Du hast in drei Jahren elf NHL-Spiele für die Rangers gemacht. Welche Momente sind dir ganz besonders im Gedächtnis geblieben?
In einem Testspiel habe ich gegen Gordie Howe ein Faceoff gewonnen und dann ein Tor geschossen. Ich meine, es war Gordie Howe, damals der größte Spieler der Welt, zu ihm habe ich immer aufgeblickt. Das war am schönsten. Oder das Ligaspiel im Madison Square Garden gegen die Boston Bruins und Bobby Orr. Ich habe ihn in einer Ecke gecheckt und nur seine Trikotnummer 4 und den Namen Orr gelesen. Meine Beine haben gezittert! Ich habe ihn im darauffolgenden Sommer getroffen und ihm diese Geschichte erzählt. Er konnte sich an mich erinnern und war total freundlich. Gegen ihn zu spielen, ihn zu checken und mit ihm zu sprechen, vergesse ich nie! Oder das Spiel im Montreal Forum. In meiner Stadt. Gegen meine Canadiens. Das war ein Höhepunkt in meinem Leben. Bereue ich, es nicht nochmal in der NHL versucht zu haben? Ja, immer! Aber wenn ich nicht nach Österreich gekommen wäre, dann hätte ich nie meine beiden Söhne gehabt. Mike und Taylor sind die beiden größten Geschenke, meiner Hockey-Karriere.
Du bist in Montreal geboren. Was bedeuten dir die Canadiens?
Ich liebe die Montreal Canadiens! In Montreal spielt jeder Hockey, wir werden mit Schlittschuhen geboren. Wenn du ins Forum gelaufen bist und alle Namen siehst, alle Helden, die Stanley Cups, dann steht dir die Gänsehaut. Es ist elektrisierend. Auch wenn du heute zu einem Spiel ins Bell Centre gehst, wirst du das nie vergessen.
Wie siehst du die Montreal Canadiens und New York Rangers in der aktuellen Saison? Haben sie das Zeug, um es in die Stanley Cup Playoff zu schaffen?
Montreal war in den letzten fünf Jahren im Rebuild und hatte ein paar Probleme. Letzte Saison haben sie es wieder in die Playoffs geschafft. Mit Ivan Demidov und Noah Dobson haben sie spannende neue Spieler dazubekommen. Hinzu kommen viele junge Talente wie Cole Caufield. Sie spielen gut, sind sehr jung, schnell, für mich das spannendste Team in der gesamten Liga und werden es in die Playoffs schaffen. Werden sie an der Trade Deadline noch einen Spieler bekommen? Ist das Goaltending gut genug? Sind sie groß genug, wenn es in die Playoffs geht? Das sind die brennenden Fragen, denn in den Playoffs ändert sich alles. Es ist eine ganz andere Intensität. Die Rangers sind überraschend nicht so gut. Mike Sullivan ist ein guter Coach. In den ersten Spielen haben sie zu Hause überhaupt nichts getroffen, das ist fast unmöglich. Für mich sind sie kein Contender, denn es noch gibt ein paar andere gute Teams. Viel spannender ist für mich die Frage, wann endlich mal wieder eine kanadische Mannschaft den Stanley Cup gewinnt…
Wer wird denn der nächste kanadische Stanley Cup Champion?
Das ist schwer zu sagen. Die Edmonton Oilers haben ein paar gute Spieler verloren, auch ein paar harte Jungs, die du in den Playoffs brauchst. Sie schauen ganz okay aus, aber auch nicht überragend. Sind es die Toronto Maple Leafs nach so langer Zeit? Ich weiß nicht. Die Winnipeg Jets haben für mich Außenseiterchancen. Sie haben ein richtig gutes Team, einen heißen Torwart und Jonathan Toews zurückgeholt, der nochmal ein neues Element mitbringt. Wenn es eine kanadische Mannschaft gibt, die es in dieser Saison schaffen kann, dann vielleicht Winnipeg.
Wie siehst du die Entwicklung in der NHL hin zu kleineren und schnelleren Spielern?
Die Toronto Maple Leafs sind im Schnitt 1,88 Meter - das ist groß! Aber die Liga hat die Regeln verändert, insbesondere bei Faustkämpfen, Halten und Behinderung. Dadurch kannst du Spieler nicht mehr so leicht festmachen, und sie können besser skaten. Es gibt heute bessere Schlittschuhe, Schläger und Ausrüstung, ein besseres Off-Ice-Training. Jeder ist fitter, schneller und bringt mehr Fähigkeiten mit. Es gibt mehr Räume für kleinere Spieler, einige von ihnen sind fantastisch. Das Spiel ist jetzt ein anderes: sauberer, schneller, athletischer. Ich finde das spannend. Aber verstehe mich nicht falsch: Es ist immer noch ein Spiel für ganz harte Männer, insbesondere in den Playoffs.
Mit Marco Rossi (Minnesota Wild) und Marco Kasper (Detroit Red Wings) haben sich wieder zwei Österreicher in der NHL festgespielt. Wie siehst du ihre Entwicklung?
Ich habe früher Michael Raffl und Michael Grabner gecoacht, beide haben in derselben Straße in Villach gewohnt und beide hatten lange Karrieren in der NHL. Kasper habe ich gesehen, als er noch jung war. Er war immer gut, hat sich aber auch immer den Hintern aufgearbeitet. Genauso wie Rossi. Beide haben sich das verdient. Beide sind unermüdliche Arbeiter. Ich ziehe meinen Hut vor diesen Jungs. Als Rossi diese Krankheit hatte (Herzmuskelentzündung nach einer Covid-Infektion, d. Aut.) und fast gestorben wäre, hatte er eine harte Zeit. Aber er hat gekämpft, um zurückzukommen. Das ist eine unglaubliche Geschichte, die jedes Kind lesen sollte.
Du hast jahrelang als Experte für NHL-Spiele im österreichischen Fernsehen gearbeitet. Wie viel Spaß hat dir diese Arbeit gemacht? Und ist ein Comeback geplant?
Ich habe das fünf Jahre zusammen mit Martin Pfanner gemacht, der ein guter Freund von mir geworden ist. Es hat so viel Spaß gemacht, wir hatten ein tolles Team und sind nach den Spielen auch mal ein Bierchen zusammen trinken gegangen. Ich bin enttäuscht, dass es das nicht mehr gibt. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Aber wenn sich etwas ergibt, dann kann man mich sofort anrufen.