘ (Ex-Mitspieler Garnet Hathaway) versucht hat, den Schuss zu blocken. Es hat sich gut angefühlt, immerhin war es ein wichtiges Spiel. Es ist ein bisschen unglücklich, dass es so enden muss, aber sie haben nun mal einen Sieg nach regulärer Spielzeit gebraucht, das ist also verständlich. Es war ein enges Duell, ein harter Kampf bis zum Schluss.“

WSH@PHI: Oshie schießt die Washington Capitals mit einem Empty-Net-Tor in die Playoffs

Beim Stand von 1:1 hatten die Flyers ihren Torwart Samuel Ersson (16 Saves, 94,1 Prozent Fangquote) für einen zusätzlichen Angreifer gezogen, um die Playoff-Hoffnungen am Leben zu erhalten.

„Es fühlt sich ehrlich gesagt richtig gut an, es in einem Back-to-Back-Spiel, in einer schweren Halle gegen einen schwierigen und schnellen Gegner zu schaffen“, zeigte sich Capitals-Stürmer Dylan Strome erleichtert. „Sie haben das Spiel über lange Zeit und über weite Strecken kontrolliert, aber wir sind drangeblieben. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es sich nicht gut anfühlt.“

Washingtons Kapitän Alex Ovechkin hatte im ersten Drittel für die Führung gesorgt, als er zum Tor zog und einen Schuss von Dylan McIlrath ohne sich zu bewegen mit Schlägerschaft und Handschuh zum 1:0 ins Tor abfälschte (19.).

Fortan dominierte Philadelphia (8:5 Schüsse im zweiten, 13:6 Schüsse im dritten Drittel), die aber nur einmal auf die Anzeigetafel kamen, als der aufgerückte Verteidiger Erik Johnson einen Schuss von Egor Zamula zum 1:1 ins Tor lenkte (33.). Capitals-Torwart Charlie Lindgren entschärfte insgesamt 27 Schüsse (96,4 Prozent Fangquote).

„Es stand viel auf dem Spiel“, wusste Philadelphias Trainer John Tortorella. „Wir hatten einen sehr langsamen Start, haben dann aber immer besser angegriffen. Ich muss den Gegner, der gut verteidigt hat, loben. Wir haben einfach keinen Weg gefunden, zu treffen.“

WSH@PHI: Ovechkin zieht zum Tor und lenkt einen Schuss mit Handschuh und Schlägerschaft ins Tor

Also zog Tortorella kurz vor Schluss den Torwart, was Routinier Oshie bestrafte und die Capitals in die Playoffs schoss. Die US-Hauptstädter konnten sich nach einer Saison Abstinenz wieder qualifizieren und sind in neun der letzten zehn Jahre in der Endrunde vertreten. Dort trifft Washington, das vier der letzten fünf Spiele gewinnen konnte, in der 1. Runde übrigens auf Presidents‘-Trophy-Gewinner New York Rangers.

„Das ist unglaublich“, sagte Capitals-Kapitän Alex Ovechkin. „Wir haben uns durch viele Dinge, die an der Trade-Deadline passiert sind oder durch Verletzungen gekämpft, aber der Glaube in dieser Kabine war unglaublich. Wir haben diesen Prozess genossen, was besonders ist. Deswegen spielen wir Hockey. Du willst in so einer Atmosphäre spielen. Wir haben ziemlich gute Teams geschlagen, um es zu schaffen.“

Seider, Perron und Kane halten Detroits Hoffnungen lange am Leben

Oshies Empty-Net-Tor beendete übrigens nicht nur die Saison der Philadelphia Flyers, sondern eliminierte auch die Detroit Red Wings und Pittsburgh Penguins.

Detroit hatte seine Hausaufgaben am selben Abend auf dramatische Art und Weise mit einem 5:4-Sieg n.P. in Montreal erledigt. Insgesamt gerieten die Red Wings im Spielverlauf mit 0:1, 1:3 und 3:4 in Rückstand. Der deutsche Verteidiger Moritz Seider (28:06 Minuten Eiszeit, drei Checks) traf mit einem wuchtigen Schlagschuss zum zwischenzeitlichen 1:1 (19.). In einer hochspannenden Schlussphase erzielte David Perron bei nur noch fünf Sekunden auf der Uhr das 4:4 (60.). Im späteren Penaltyschießen traf einzig Patrick Kane für Detroit, was nach dieser wilden Achterbahnfahrt der Gefühle aber nicht mehr für viel Euphorie sorgen sollte – immerhin kannten zu diesem Zeitpunkt viele schon das Ergebnis aus Philadelphia.

DET@MTL: Seider wird zentral an der blauen Linie angespielt und gleicht per wuchtigem Schlagschuss aus

„Ich wusste es nicht sicher, ein paar andere Jungs wohl schon“, so Kane. „Nach meinem Treffer kam nicht viel Reaktion von der Bank, ich wusste also schnell, dass es nicht viel zu feiern gab.“

„Es ist hart. Es ist zermürbend“, sagte Red-Wings-Center Dylan Larkin. „Dass es so zu Ende gehen muss, ist sehr sehr traurig und hart.“

„Es ist verrückt. Es schmerzt sehr. Wir schießen das Tor, dann kommen wir zurück zur Bank und hören, dass Philly denkt, dass wir verlieren und ziehen deshalb den Torwart, dann trifft Washington“, beschreibt Perron die kuriose Szenerie. „Das tut sehr weh. Die Jungs waren in der Kabine sehr emotional. Alles tut so weh, es wird immer schlimmer.“

Besonders bitter: Detroit (41-32-9) ist punktgleich mit Washington (40-31-11) und gewann insgesamt sogar mehr Spiele. Doch macht den Unterschied die Anzahl der Siege nach regulärer Spielzeit. Hier hatten die Capitals 32, die Red Wings nur 27.

Pittsburgh wird auf dem Sofa eliminiert

Aus dem Rennen sind damit auch die Penguins, die zwar selbst nicht spielten, das Ende aber vom Sofa aus verfolgen mussten. Pittsburghs Auswärtsspiel bei den New York Islanders am Mittwochabend ist sportlich also nicht mehr von Bedeutung.

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