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Es ist still geworden um die Columbus Blue Jackets. Der Hype, den sie um den Jahreswechsel mit ihrer beeindruckenden Serie von 16 Siegen in Folge ausgelöst hatten, ist der Ernüchterung gewichen. Seit ihrer 0-5 Niederlage am 5. Januar bei den Washington Capitals konnten die Blue Jackets in 22 Partien noch 21 Zähler einspielen und liegen damit ligaweit nur auf dem 18. Platz. Keine andere Mannschaft in der Liga war in diesem Zeitraum im Powerplay ineffektiver als die Blue Jackets, die nur 10,7 Prozent ihrer Überzahlspiele mit einem Torerfolg abschließen konnten.

Das Team von John Tortorella schafft es einfach nicht mehr konstant gute Leistungen abzurufen. Beispiele aus den vergangenen 14 Tagen gefällig: Da bezwingt man einerseits die Pittsburgh Penguins, immerhin den amtierenden Stanley Cup Champion, mit 2-1 nach Verlängerung oder fügt den Toronto Maple Leafs eine 5-2 Schlappe zu, andererseits lässt man zuhause gegen die Vancouver Canucks (0-3) und die Nashville Predators (3-4) Punkte liegen. Die Blue Jackets müssen (noch) nicht befürchten, dass sie die Qualifikation für die Stanley Cup Playoffs verpassen - bei 24 ausstehenden Spielen beträgt ihr Vorsprung auf einen Nicht-Playoffplatz komfortable 14 Punkte - doch sie haben dies hauptsächlich ihrer starken Defensive, und da im Besonderen drei Männern, zu verdanken.
In ihren letzten sechs Heimpartien kassierte die Franchise aus Columbus im Schnitt 2,33 Gegentore pro Spiel und damit die sechstwenigsten aller 30 Teams. Schlussmann Sergei Bobrovsky steht hinten wie ein Fels in der Brandung. Auch wenn er am vergangenen Sonntag viermal die Scheibe hinter sich aus dem Netz holen musste, ihm hatten es die Blue Jackets zu verdanken, dass sie nach einer halben Stunde nicht schon aussichtslos mit 0-3 oder 0-4 in Rückstand geraten waren. Seine Vorderleute luden die Predators immer wieder zu Konter ein, doch bei Columbus' russischen Tormann war Endstation. Bobrovsky zählt in der laufenden Saison zu den am meisten beschäftigten Torhütern. In der Eastern Conference bekamen nur Leafs Frederik Andersen (1503) und Robin Lehner (1381) von den Buffalo Sabres mehr Torschüsse auf ihren Kasten als Bobrovsky (1348).

Der 28-Jährige weist mit 2,21 den zweitbesten Gegentrefferschnitt unter allen Torhütern im Osten auf, die mindestens 23 Spiele absolviert haben, und mit seiner Fangquote von 92,5 Prozent teilt er sich zusammen mit Lehner den zweiten Platz hinter keinem Geringeren als Braden Holtby von den Washington Capitals (2,01; 92,6%).
Den Anhängern der Blue Jackets dürften in jüngster Zeit zwei Verteidiger, die am Anfang ihrer Karriere stehen, noch mehr Freude machen - Rookie Zach Werenski und Seth Jones. Die beiden US-Amerikaner machen hinten dicht und finden auch immer ausreichend Zeit, um im Spiel nach vorne Akzente zu setzen.
In nur einem seiner 58 Saisonauftritte, am 10. November gegen die Boston Bruins, wies Werenski einen schlechteren +/-Wert als -1 aus. Der 19-Jährige ist wieder ein Garant an Zuverlässigkeit, nachdem er Anfang Februar sechs Spiele hintereinander nicht mehr punkten konnte. Gegen die Predators stand er sagenhafte 25:15 Minuten auf dem Eis und durfte sich sogar über das erste 3-Punkte Spiel seiner NHL-Karriere freuen. Getrübt wurde Werenskis überragende Vorstellung nur durch die Niederlage.
Sein erstes Tor seit dem 26. Januar beschrieb er NHL.com wie folgt: "Ich bekam den Puck direkt auf die Kelle, dann hatte ich eine Menge Zeit. Wenn du viel Zeit hast, dann suchst du dir den Punkt aus, den du treffen möchtest. Das habe ich getan."
Werenski belegt mit seinen 36 Scorerpunkten (9 Tore, 27 Assists) nicht nur den sechsten Platz in der Rookie-Wertung und weist mit +16 den besten +/-Wert aus, sondern liegt unter allen Verteidigern der Liga, zusammen mit Rasmus Ristolainen von den Sabres, auf Platz 9.

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Lob für seine Auftritte bekam der junge Blueliner auch von seinem Verteidigerkollegen Seth Jones: "Er spielt im Augenblick wieder sehr aggressiv nach vorne. Darüber haben wir immer wieder gesprochen. Wenn wir hinten als Verteidigerpaar gut stehen und sauber ausbrechen, dann sind wir am besten." Der 22-jährige Jones, den die Blue Jackets am 6. Januar 2016 von den Predators im Tausch gegen Ryan Johansen bekommen haben, spielt die stärkste Saison seiner knapp vierjährigen NHL-Karriere. Mit zehn Toren und 24 Assists belegt er in der teaminternen Scorerwertung den sechsten Platz und ist ligaweit der elftbeste Blueliner. Die Blue Jackets sind in dieser Saison als einziges NHL-Team mit zwei Mann unter den zwölf punktbesten Verteidigern vertreten.
Tortorella geht nach Niederlagen mit seinen Spielern nicht so hart ins Gericht wie man vielleicht vermuten möchte. Er weiß ganz genau, dass sich viele, die ihm zur Verfügung stehen, noch entwickeln müssen. Und sie haben auch das Potenzial dazu einmal ganz groß herauszukommen. Immer wieder, wie auch am Sonntag nach der Partie, hebt der Blue Jackets Coach das Positive hervor: "Wir hatten einige gute Minuten, wir hatten zeitweise ganz anständig gespielt, doch dann haben wir uns durch Fehler selbst geschlagen."
Von Jones und Werenski hatte Tortorella zuletzt wenige Fehler gesehen, und man darf getrost davon ausgehen, dass den Beiden die fünftägige Erholungsphase richtig gut tut, ehe es für sie am kommenden Samstag in der heimischen Nationwide Arena mit der Partie gegen die New York Islanders (5:00 pm ET) wieder weitergeht.