CHI@ANA: Boqvist nutzt Pfosten zu seinem 1. NHL-Tor

Die Chicago Blackhawks haben am Sonntag mit 3:2 n.V. bei den Anaheim Ducks im Honda Center gewonnen. Dabei gelang dem 18-jährigen Verteidiger Adam Boqvist der erste NHL-Treffer im zweiten Spiel. Er ist damit einer der großen Hoffnungsträger für eine goldene Zukunft in Chicago.

Neuaufbau nach der goldenen Ära
Die goldene Ära bei den Blackhawks ist vorbei. Zwischen 2008/09 und 2016/17 konnte sich Chicago in allen neun Spielzeiten für die Playoffs qualifizieren und gewann dreimal den Stanley Cup (2010, 2013, 2015). Seitdem aber ist die Endrunde keine Selbstverständlichkeit mehr für das Team. Der Klub war auch bedingt durch den Salary Cap zu einem Umbruch gezwungen, der noch immer nicht vollendet scheint. Weder 2017/18 noch 2018/19 gelang der Sprung in die Playoffs. Auch in der laufenden Saison 2019/20 sieht es nach nur elf Punkten aus 13 Spielen (4-6-3) nicht rosig aus.
Hinter den Superstars Patrick Kane (30) und Jonathan Toews (31) fehlte es in den letzten Jahren sowohl an Qualität, Tiefe als auch an defensiver Stabilität. Mit Spielern wie Alex DeBrincat (21), Dylan Strome (22), Alexander Nylander (21) oder Dominik Kubalik (24) schultern schon heute viele junge Spiele eine Menge Verantwortung und finden sich unter den aktuellen Top-5-Scorern der Blackhawks wieder. Hoffnung machen zudem die beiden hochtalentierten Erstrunden-Picks Kirby Dach (18, Draft 2019 an 3. Stelle) und Adam Boqvist (19, Draft 2018 an 8. Stelle).

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Erstes NHL-Tor
Beide Teenager starteten die Saison zunächst beim Farmteam Rockford IceHogs in der AHL, wurden aber mittlerweile in den NHL-Kader befördert und wussten dort zu gefallen: Dach sammelt in acht Spielen drei Scorerpunkte (ein Tor, zwei Assists). Boqvist gelang in seinem zweiten Einsatz sein erster Treffer.
Im vierten Drittel seiner NHL-Karriere orientierte sich Boqvist instinktiv zum linken Bullykreis. Genau dorthin kam der Pass von hinter dem Tor durch Nylander. Boqvist nahm den Puck gefühlvoll an und schoss ihn in einer fließenden Bewegung über den rechten Innenpfosten in den Winkel. "Ein Traum wird wahr. Jeder von uns träumt davon, dass erste Tor in der NHL zu schießen und jetzt ist es passiert. Es ist schön, es so früh geschafft zu haben", freute sich der Schwede.
Kane und Colliton staunen
Mit diesem Tor stellte Boqvist zudem einen neuen Franchise-Rekord auf: Vor ihm hatte noch kein anderer im Jahr 2000 geborener Blackhawks-Verteidiger getroffen. "Er hat so einen guten Schuss, dass er reingehen musste", staunte Mitspieler Kane. "Es war sein erstes Tor im zweiten Spiel in dieser Liga. Er bringt viele Vorteile mit und hat so viel Potenzial. Es war ein guter Start für ihn."

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Sein Trainer Jeremy Colliton war vor allem beeindruckt von den schnellen Abschlüssen des Rookies: "Es scheint so, als würde er aus jeder Lage schießen. Er zieht schnell ab, kann aber auch verzögern und den Winkel nutzen. Es muss nicht immer eine Direktabnahme sein. Die hat er auch in seinem Arsenal - er haut drauf und es wird schwierig für die Torhüter."
Talente brauchen Zeit
Boqvist machte Lust auf mehr und gilt zusammen mit Dach als die großen Hoffnungsträger in Chicago. Coach Colliton möchte seine beiden Top-Talente auch weiterhin mit viel Spielzeit ausstatten: "Letztendlich müssen wir Erfolg haben, um nahe an die Playoff-Teams dranzubleiben und uns verbessern. Aber sie können ein wichtiger Teil davon sein und uns dabei helfen, zu gewinnen. Wir möchten sie genau richtig dosiert einsetzen, sodass sie Selbstvertrauen aufbauen und sich immer weiter steigern können, je länger die Saison geht. Das ist unsere Idee."

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Dass auf dem Weg zum etablierten NHL-Akteur nicht immer alles klappen wird, ist auch Colliton bewusst und zeigt sich geduldig mit seinen Youngstern: "Sie werden auch Fehler machen. Hoffentlich können die anderen Jungs sie in Schutz nehmen und sie auffangen. Diese Balance brauchst du im Team. Sie haben Energie reingebracht und gut gespielt. Sie haben da draußen nicht verängstigt ausgesehen."
Auf dem Weg zurück in die Playoffs werden die Blackhawks also nicht nur hoffnungsvolle und vielversprechende Talente brauchen, sondern auch ein Gerüst aus erfahrenen Routiniers wie Kane, Toews, Brent Seabrook oder Duncan Keith, an denen die jungen Spieler wachsen können. Auch bei der defensiven Stabilität machte Chicago schon Fortschritte: So war Torwart-Neuzugang Robin Lehner bislang ein wichtiger Stabilisator (2,22 Gegentore/Spiel, 93,9 Prozent Fangquote). In Windy City könnte der Wind schon bald drehen.