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Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2025/26 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse und einem Beitrag mit drei zentralen Fragen, mit denen sich die Mannschaften auseinandersetzen müssen.

In dieser Ausgabe: Die Analyse der New York Rangers

Die New York Rangers waren eine der großen Enttäuschungen der abgelaufenen Saison. Die Mannschaft verpasste die Stanley Cup Playoffs. Als Konsequenz musste Coach Peter Laviolette seinen Hut nehmen. Sein Ersatz ist mit Mike Sullivan ein äußerst prominenter Vertreter seiner Zunft, der jahrelang bei den Pittsburgh Penguins hervorragende Arbeit abgeliefert und mit Sidney Crosby, Evgeni Malkin und Marc-Andre Fleury zweimal den Stanley Cup gewonnen hat (2016, 2017). Er weiß folglich, auf was es in der entscheidenden Phase der Saison ankommt, um erfolgreich zu sein.

Das soll er jetzt im Madison Square Garden wiederholen. Denn New York ist einer der härtesten Plätze in der NHL, um ein Team zu trainieren. Die Fans sind kritisch und erwarten jedes Jahr das Maximale an Erfolg. Die Medienlandschaft sucht weltweit ihresgleichen. Da gibt es viele Meinungen und noch mehr gute Ratschläge für den Übungsleiter, wie er es im Zweifel doch besser machen könnte. Davon darf sich Sullivan nicht beirren lassen.

Wird er auch nicht. Dafür ist er schon zu lange im Geschäft. Seine Aufgabe ist allerdings nicht einfach. Im Tor muss er sich mit Igor Shesterkin als Nummer eins und Routinier Jonathan Quick als dessen Backup keine Sorgen machen. In der Abwehr haben die Rangers mit der Verpflichtung von Vladislav Gavrikov den Verlust von K’Andre Miller sehr gut kompensiert. In der Verteidigung scheinen die Rangers auch in den anderen Pärchen gut aufgestellt.

Die größten Fragezeichen gibt es im Sturm. Die Leistungsträger Artemi Panarin, Mika Zibanejad, Vincent Trocheck und J.T. Miller sind schon über 30. Haben sie genügend Sprit im Tank, um die Rangers tief in die Playoffs und zum ultimativen Triumph zu führen? Die bislang letzte Stanley Cup Parade auf dem Broadway war 1994 und der einzige Finaleinzug seitdem war 2014 (1:4-Niederlage gegen die Los Angeles Kings). Das ist nach dem Geschmack der Rangers-Fans eindeutig zu lange her.

Die schönsten Tore von Artemi Panarin in der regulären Saison

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

Der Königstransfer der Rangers in diesem Sommer ist bislang die Verpflichtung von Vladislav Gavrikov. Der Russe tauschte die West- gegen die Ostküste der USA ein. Er kam in der Saison 2022/23 von den Columbus Blue Jackets zu den Los Angeles Kings und hat nun bei den Rangers einen Vertrag über sieben Jahre unterschrieben, der ihm pro Jahr sieben Millionen US-Dollar einbringt. Der Fokus des Russen liegt auf der Absicherung des eigenen Tores.

Offensive Statistiken wie zum Beispiel von Cale Makar (Colorado Avalanche) darf man von ihm nicht erwarten. In der vergangenen Spielzeit brachte er es in 82 Partien auf fünf Tore und 25 Vorlagen für die Kings. Mit 140 geblockten Schüssen war er der Anführer in dieser Statistik bei den Kings. Mit durchschnittlich 23:05 Minuten Eiszeit pro Spiel war er hinter Drew Doughty (24:08) bei den Kings die Nummer zwei. Allerdings bestritt Doughty lediglich 30 Partien. Es wird erwartet, dass Linksschütze Gavrikov gemeinsam mit Rechtsschütze Adam Fox das erste Verteidigerpaar der Rangers in der nächsten Saison bildet.

Taylor Raddish war in der vergangenen Saison Teil des Teams der Washington Capitals, das die Metropolitan Division für sich entschieden hat. Sieben Tore und 20 Vorlagen gelangen ihm dabei. Darunter war auch sein 100. Scorerpunkt in der NHL. Der Flügelstürmer ist ein Spieler für die hinteren beiden Sturmreihen. In New York hat er einen Vertrag über zwei Saisons unterschrieben, in denen er jeweils 1,5 Millionen US-Dollar verdient.

Nachdem die Rangers Gavrikov unter Vertrag genommen hatten, fiel es ihnen vermutlich etwas leichter, K’Andre Miller zu den Carolina Hurricanes zu schicken im Tausch für Scott Morrow sowie ein paar Draftpicks. Die Hurricanes machten den US-Amerikaner umgehend zum bestbezahlten Defender in ihren Reihen und gaben ihm ein neues Arbeitspapier, das ihm in den kommenden acht Jahren jeweils 7,5 Millionen US-Dollar garantiert.

13 Saisons lang schnürte Chris Kreider die Schlittschuhe für die Rangers. In 883 Partien in der regulären Saison brachte er es auf 326 Tore und 256 Vorlagen. Für die Fans ist er in dieser Zeit zu einer Identifikationsfigur der Franchise geworden. Zusammen mit einem Draftrecht der vierten Runde schickten ihn die Rangers bereits im Juni im Tausch für einen Draftpick in der dritten Runde sowie Nachwuchsstürmer Carey Tarrence zu den Anaheim Ducks.

Schlüsselspieler

Igor Shesterkin ist mit einem jährlichen Salär von 11,5 Millionen US-Dollar aktuell der bestbezahlte Torwart in der NHL. Der Russe zahlt das regelmäßig mit sehr guten Leistungen zurück. Alleine in der vergangenen Saison hielt er sechsmal seinen Kasten sauber. Und das bei einem Team, das sich am Ende nicht für die Playoffs qualifizierte. Mit 162 Siegen ist er mittlerweile auf Platz sechs der ewigen Bestenliste bei den Rangers. In seiner Karriere hat er bislang 21 Shutouts zu verzeichnen. Seine Fangquote auf die Karriere gerechnet kann sich mit 91,7 Prozent sehen lassen. Die Rangers brauchen einen Shesterkin in Top-Form, wenn sie in der bevorstehenden Saison ein Wort bei der Vergabe der Playoff-Plätze mitreden wollen.

Spieler aus dem DACH-Raum

Fehlanzeige

Stärken

Zwischen den Pfosten müssen sich die Rangers und ihre Anhänger keine Sorgen machen. Mit Igor Shesterkin haben sie einen absoluten Weltklassekeeper im Tor. Er ist aktuell der bestbezahlte Torwart in der NHL und in der Lage, diesem Druck auch standzuhalten. Braucht er mal eine Pause, kann Sullivan auf Routinier Jonathan Quick zurückgreifen. Er hat schon dreimal den Stanley Cup gewonnen, zweimal mit den Los Angeles Kings (2012, 2014), einmal mit den Vegas Golden Knights (2023). Allerdings: Im Alleingang können es die beiden auch nicht richten.

Verbesserungspotenziale

Die Rangers sind auf dem Papier im Sturm ganz ordentlich besetzt. Allerdings mit Einschränkungen. So fehlt ihnen zum Beispiel ein Spieler vom Kaliber eines Brad Marchand oder Brady Tkachuk. Ein Spieler, der scoren kann, der aber auch giftig ist, beim Gegner auch mal unter die Haut geht und Strafzeiten provoziert. Mit Matt Rempe haben sie zwar einen körperlich starken Akteur in ihren Reihen. Er ist aber eher ein Enforcer alter Schule. Er hat bei Weitem nicht die herausragenden Scoringqualitäten.

Ein weiterer Faktor: Die Stars haben mittlerweile ein reifes Alter erreicht und biegen auf die Zielgerade ihrer jeweiligen Karriere ein. Panarin ist 33, Zibanejad, Trocheck und Miller jeweils 32. Das ist auf der anderen Seite allerdings auch Erfahrung, die die Rangers dringend brauchen, um beim Powerplay wieder in die Erfolgsspur zurückzufinden. Bei 17,6 Prozent in der vergangenen Saison kann man fast schon nicht mehr von einer Erfolgsquote sprechen. 28. Platz in der Liga bedeutete das.

Erlebe noch einmal alle Tore aus der letzten Saison der Spieler der New York Rangers für 2025/26

Vielversprechende Talente

Brett Berard hat in der vergangenen Saison schon 35 Spiele im Trikot der Rangers absolviert und dabei zehn Scorerpunkte gesammelt (6-4-10). Berard gilt als Spieler, der viel Energie aufs Eis bringt. Mit seiner Geschwindigkeit, Beweglichkeit und Zweikampfstärke ist er prädestiniert für Unterzahlsituationen.

Auch Scott Morrow hat schon NHL-Luft geschnuppert. Der Verteidiger stand bislang in Diensten der Carolina Hurricanes und kam im Zuge des Miller-Trades nach New York. Für Carolina absolvierte Morrow bereits 16 NHL-Partien. In der vergangenen Saison klappte es auch mit dem ersten Tor. Dazu kamen fünf Assists. Fünfmal kam er sogar in den vergangenen Playoffs zum Einsatz, blieb dabei aber ohne Scorerpunkt. Morrow hat seine Stärken eher in der Vorwärtsbewegung. Am Verhalten in der eigenen Zone muss er noch ein bisschen feilen.

Brennan Othmann weiß ebenfalls bereits, wie sich NHL-Eis anfühlt. 25 Partien hat der Flügelstürmer für die Rangers absolviert. Allerdings wartet er noch auf sein erstes Erfolgserlebnis (zwei Vorlagen). Im AHL-Farmteam hat er schon nachhaltig bewiesen, dass er weiß, wo das Tor steht. Wenn er diese Fähigkeit im Trainingscamp unter Beweis stellen kann, könnte er durchaus zum Saisonstart dabei sein.

Playoff-Chancen

Kein Playoff-Eishockey im Madison Square Garden? Gibt’s nicht? Doch, das gibt’s. Präziser: Das gab’s. Zum Beispiel in der abgelaufenen Saison. Also ist das Minimalziel für die bevorstehende Spielzeit klar. Shesterkin und Co. wollen in der heißesten Phase des Eishockeyjahres aktiv mitmischen und das Geschehen nicht nur im TV verfolgen. Ein Selbstläufer wird das für die Rangers nicht. Erst recht nicht in der Metropolitan Division. Um die K.o.-Phase zu erreichen, muss vor allem das Überzahlspiel wieder besser funktionieren. Shesterkin braucht eine sehr gute Saison. Im Sturm müssen die Stars im Herbst ihrer Karriere das Team anführen und mitreißen. Dann kann es tatsächlich mit einer Playoff-Teilnahme etwas werden.

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