Blues ringen Blackhawks nieder
Trotz eines äußerst unglücklichen Auftakts bezwingt St. Louis Chicago am Ende deutlich
von Robin Patzwaldt @RobinPatzwaldt / NHL.com/de Autor
St. Louis - Es sah kurz nach Spielbeginn nicht danach aus, doch die gastgebenden St. Louis Blues haben sich am Ende eines lange Zeit hart umkämpften Bridgestone Winter Classic 2017 dann doch noch relativ deutlich mit $.1 gegen ihren Erzrivalen, die Chicago Blackhawks, durchsetzen können, und die große Mehrheit der heute im Busch Stadium versammelten Anhänger sehr glücklich gemacht.
Vor dem Spiel war das Wetter noch ein großes Thema. Im Vorfeld war spekuliert worden, dass die ungewöhnlich warmen Temperaturen und der angekündigte Regen in der Region für große Probleme sorgen könnten, ja sogar das Spiel in Gänze gefährden könnten. Doch von all diesen negativen Spekulationen war am Ende nichts übrig. Zwar regnete es vor dem Spiel phasenweise recht heftig und war die Sicht auf die Skyline der Metropole durch Nebel phasenweise ziemlich eingeschränkt, doch sollte das ganze Spektakel am Ende dann völlig unbeeinflusst von den Äußerlichkeiten über die sprichwörtliche Bühne gehen.
Das Spiel begann nicht nur pünktlich, sondern auch äußerst spektakulär. Bereits nach 62 Sekunden gingen die Gäste aus Chicago, die heute auf Stürmer Marian Hossa im Kader kurzfristig verzichten müssten, durch Michal Kempny in Führung. Seinen Schuss von der Blauen Linie konnte Jake Allen im Kasten der Gastgeber schlicht nicht halten, da er unglücklich abgefälscht wurde. Die zuvor noch ausgelassene Stimmung unter den gut 45.000 Anwesenden war mit einem Schlag deutlich eingetrübt.
Es entwickelte sich zunächst ein schnelles, ausgeglichenes Spiel im restlichen ersten Drittel. Beide Teams hatten so ihre Tormöglichkeiten, doch weitere Treffer wollten zunächst nicht fallen. Nach 20 gespielten Minuten betrug das Torschussverhältnis 8:6 zu Gunsten der Blues, doch es waren die Gäste die knapp führten.
Das Eis hielt, wie bereits anfangs erwähnt, deutlich besser als erwartet. Die Partie war zwar hart, jedoch gab es bis dahin erst je eine Strafzeit pro Team.
Der Ausgleich zum 1:1 für die Jungs aus St. Louis durch Patrik Berglund (28.) fiel dann etwas überraschend aus einem Konter. Jay Bouwmeester und Alexander Steen waren die Assistenten. Für Steen war dies der 300. Assist und der insgesamt 500. Punkt seiner langen und erfolgreichen NHL-Karriere.
Nach dem Ausgleich zog mehr Härte in das Spiel ein. Es kam mehrfach zu Rudelbildungen auf dem Eis. Alles blieb jedoch im Rahmen. Trotzdem vermisste man so zu dieser Zeit etwas die Struktur im Spiel beider Mannschaften.
Nach dem Mittelabschnitt erkämpften sich die Gastgeber eine Überzahl bei den Torchancen. 23:17 Torschüsse bezeugten dies. Corey Crawford, der heute übrigens seinen 350. NHL-Einsatz feierte, verhinderte hier noch den Rückstand für die Gäste aus der Windy-City.
Doch die Einschläge für die Blackhawks kamen näher. Zunächst traf Vladimir Tarasenko in der 45. Minute noch spektakulär den Pfosten des Gehäuses, dann machte er es rasch darauf schon besser.
Video: CHI@STL: Tarasenko trifft den Schlittschuh
In der 52. Spielminute benötigte er dabei noch die Mithilfe seines Gegenspielers, denn beim 2:1 für St. Louis wurde der Puck noch entscheidend von Hawks-Verteidiger Niklas Hjalmarsson abgefälscht, doch beim kurz darauf gefeierten 3:1 (54), erneut durch Tarasenko, war der Schütze dann bereits mit seinem ganzen Talent selber erfolgreich zur Stelle. Mit einem platzierten Handgelenkschuss ließ er Crawford erneut keine Abwehrchance.
Fangesänge hallten bereits durch die Weiten des Busch-Stadiums, schien die Vorentscheidung so doch bereits gefallen.
Zudem riskierten die Gäste nun Alles, nahmen bereits über drei Minuten vor dem Spielende ihren Torhüter vom Eis um einen weiteren Stürmer auf das Eis zu schicken.
Es sollte jedoch nichts mehr nützen. Ganz im Gegenteil. Wie das eben häufig so ist, ging auch diesmal der Schuss eher nach hinten los. Die Blues vergaben etliche Einschussmöglichkeiten bevor sie den sprichwörtlichen 'Sack' mit dem 4:1 durch Alexander Steen (59, en) dann doch noch zumachten.
Tor des Spiels: Rückblickend hatte das Führungstor zum 2:1 für St. Louis natürlich die größte sportliche Bedeutung. Tarasenko war dabei offiziell erfolgreich. Allerdings, wie beschrieben, ja nicht wirklich, da seine eigentlich harmlose Scheibe dabei entscheiden von Hjalmarsson abgelenkt wurde. Nicht sonderlich schön der Treffer also, aber umso wichtiger aus Sicht des späteren Siegers.
Save des Spiels: Gut drei Minuten waren im 2. Drittel gespielt, da rettete Blues-Goalie Allen (24.) spektakulär gegen einen durchaus gut platzierten Schuss von Jonathan Toews. Es wäre zu diesem Zeitpunkt bereits das bittere 0:2 aus Sicht der Gastgeber gewesen. Doch Allen verhinderte den Treffer des Hawks-Kapitäns mit all seinem Können, konnte den Schuss gerade noch zur Seite abwehren.
Wenig gewürdigte Szene: Schon Stunden vor dem Spiel hatte ein ganzes Team von Eisspezialisten über Stunden hinweg durch herausragende Arbeit im Hintergrund sichergestellt, dass das Spiel trotz der schwierigen Eisbedingungen überhaupt wie geplant an diesem Tage stattfinden konnte. Hierzu kamen extra NHL-Experten aus unterschiedlichen Städten und Standorten der Liga in St. Louis zusammen, darunter Verantwortliche aus Philadelphia, Chicago und Minnesota. Dass das Eis am Ende dann kein wirkliches Thema an diesem Tag mehr war, die Eis-Bedingungen sich nicht wesentlich von denen in den Hallen unterschieden, das war dabei letztendlich diesen Leuten im Hintergrund zu verdanken.
Video: CHI@STL: Tarasenko zieht erneut ab
Highlight des Spiels:
Knapp 10 Minuten vor dem regulären Spielende, beim Stand von 1:1 trifft Jonathan Toews die Scheibe in der Lugt und zieht sie aus kurzer Distanz auf den Kasten von Allen. Doch dieser kann die Scheibe mit einem kurzen Reflex abwehren. Die Szene löste ein lautes Raunen im Stadion aus, als sie auf der großen Videowand gezeigt wurde. Glück für die Gastgeber!
Gut zugehört:
Alexander Steen: "Später werde ich sicher gerne an dieses Spiel zurückdenken, aber aktuell bin ich eigentlich nur stolz auf unsere kämpferische Leistung. Das Eis war viel besser als gedacht. Und meine persönliche Leistung war dabei dann noch die 'Kirsche auf dem Kuchen' für mich."
Scottie Upshall: "Es hat einfach alles gepasst heute. Tolle Bedingungen, tolle Fans, tolle Show und wir haben Gewonnen. Alles ist super gelaufen. Es war einfach ein toller Tag für uns."
Kevin Shattenkirk: "Das war ohne Zweifel das beste Publikum vor dem ich je gespielt habe. Man, die waren laut und echt begeistert. Es war toll, wie wir heute zurückgekommen sind. Der Job war top ausgeführt. Wir waren sehr effektiv."
Vladimir Tarasenko: "Das 2:1 war eher ein Zufall, ehrlich gesagt. Vom Publikum habe ich nicht so viel mitbekommen. Das war so weit weg. Aber die zwei Punkte waren für uns halt ungeheuer wichtig."
Alex Pietrangelo: "Zum Glück hat ja der Regen rechtzeitig aufgehört. Das Eis war wirklich in einem guten Zustand. Dazu kann man den Verantwortlichen nur gratulieren."
Jake Allen: "Im Tor hatte ich keine ungewöhnlichen Probleme heute durch die Bedingungen. Man konnte ganz normal spielen. Es gab wirklich keinerlei Einschränkungen dabei durch das Wetter."
Ken Hitchcock: "Sobald das Spiel läuft ist das natürlich theoretisch ein ganz normales Eishockeyspiel. Es sind immer die gleichen Ausmaße und dieselben Abläufe. Trotzdem kann man sich natürlich von den Besonderheiten bei einem solchen Spiel nicht ganz frei machen. Es war eine tolle Erfahrung. Für mich, aber sicherlich auch für unsere Spieler."
Corey Crawford: "Das Eis war doch ziemlich schlecht. Der Puck ist ziemlich herumgehüpft hier. Natürlich ist das grundsätzlich für beide Teams gleich. Wir haben heute einfach auch das gewisse Extra nicht gehabt um hier etwas mitzunehmen. Aber das wirft uns nicht um."
Gut zu wissen:
Anlässlich ihrer 50. NHL-Saison, ihrem runden Jubiläum also, spielten die gastgebenden St. Louis Blues das heutige Spiel übrigens in einem speziellen historischen Trikotdesign, welches bis in die Details hinein ihrem allerersten aus dem Premierenjahr der Franchise 1967 nachempfunden war.
Was folgt?
Für beide beteiligten Teams des heutigen NHL-Highlights geht es nun erst wieder am kommenden Donnerstag in der Liga mit dem nächsten spiel weiter. Die St. Louis Blues empfangen dann daheim, natürlich wieder in der gewohnten Halle, die Carolina Hurricanes, den Titelträger des Jahres 2006. Und die Chicago Blackhawks begrüßen in drei Tagen daheim die Buffalo Sabres.