Auf Ovechkin ist zum Saisonstart erneut Verlass
Kampfansage des russischen Stürmers und der Washington Capitals an die Konkurrenz
von Bernd Rösch @NHLde / NHL.com/de Freier Chefautor
Die Sommertage schienen schier nicht zu vergehen. Wie Pferde, die ungeduldig mit den Hufen scharren, wenn sie einen Bewegungsdrang verspüren, sehnten sich die NHL-Cracks nach dem Saisonstart. Die Zeit der intensiven und physisch beschwerlichen Vorbereitung ist vorbei, endlich können sie beweisen, dass sich all die Mühen der vergangenen Monate gelohnt haben.
Den Aufgalopp zu ihrer 82 Spiele umfassenden Saison 2019/20 gaben die Washington Capitals gegen keinen Geringeren als den amtierenden Stanley Cup Champion. Am Mittwochabend trafen sie im Enterprise Center von St. Louis auf die St. Louis Blues. Im Duell der Titelträger der Jahre 2018 und 2019 kamen die Capitals schwer aus der Startbox.
Bedächtig hatten die Spieler der Blues die Zeremonie verfolgt, bei der das Stanley Cup Banner unter das Hallendach des Enterprise Centers gehievt wurde, um dann hellwach zu sein, nachdem der Puck zum Eröffnungsbully gefallen war. 53 Sekunden waren gerade einmal absolviert, als mit dem ersten Schuss in der Partie die schwarze Hartgummischeibe hinter Washingtons Schlussmann Brad Holtby im Netz zappelte. Sieben Minuten später erhöhte Alex Pietrangelo sogar auf 2:0.
Video: WSH@STL: Faulk legt für Pietrangelo im Powerplay auf
"Das war offensichtlich kein idealer Start in die Saison, aber ich hatte das Gefühl, dass ich immer besser reinkomme und wenn ich einfach so weitermachen würde, würden wir unser Spiel aufziehen können", verdeutlichte Holtby zuversichtlich. "An diesem Punkt versucht man einfach, den nächsten Save zu machen, um so lange wie möglich im Spiel zu bleiben."
Da standen doch nicht jene Capitals auf dem Eis, die in den vergangenen vier Jahren viermal die Metropolitan Division gewonnen, die zweimal die Presidents' Trophy als punktbestes Team der Liga eingeheimst und einmal den Cup in die US-Hauptstadt entführt hatten? Haben sie das Erstrunden-Aus in den Stanley Cup Playoffs 2019 gegen die Carolina Hurricanes doch nicht so leicht verkraftet wie sie behaupteten? Steckt diese bittere Niederlage immer noch im Kopf und lässt die Füße schwer werden?
Alex Ovechkin hatte in dem Sommer-Interview mit NHL.com/de noch verkündet, dass sie gewillt seien, zurück auf die Erfolgsspur zu finden. Der Kapitän der Capitals wollte mit gutem Beispiel vorangehen, "Zurückkommen und sein Bestes geben".
Video: WSH@STL: Ovechkin trifft gleich zum Saisonauftakt
Es waren keine leeren Worthülsen des russischen Stürmerstars. Mit einem sehenswerten Treffer setzte er noch vor der Drittelpause ein Ausrufezeichen und läutete die Aufholjagd ein, die Jakub Vrana in der dritten Spielminute der Verlängerung mit dem 3:2-Siegtor für die Gäste erfolgreich beendete.
"Wir wussten, dass uns noch eine Menge Zeit bleibt", sagte Ovechkin. "Wir schossen ein Tor und dann war uns klar, dass wir ein weiteres brauchen würden. Nach diesem, wussten wir, dass es eine gute Sache wäre, wenn wir einen Punkt holen würden. Wir hatten das Glück, noch einmal zu treffen und konnten beide Punkte mitnehmen."
Vor 14 Jahren, zum Auftakt seiner Rookie-Saison 2005/06, sorgte Ovechkin mit einem Doppelpack im Heimspiel gegen die Columbus Blue Jackets erstmals für Verzückung in der NHL. In zehn seiner folgenden 14 Saison-Premieren zeichnete er sich erneut als Torschütze aus. Obwohl Ovechkin schon alles erreicht hat, was sich ein NHL-Spieler nur erträumen kann, ist der 34-Jährige keineswegs des Eishockeysports müde.
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Von ihm dürfen wir auch in dieser Saison einiges erwarten, vor allem wenn man berücksichtigt, dass er der Meinung ist, zu einem Saisonstart erst 75 Prozent des Leistungsvermögens abrufen zu können und man erst im Laufe der Saison die Einhundert erreiche.
Es ging zwar in seinem jüngsten Auftritt 'nur' um zwei Punkte, doch der Auftakt darf durchaus als eine Kampfansage an die Konkurrenz gewertet werden.
"Natürlich wollen wir ihn [den Stanley Cup] zurück. Ich denke wir sind in der Lage, dass uns das gelingt. Wir haben die Erfahrung. Wir haben einen guten Kern an Jungs, Führungspersonen, das gleiche Team und ich denke wir sind bereit", versprach Ovechkin, dem noch 41 Treffer auf 700 NHL-Tore fehlen, womit er in der ewigen Torschützenliste der Liga bis auf Platz acht vorrücken würde.
Dem Ausnahmeathleten, dem Mann der Superlative, ist in dieser Saison alles zuzutrauen!