Tuukka Rask MW

Die Boston Bruins haben die Eishockey-Welt aufhorchen lassen: Mit einem 4:1-Heimsieg im TD Garden gegen das Top-Team der Liga, die Tampa Bay Lightning, setzten die "Braunbären" ein deutliches Ausrufezeichen. Nicht nur die Höhe des Sieges, sondern auch die Tatsache, dass dieser noch deutlich höher hätte ausfallen können, hat gezeigt, dass Boston bereit für mehr ist. Spätestens seit der NHL Trade Deadline am vergangenen Montag zählen die Bruins zu den ultimativen Stanley-Cup-Favoriten.

Boston dominiert im Spitzenspiel
Kaum auszudenken, wie der NHL-Spitzenreiter aus Tampa Bay unter die Räder gekommen wäre, hätte ihr Goalie Louis Domingue nicht einen Sahnetag erwischt und 37 von 41 Torschüssen der Bruins entschärft (90,2 Prozent Fangquote). "Louis hat mir heute leidgetan", sagte Lightning-Kapitän Steven Stamkos. "Er hat überragend gespielt und uns eine Chance gegeben, zu gewinnen."
Erst in der 29. Minute brach der Bann: Bostons Jake DeBrusk stellte im Powerplay auf 1:0 (29.). Im dritten Drittel bauten dann Noel Acciari (52.), Patrice Bergeron (53.) und Brad Marchand (54.) die verdiente Führung in nur 88 Sekunden auf 4:0 aus. Domingue ließ seinen Torwartschläger daraufhin auf der Torlatte zerschellen. Immerhin der Weckruf für ein wenig Ergebniskosmetik, denn Bolts-Stürmer Anthiony Cirelli traf kurz darauf noch zum Endstand (54.).
"Es hat sich so angefühlt, als würden wir im Treibsand versinken", sagte Stamkos. "Sie haben wirklich gut gespielt, das müssen wir anerkennen." 41:21 Schüsse für Boston waren ein eindeutiger Beleg für Bostons Überlegenheit.

TBL@BOS: Bruins mit drei Toren in 1:28 Minuten

"Wir wollten, dass sie wissen, dass wir ein guter Hockey-Klub sind und dass wir uns ein wenig verändert haben, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben", sagte Bruins-Coach Bruce Cassidy etwas süffisant und erinnerte an die 2:3-Niederlage beim letzten Aufeinandertreffen am 6. Dezember. "Es fühlt sich gut an, zu gewinnen", so Kapitän Zdeno Chara. "Es war ein wichtiges Spiel gegen eine richtig gute Mannschaft. Es war enger, als es das Ergebnis vermuten lässt. Aber natürlich genießen wir den Erfolg und machen uns bereit für den nächsten."
Punkte in jedem Spiel im Februar
Erstmals seit November 2011 blieb Boston einen ganzen Monat lang ohne Niederlage nach regulärer Spielzeit, nahm also immer Punkte mit. Im Februar kommen die Bruins auf eine fast makellose 11-0-2-Bilanz, holten 24 von 26 möglichen Punkten und haben den besten Punkteschnitt (1,84 pro Partie) aller 31 NHL-Teams. Monatsübergreifend punktete Boston in 15 Spielen in Serie (11-0-4), landete neun Siege aus den letzten zehn Partien (9-0-1) und gewann zweimal in Folge.
"Wir haben momentan viel Selbstvertrauen. Seit langem ist jeder mit sich im Reinen. Und selbst wenn einer einen schlechten Abend hat, dann springen andere ein und bringen eine gute Leistung", beschrieb Marchand den unglaublichen Lauf seiner Mannschaft.
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Stanley-Cup-Favorit?
Der deutliche Sieg im Gipfeltreffen der Eastern Conference verstärkte noch einmal die Ambitionen auf einen langen Playoff-Run. Mit Charlie Coyle (Minnesota Wild) und Marcus Johansson (New Jersey Devils) kamen an der Trade Deadline zwei Spieler dazu, die für die dringend benötigte Tiefe im Sturm sorgen. War die Mannschaft lange abhängig von ihrer ersten Sturmreihe um David Pastrnak, Bergeron und Marchand, verfügt Boston mittlerweile über Scoringtouch aus allen vier Linien. Vor allem David Krejci und DeBrusk sind zu zuverlässigen Punktelieferanten aufgestiegen. Die Defensive ist stabil und ließ mit erst 158 Gegentoren (2,47 pro Partie) die zweitwenigsten Gegentreffer in der gesamten Liga zu. Auch ein Verdienst des starken und ausgeglichenen Goalie-Tandems mit Tuukka Rask (2,36 Gegentore/Spiel, 92,0 Prozent Fangquote) und Jaroslav Halak (2,29, 92,4 Prozent). Insgesamt verfügt das Team über jede Menge Geschwindigkeit, Technik, Finesse, Physis und nun auch Tiefe. Kurzum: Boston hat alle Bausteine im Kader, um erfolgreiche Playoffs spielen zu können. Die Bruins sind bereit für mehr!

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Lightning verstehen Niederlage als Warnschuss
Für Tampa Bays endete derweil eine Punkte-Serie von 14 Spielen (12-0-2). Erstmals nach zehn Siegen in Serie mussten die Lightning wieder eine Niederlage hinnehmen. " Vielleicht hatte sich so etwas schon angedeutet: Wir haben zuletzt nicht so gut gespielt und wir haben nun gegen ein gutes Team verloren. Sie hatten definitiv mehr Energie und haben besser gespielt als wir", sagte Stamkos.
"Wir können uns ihr Spiel anschauen und daraus Erkenntnisse für uns ziehen. Sie haben das Gaspedal die kompletten 60 Minuten durchgedrückt", so Domingue, der die Niederlage als Warnschuss versteht. "Unsere Aufgabe für den Rest der Saison ist, anderen Teams zu zeigen, dass sie nicht mit uns spielen können."
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Die Bolts (49-12-4, 102 Punkte) sind mit 13 Zählern Vorsprung noch immer das mit Abstand beste Team der gesamten NHL. Allerdings garantiert eine gute reguläre Saison noch keinen Stanley Cup: Schon im Vorjahr spielte Tampa Bay eine überragende Hauptrunde (54-23-5, 113 Punkte), schied dann aber im Eastern-Conference-Finale gegen den späteren Champion Washington Capitals aus (3:4). Ein Selbstläufer werden die Playoffs also auch als wahrscheinlicher Presidents' Trophy-Sieger nicht.