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Alles war perfekt angerichtet für eine große Eishockey-Party der Gastgeber. Doch wie es im Sport häufig der Fall ist, kam es am Ende einmal mehr anders als von vielen erwartet.

Trotz all des Drucks, dass bei einer weiteren Niederlage der Gegner würde Eishockeygeschichte schreiben können, sich zum ersten Mal in seiner Franchise-Geschichte den Stanley Cup sichern würde, siegten die Boston Bruins am Sonntag bei den St. Louis Blues in Spiel sechs der Serie überraschend deutlich mit 5:1 Toren. Dadurch verlängerten die Bruins das elektrisierende Duell auf die maximale Länge von sieben Begegnungen.
Durch den jüngsten Triumph im Enterprise Center erkämpfte sich Boston seinerseits die Chance auf eine weitere Meisterschaft im jetzt alles entscheidenden Spiel sieben des Stanley Cup-Finales 2019 in eigener Halle.
Den Blues bot sich die unglaubliche Chance, durch einen weiteren Heimsieg, die Saison 2018/19 mit einem Eishockey-Märchen abzuschließen, bei dem sie erstmals nach 52 Jahren der Ligazugehörigkeit als Stanley Cup-Champion in die Geschichte eingehen würden.
Boston hingegen stand seinerseits psychologisch unter enormen Druck, genau dieses Ansinnen unbedingt, durch einen Sieg vor den feierfreudigen Fans des Gegners verhindern zu müssen.

BOS@STL, Sp6: Rask führt Bruins mit 28 Saves zum Sieg

Wie immer in einer solchen Situation, stellte sich die Frage, welches der beiden Teams mit dieser Herausforderung würde besser umgehen können. Die Antwort fiel klar und eindeutig aus. Im Stile einer Klassemannschaft hielt Boston dieser Ausgangslage stand. 5:1 lautete der Endstand zu ihren Gunsten. Das war schon eine Ansage, die das Traditionsfranchise aus Massachusetts wieder in die Favoritenrolle befördert.
Dank einer außerordentlich guten Leistung von Torhüter Tuukka Rask, der mit 28 Paraden einmal mehr auf sich aufmerksam machen konnte, und einer starken Performance im Penalty Killing, sie eliminierten alle vier Möglichkeiten der Hausherren in Überzahl, gehen die Bruins mit breiter Brust in das Spiel sieben. Sie können erstmals seit 2011, als sie die Vancouver Canucks mit 4:3-Siegen bezwangen, wieder Lord Stanleys Cup nach Beantown entführen.
Rask freute sich nach dem Spiel schon auf den nächsten Vergleich: "Jetzt haben wir die Chance vor unseren eigenen Fans den Titel zu gewinnen. Unsere Erfahrung hat uns heute geholfen, denke ich. Die Fans werden wie ein Mann hinter uns stehen."

BOS@STL, Sp6: Marchand unter das Quergestänge im PP

Brad Marchand zeichnete beim Erfolg zum 3:3-Serienausgleich für das wichtige 1:0 im ersten Drittel verantwortlich. Er lieferte damit ab, als es am dringendsten notwendig war. Kann es einen besseren Beweis für Nervenstärke und Verlässlichkeit geben?
Sein Fazit fiel nach den 60 Minuten in St. Louis naturgemäß ebenfalls positiv aus: "Wir haben heute sprichwörtlich um unser Leben gekämpft. Alle Beteiligten haben sich bestmöglich eingebracht, haben dem Druck gut standgehalten. Das hat diesmal am Ende den Unterschied zu unseren Gunsten ausgemacht."
Der Rest des Teams von Coach Bruce Cassidy lieferte nach torlosem Mitteldrittel in den finalen 20 Minuten der Begegnung ab, als St. Louis mit schwindender Spielzeit zwangsläufig den Druck erhöhte, überstanden sie die Schlussphase völlig souverän.
[Hier findest du alles über die BOS-STL Serie]
Etwas, was Charlie McAvoy ein Grinsen ins Gesicht zauberte: "Es war schön zu sehen, dass wir heute alle unsere Bestleistung abrufen konnten, auch jene Spieler, die zuletzt kritisch gesehen wurden. Gerade diese haben gezeigt was wirklich in ihnen steckt. Dadurch haben wir jetzt die Chance zu einem echten Neustart. Da wird alles auf Null gestellt."
Nur ein Heimsieg vor den eigenen, ebenfalls fanatischen Fans fehlt den Bruins noch zum Titelgewinn. Doch eine ebensolche Chance hatte auch das Team von Craig Berube - und diese vertan. Kommen die Bruins mit dieser Herausforderung in der Nacht auf Donnerstag besser klar?
"Wir haben als Gruppe schon so viel erlebt und sind dadurch inzwischen zu einer echten Familie zusammengewachsen. Unser Job ist noch lange nicht erledigt", zeigte sich Bostons stürmer David Pastrnak zuversichtlich.
In den Ohren der Blues könnte das schon fast wie eine Art Drohung geklungen haben.