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An jedem Montag der Spielzeit 2017/18 beleuchtet NHL.com/de an dieser Stelle verschiedene Themen, die etwas abseits des täglichen Spielgeschehens liegen und den Puls der Liga im Hintergrund bestimmen. Sportliche Krisen, ein intensiverer Blick auf die aktuellsten Geschehnisse in der NHL und grundsätzliche Entwicklungen zählen dazu. Wir sorgen dafür, dass nichts davon unbeachtet bleibt.

Heute beschäftigen wir uns mit den treuesten Spielern der Liga.
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Am Sonntagabend erreichte Washington Capitals Alex Ovechkin den Meilenstein von 1000 NHL-Spielen. Was an sich schon eine wirklich bemerkenswerte Leistung ist. Das Besondere an der Karriere des 32-jährigen Russen, der im NHL Draft des Jahres 2004 als Erster von den US-Hauptstädtern ausgewählt wurde ist, dass er diese 1000 Begegnungen tatsächlich allesamt für die 'Caps' bestritten hat.
Ein Teamwechsel stand für den Toptorjäger noch nie ernsthaft zur Debatte. In der modernen NHL, in der Wechsel und Vertragspoker zum Alltagsgeschäft gehören, ist das eine ungewöhnliche Errungenschaft.
Ein Blick in die Geschichtsbücher der Liga offenbart, dass Ovechkin mit seiner derzeit zu Buche stehenden vierstelligen Anzahl an Spielen, von den in dieser Statistik insgesamt führenden Eishockeylegenden noch ein gutes Stück entfernt ist, dass deren gesetzte Marken jedoch nahezu aus längst vergangenen Eishockey-Tagen stammen.

Unangefochten an der Spitze liegt Legende Gordie Howe. Howe spielte zwischen 1946 und 1971 schier unglaubliche 1687 Hauptrundenmatches für 'seine' Detroit Red Wings.
Dahinter folgt mit Nicklas Lidstrom ein weiterer Spieler aus Hockeytown. Der schwedische Verteidiger, der seine NHL-Karriere im Jahr 2012 beendete, rangiert bei 1564 Begegnungen auf allerhöchstem Niveau. Auch Alex Delvecchio (1549) auf Rang drei dieser Liste war bis zum Jahre 1974 für Detroit auf den Eisflächen der Liga unterwegs.
Erst danach kommt mit Shane Doan, der in seiner NHL-Zeit die Schlittschuhe bis zum Frühjahr 2017 stets für das Franchise aus Winnipeg/Arizona schnürte, ein Spieler aus jüngeren Zeiten. Mit seinen 1540 Spielen liegt er auf Rang vier.
Bis zu diesen Spitzenplätzen ist es für Ovechkin noch ein ganzes Stück weit.
Neben dem derzeit gefeierten Capitals Stürmer gelang es vor Kurzem Chicago Blackhawks Verteidiger Brent Seabrook die Marke von 1000 Spielen für eine einzige Organisation zu durchbrechen.

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In der kommenden Spielzeit werden vermutlich, sollten sie von größeren Verletzungen verschont bleiben, Duncan Keith (Chicago), Patrice Bergeron (Boston Bruins), Anze Kopitar (Los Angeles Kings) und Mikko Koivu von den Minnesota Wild in den elitären Kreis hinzustoßen.
"Um tatsächlich 1000 Spiele mit einer Organisation zu schaffen, muss man schon über ein außergewöhnliches Niveau verfügen", bestätigte Bergerons Spielerberater Kent Hughes kürzlich gegenüber den Kollegen des Fernsehsenders ABC. "Das ist schon etwas Besonderes, da es sich immer um das Produkt einer ganzen Serie von Verträgen handelt. In einer von einem Salary-Cap organisierten Liga ist das nicht so häufig der Fall. Sowohl Spieler als auch Klub müssen sich entgegenkommen, wenn es am Ende wirklich gelingen soll."
Klar ist, Spieler mit großer Loyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber sind in der Sportwelt grundsätzlich gerne gesehen. Sowohl bei den Klubs, die um sie herum eine Mannschaft aufbauen möchten, die von den Leistungen und der Führungsstärke solcher Spielertypen profitieren wollen, als auch bei den Fans, die Spieler, die ihr Herz ein Stück weit an eine Stadt, eine Organisation, verloren haben besonders lieben. Davon profitiert am Ende wiederum der Aktive selbst, der sich einer besonderen Popularität und Wertschätzung in seinem Team sicher sein kann.
In Ovechkins Fall wurde diese große Loyalität durch einem ursprünglich im Jahre 2008 um damals 13 Jahre verlängerten, und mit insgesamt 124 Mio. US$ dotierten Vertrag begünstigt. Ein damals zunächst arg umstrittener, heute jedoch für alle Beteiligten als Glücksfall empfundener Deal, obwohl 'Ovi' bis zum heutigen Tage noch immer keinen Stanley Cup-Triumph für die Hauptstädter herausschießen konnte.
Seit dem Jahre 2013 ist die Höchstdauer eines Vertrages auf acht Jahre begrenzt. Derzeit verfügen 33 Aktive über einen Kontrakt mit einer solch langen Vertragsdauer. Immerhin 28 davon stehen noch immer bei jenem Team unter Vertrag, bei dem sie ihre NHL-Laufbahn begonnen hatten.

Einige Spieler legen immer noch Wert darauf ihrem Team die Treue zu halten und dass sich ihr Leben durch ein gewisses Maß an Konstanz und Stabilität auszeichnet.
Leichter ermöglicht wird eine solche Treue durch eine sportlichen Erfolg versprechende Umgebung. Teams, die den Spielern in absehbarer Zeit eine realistische Chance auf den Gewinn eines Titels ermöglichen, tun sich erfahrungsgemäß leichter einen Spieler langfristig an sich zu binden, als Franchises, die im Tabellenkeller beheimatet sind.
Zumindest eine regelmäßige Teilnahme an den Stanley Cup Playoffs sollte eine Organisation dem umworbenen Spieler für einen solch langfristigen Vertrag in Aussicht stellen können.
So verwundert es nicht, dass viele der Spieler, die zuletzt die 1000-Spiele-Marke durchbrachen, wie etwa Dustin Brown (Kings), Henrik Zetterberg (Detroit) oder Patrik Elias (New Jersey Devils) allesamt Titelerfolge mit ihren Teams feiern konnten. Daniel und Henrik Sedin von den Vancouver Canucks erreichten vor sieben Jahren zumindest das Stanley Cup Finale gegen die Bruins.
"Die Vereine wollen einen möglichst verlässlichen Kern von Spielern in der Mannschaft haben, Jungs mit denen der Verein langfristig planen kann. Ein Spieler selber hat da allerdings nur begrenzt Einfluss darauf. Die Organisation muss einem das notwendige Vertrauen schenken. Wenn ein Spieler dieses erhält, dann kann er sich entsprechend glücklich schätzen", lobte Ovechkins Teamkollege Nicklas Backstrom, der inzwischen selber schon über 800 Spiele für Washington auf dem Konto hat, den jüngsten Jubilar.
Er selber befindet sich ebenso im Kandidatenkreis derjenigen, die die 1000er-Schallmauer durchbrechen können.