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Die ultimative Saison-Vor(Rück)-Schau

Carey Price dominiert das Zukunftsszenario, Alex Ovechkin in 2016-17 mit neuem Ligarekord

von Marc Rösch / NHL.com/de Autor

Das war ein glatter Durchmarsch: 54 Hauptrundensiege und lediglich 8 Playoffniederlagen bis zum Hochstemmen des Stanley Cups. "Ole, Ole, Ole", hallte es am 16 juin französisch aus dem Bell Centre. Carey Price, Shea Weber und Alexander "Rasputin" Radulov - unter den Habsfans nach seiner 97 Punkte- 13 Strafminuten Saison nur noch "der Noble aus Nischni" gefeiert - bildeten die Achse des Wahnsinns, brachten eine ganze Stadt zum Freudentaumeln und eine ganze Liga zur Verzweiflung.

Nach verpasster Playoffteilnahme in der Vorsaison legten die Candiens in 2016-17 gehörig zu und spielten sich an die Spitze der Atlantic Division. Torsteher Carey Price avancierte derweil zum Sieggaranten der Habs. Ihm gelang das Kunststück, seine fabelhafte Fangquote von 0,957 aus dem World Cup of Hockey 2016 in die NHL-Spielzeit zu projizieren. So war es letztendlich nur Formsache, dass der 29-jährige Goalie mit eindeutigem Vorsprung vor Braden Holtby von den Washington Capitals die klare Nummer-1 bei der Vezina Trophy Verleihung war. Als ihm dann auch noch die Conn Smythe Trophy für den wertvollsten Spieler der NHL-Playoffs ausgehändigt wurde, war das Trophäendouble perfekt.

In einer halbstündigen Dankesrede würdigte er, den Tränen nahe, nicht nur seiner Familie und Teamkammeraden. Vor allem dem im November als "Wunderheiler von Westguinea" engagierten Medizinmann zollte er höchsten Tribut. Dank Blütenpackungen, Regentänzen und anderen Voodoo Zaubern war er die gesamte Saison vom Verletzungspech verschont. Kein Zwicken im Oberschenkel, kein Drücken im Knie ließ den Hüter eine einzige Partie verpassen.

Auch die anderen NHL-Awards gingen reihenweise in den kanadischen Osten. Hierbei sei insbesondere auf Erik Karlsson verwiesen. Der 26-jährige Defensive von den Ottawa Senators bewies erneut, dass er jeden einzelnen seiner 6,5 Millionen Dollar Jahressalär Wert sei und vollbrachte es zum dritten Mal in seiner Karriere, die James Norris Memorial Trophy für den wertvollsten Verteidiger zu gewinnen. Drew Doughty, der ihm den Pokal noch im Vorjahr streitig machte, knackte zwar die 60 Punktemarke - Karrierebestwert - doch der unbestritten beste Mann in dieser Kategorie war der torhungrige Schwede (82 Punkte).

Ungestillt blieb ebenfalls der Torhunger von Connor McDavid. Trat der zu Beginn der Spielzeit erst 19-jährige Kapitän und Mittelstürmer der Edmonton Oilers zunächst noch als Vorbereiter in Erscheinung, erweckten neue Aufgaben und ein neuer Sturmpartner - ab Januar ließ ihn Trainerfuchs Ralph Krueger, der kurzfristig in einer Nachtundnebelaktion vom Premierleaguevertreter Southampton für eine zweite Amtszeit bei den Oilers losgeeist wurde, neben dem zum Linksaußen umfunktionierten Leon Draisaitl wirbeln - ungeahnte Torjägerqualitäten. Elf Jahre nach ihrer letzten Playoffteilnahme konnten sich die Westkanadier dann doch dank eines Schlussspurts in der zweiten Saisonhälfte per WildCard für die Pokalrunde qualifizieren. In dieser fanden sie jedoch, obwohl hochmotiviert und hochambitioniert gestartet, in den Chicago Blackhawks, die dank Wunderstürmer Patrick Kane (10 Tore, 13 Assists in 24 PO Spielen) den Finaleinzug schaffen sollten, nach fünf Spielen ihren Meister.

Meisterlich war es auch, was die Buffalo Sabres auf das Eis zauberten. Sensationell mit elf Siegen in Folge gestartet, straften sie alle Kritiker, die sie vor der Saison noch mit der roten Laterne gesehen hatten. Vom Sonnenplatz aus sahen sie lange Zeit auf ihre Verfolger in der Eastern Conference herab. Erst Verletzungssorgen holten sie im Frühjahr 2017 auf den kalten Boden der Tatsachen zurück. Letztendlich schafften sie zwar dank eines überragenden Brian Giontas, der zu seinem 38. Wiegenfest in einen Jungbrunnen gefallen zu sein schien, noch knapp den Einzug in die Playoffs. Doch zum Ende der langen Saison ging auch dem Oldie die Puste aus und so mussten die Grenzstädter bereits in der ersten Cuprunde gegen die Tampa Bay Lightning die Segel streichen.

         

Im Gegensatz zu Sidney Crosby, der mit seinen Pittsburgh Penguins zwar nicht an die Erfolge des Vorjahres anknüpfen konnte, aber dennoch eine sehr solide 87-Punkte Saison ablieferte, erlebte der russische Offensivkünstler Alex Ovechkin eine bis Dato nicht dagewesene Torkrise. Zwar stellte er einen neuen Rekord für Pfosten und Lattenknaller auf - keinem NHL-Spieler gelang es bisher 47 Mal in einer Saison das Torgestänge zu treffen - doch bleibt das nur ein schwacher Trost dafür, dass er in 82 Hauptrundenspielen insgesamt nur sieben Mal ins Tor traf und letztendlich sogar von seinem Coach Barry Trotz in die dritte Sturmformation verwiesen wurde. Doch dass er prompt nach dem frühen Saisonende der Washington Capitals in einer Pressekonferenz vehement dementierte, dass er über lukrative Engagements in der KHL verhandle und der "Gagarin Cup eine Option für ihn sei", ist nicht als Zweckoptimismus für die NHL-Saison 2017-18 anzusehen.   

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