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Als vierte Mannschaft in der Saison 2022/23 sind die Anaheim Ducks aus dem Rennen um die Stanley Cup Playoffs 2023 ausgeschieden. Nach einer 1:2-Heimniederlage am Sonntag im Honda Center gegen die Vancouver Canucks ist dies nun auch eine mathematische Gewissheit. NHL.com/de analysiert die Gründe, warum die Ducks die Playoffs verpasst haben und wirft einen ersten Blick auf die kommende Spielzeit in Anaheim.

Schwacher Start und große Probleme an beiden Enden
Dass die Kalifornier bei der Vergabe der Playoff-Plätze in der Western Conference keine Rolle spielen würden, zeichnete sich früh ab. Bereits der Saisonstart mit einer Matchbilanz von 2-6-1 im Oktober fiel mäßig aus. Der erste Sieg in der regulären Spielzeit ließ sogar bis 23. November (3:2 gegen die New York Rangers) auf sich warten. Bis zum zweiten Erfolg nach 60 Minuten am 15. Dezember (5:2 gegen die Montreal Canadiens) gingen weitere drei Wochen ins Land.

Anaheim hat in der laufenden Saison große Probleme an beiden Enden des Eises offenbart. Mit 280 Gegentoren aus dem Spielgeschehen heraus, sind die Ducks nach 70 Auftritten die Schießbude der NHL schlechthin. Im Schnitt mussten ihre Torhüter pro Partie viermal hinter sich greifen. Selbst Liga-Schlusslicht Columbus Blue Jackets steht in dieser Hinsicht mit 266 Gegentreffern im Moment besser da.
An Stammtorhüter John Gibson lag es allerdings nicht, dass die Kontrahenten so häufig trafen. Er bemühte sich nach Kräften und gehörte in vielen Begegnungen zu den besseren Akteuren seines Teams. Seine Fangquote von 90,2 Prozent nach 48 Einsätzen ist ein recht ordentlicher Wert, wenn man bedenkt, wie leicht es seine Vorderleute den gegnerischen Teams oft machten. Durchschnittlich 39,1 Schüsse in einer Begegnung fanden bis dato den Weg auf den Kasten der Ducks.

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Ein augenscheinliches Problem ist aber, dass Gibson keinen adäquaten Backup besitzt. Weder Anthony Stolarz noch Rookie Lukas Dostal haben das Zeug, die Nummer eins im Falle einer Verletzung auf lange Sicht gleichwertig zu vertreten. Für Stolarz ist die Saison nach einer Knieoperation sowieso vorzeitig zu Ende. Und der erst 22 Jahre alte Dostal benötigt noch Zeit, um sich an das NHL-Niveau zu gewöhnen.
Nach den Transfers von Dmitry Kulikov (zu den Pittsburgh Penguins) und John Klingberg (zu den Minnesota Wild) im Rahmen der NHL Trade Deadline im März verfügen die Ducks mit Cam Fowler und Kevin Shattenkirk nur noch über zwei namhafte Verteidiger. Die restlichen Defensivspieler, wie Scott Harrington, Simon Benoit, Colton White und Nathan Beaulieu, sind eher Insidern ein Begriff.
An der blauen Linie benötigt die Mannschaft daher dringend noch einen Top-Mann. Das träfe umso mehr zu, wenn es nicht gelingen sollte, den auslaufenden Vertrag mit Shattenkirk zu verlängern. Der Stanley Cup Champion von 2020 mit den Tampa Bay Lightning nach der Saison 2022/23 zum Unrestricted Free Agent.
Trotz einiger positiver Ansätze ließ die Offensive der Ducks ebenfalls über weite Strecken zu wünschen übrig. 180 Tore (ohne Shootout) bedeuten einen Schnitt von 2,57 pro Begegnung und die zweitschlechteste Gesamtausbeute nach den Chicago Blackhawks (173). Anderthalb Monate vor Schluss hat kein einziger Akteur auch nur annähernd die Marke von 30 Treffern erreicht. Trevor Zegras mit 22 und Troy Terry mit 20 Treffern belegen in der teaminternen Torschützenliste die Plätze eins und zwei.

ANA@SEA: Zegras per Kunstschuss erfolgreich

Die Special Teams haben sich nahtlos in das wenig ansehnliche Gesamtbild eingefügt. Die Erfolgsquote im Powerplay beläuft sich aktuell auf 15,7 Prozent (Platz 31). Beim Penalty-Killing liegt sie bei 72,7 Prozent (Platz 29).
Viel Talent auf der Center-Position
Grundsätzlich braucht den Ducks vor der Zukunft jedoch nicht bange sein. Vor allem in der Abteilung Attacke schlummert eine Menge Talent, das Hoffnung auf eine bessere Zukunft macht. Mit Zegras (20 Jahre), Rookie Mason McTavish (20) und Isac Lundestrom (23) verfügt der Kader über drei junge Center mit großem Potenzial. Mit den passenden Routiniers an ihrer Seite dürften sie den Fans noch viel Freude bereiten. Die Free Agency im Sommer bietet die Gelegenheit, noch den ein oder anderen erfahrenen Stürmer zu verpflichten.

CBJ@ANA: Zegras nutzt den Pass von Strome

Von enormer Bedeutung für den weiteren Verlauf des Neuaufbaus bei den Ducks ist zudem der NHL Draft 2023 in Nashville. Sechs Zugriffsrechte besitzt Anaheim allein in den ersten drei Runden, neun sind es insgesamt. Mit etwas Glück in der Draft-Lotterie könnten sie unter Umständen sogar Supertalent Connor Bedard an Land ziehen.
Eine wichtige Tugend, die von den Verantwortlichen und dem Umfeld des Teams in den nächsten Jahren auf jeden Fall gefordert ist, lautet: Geduld. Denn ob schon zur neuen Saison alle Rädchen so ineinander greifen werden, dass die Mannschaft bei der Vergabe der Playoff-Spots ein Wörtchen mitreden kann, erscheint Stand heute fraglich. So könnte es durchaus passieren, dass die Endrunde im kommenden Frühjahr ein sechstes Mal in Folge ohne die Ducks über die Bühne geht. Der Aussicht, zumindest mittelfristig wieder zu den Topklubs im Westen zu gehören, täte das aber keinen Abbruch.