LAK@WSH: Ovechkin liefert lupenreinen Hattrick

Bei manchen Spielern kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus, selbst wenn man ihre Leistungen längst gewohnt sein müsste. Torhüter wie Carey Price, Marc-Andre Fleury und Philipp Grubauer liefern immer wieder Saves, die fast unmöglich scheinen, Spieler wie Connor McDavid, Mitchell Marner und Sidney Crosby tanzen komplette Mannschaften aus und lassen ihre Dominanz einfach aussehen. Einer der wohl am meisten beeindruckt ist und bleibt aber Alex Ovechkin, der am Dienstag beim 4:2-Heimsieg seiner Washington Capitals gegen die Los Angeles Kings in der Capital One Arena eine weitere Machtdemonstration lieferte.

Die Kings lagen sieben Minuten vor Schluss mit 2:1 vorne und Ovechkin war in dem Spiel noch ohne Punkt. Das konnte er so natürlich nicht auf sich sitzen lassen. 6:10 Minuten vor der Schlusssirene glich der 34-jährige Russe aus, ließ 17 Sekunden später die Führung folgen und komplettierte in der 58. Minute bei leerem Tor seinen lupenreinen Hattrick. Der letzte Spieler, dem drei Tore in den letzten sieben Minuten eines Spiels gelungen waren, war Peter Bondra in der Saison 1995/96 gewesen, ebenfalls für die Capitals.
"Das ist beeindruckend und dieses Spiel sagt einfach alles: In weniger als fünf Minuten hat er das Spiel übernommen", schwärmte Capitals Trainer Todd Reirden. "Deshalb haben wir gewonnen. Genau das macht einen Superstar aus... Er ist wirklich ein ganz besonderer Spieler."

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Mit dem Hattrick erzielte er seine Tore 38 bis 40 und ist der erste Spieler, der diese Marke in dieser Saison erreicht. Es ist das elfte Mal, dass er mindestens 40 Saisontore erzielt hat, das gelang vor ihm nur Wayne Gretzky (12 Mal). Nun fehlen Ovechkin nur noch zwei Tore, um als achter Spieler der NHL-Geschichte die Marke von 700 Toren zu erreichen. Dabei schien es so gar nicht sein Abend zu sein. Die Kings hatten die Capitals gut im Griff, Ovechkin kam vor seinem ersten Tor zu keinem einzigen Torschuss.
"Den mit Abstand besten Torjäger unserer Generation für knapp 55 Minuten in Schach zu halten und ihn dann in den letzten fünf Minuten oder so, drei Mal treffen zu sehen ist einfach nur frustrierend", gab Verteidiger Drew Doughty zu und zollte Ovechkin seinen Respekt.
Die Wende kam durch die Entscheidung Reirdens mit Ovechkin, Nicklas Backstom und T.J. Oshie seine größten Stars und bewährtesten Stürmer in eine Reihe zu stecken. Diese geballte Ansammlung an Talent und Durchschlagskraft ermöglichte Ovechkin den 27. Hattrick seiner Karriere und den vierten der Saison - ein persönlicher Rekord.
"Das waren zwei harte Drittel für unsere Reihe, aber als Oshie dazu kam, konnte man sehen, dass wir zu unseren Chancen kamen und dann, beim ersten Tor war es einfach ein schöner Pass und ich hatte Glück, dass er von meinem Schläger ins Tor sprang", spielte Ovechkin seine Leistung herunter und lenkte die Aufmerksamkeit lieber auf seine Mitspieler.
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Mit Glück lassen sich vielleicht einzelne Tore erklären, aber nicht die Torfabrik Ovechkin. Nicht nur die reine Anzahl seiner Treffer ist faszinierend, sondern auch die Entwicklung im Laufe seiner Karriere. Die meisten Stürmer haben ihre produktivsten Zeiten mit Mitte bis Ende 20. Danach lässt der Körper nach, man wird langsamer und verletzungsanfälliger. Marathon-Mann Ovechkin ignoriert diese Fakten der Biologie offensichtlich und scheint mindestens sein Niveau zu halten, vielleicht sogar noch besser zu werden. In den vergangenen sieben Partien traf er 14 Mal und erreichte die 40 Tore in 53 Spielen, das schaffte er nur 2007/08 schneller (52 Spiele). Auf die komplette Saison hochgerechnet, ist Ovechkin auf Kurs zu 61 Toren, was der zweitbeste Wert seiner Karriere wäre. 2007/08 traf er 65 Mal.
"Er hat nicht ohne Grund beinahe 700 Tore und gebt ihm noch zwei Jahre und er wird die 800 knacken", versichert Kings-Trainer Todd McLellan nach der Niederlage gegen Ovechkin und die Capitals. "Das war so ein Abend, an dem man ihn anfangs vielleicht nicht viel sieht, aber dann macht es bang, bang, bang, der Puck ist drin und sie gewinnen."

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Ovechkin verblüfft einen immer wieder, und er scheint noch lange nicht am Ende zu sein. Am Samstag hat er gegen die Philadelphia Flyers die Chance die 700 Tore zu knacken, danach steht bereits der nächste Rekord an. Mit zehn weiteren Toren würde er zum neunten Mal in seiner Karriere 50 Tore erzielen und mit Wayne Gretzky und Mike Bossy gleichziehen. Nach Johnny Bucyk (35) wäre er außerdem der älteste Spieler, dem 50 Tore gelungen sind und gemeinsam mit Phil Esposito der einzige Spieler, der diese Marke nach seinem 30. Geburtstag dreimal erreicht hat. The Great Eight wird ohne jeden Zweifel noch über Jahre hinweg weiterhin faszinieren und Meilensteine und Rekorde liefern.
Er selbst will davon im Moment jedoch nichts wissen.
"Wenn du zu viel darüber nachdenkst, wirst du es nie schaffen. Deshalb gehe ich einfach aufs Eis und spiele mein Spiel."