Mehr Drama im Cup-Finale, Florida gleicht die Serie aus

Der Gesichtsausdruck von Brad Marchand beim Torjubel sagte alles. Er spiegelte Anstrengung, Erlösung, ein wenig Müdigkeit und pure Freude wider. Nach 88:05 Minuten hochklassigem, rasantem, körperlichem und spannendem Eishockey-Abnutzungskampf erzielte der 37-jährige Routinier der Florida Panthers den Siegtreffer zum 5:4 n.2.V. in Spiel 2 des Stanley Cup Finales 2025 gegen die Edmonton Oilers. An diesem Freitagabend im Rogers Place hatte der Flügelstürmer seinen Stempel aufgedrückt wie kein anderer und schwang sich nach einem Marathon-Match zum ultimativen Helden auf.

Per Tunnel zum Siegtreffer

„Viel Aufregung und Adrenalin bei uns allen“, beschrieb Marchand die Gefühlslage nach seinem Siegtreffer. „Es war ein sehr wichtiges Spiel. Wir wussten, dass es nur ein Schuss ist. Wir waren in diesem Moment alle sehr begeistert.“

Reihenkollege Anton Lundell schickte Marchand mit einem Pass auf einen Alleingang. „Bloß nicht den Puck vergessen“, teilte Marchand seinen Gedankengang in diesem Moment. „Bei Alleingängen ist es gegen jeden Torwart anders. Alles passiert so schnell. Du musst lesen, was der Goalie macht und eine Entscheidung treffen. Das geht nur mit Instinkt. Manchmal klappt es, manchmal klappt es nicht.“

In diesem Fall klappte es. Marchand war nicht mehr zu stoppen, auch nicht vom Deutschen Leon Draisaitl, der im Vollsprint zurückgeeilt war, um den Angreifer noch zu stoppen. Der 1,75 Meter große Linkschütze führte den Puck mit der Rückhand durch die Beine von Oilers-Torhüter Stuart Skinner und entschied damit das Spiel.

„Das Timing war weg bei Skinner, denn ich hatte noch einen mitbekommen und war ein wenig aus der Balance geraten. Zum Glück ist er reingegangen“, erinnert sich Marchand an seinen großen Moment.

„Unsere ganze Bank ist aufgesprungen, als er den Alleingang hatte“, beschrieb Teamkollege Sam Bennett die Szene. „Es war ein wichtiger Spielzug in einem wichtigen Moment. Er ist schon in den gesamten Playoffs unglaublich für uns und schießt enorm wichtige Tore zur richtigen Zeit.“

FLA@EDM Sp2: Das 2. Breakaway-Tor des Spiels gleicht die Serie auf 1:1 aus

Rad statt Rast

Für Marchand war es der siebte Treffer im aktuellen Playoff-Run. Nummer 6 gelang ihm zuvor im zweiten Drittel. Auch hier behielt er bei einem Alleingang die Nerven und besorgte ebenfalls per Tunnel die zwischenzeitliche 4:3-Führung für Florida (33.).

Die Trade-Deadline-Verpflichtung von den Boston Bruins ist also jeden Cent wert. Alleine an diesem Abend fuhr Marchand zwei Checks, ging keiner Auseinandersetzung aus dem Weg, gab sieben Torschüsse ab, kam auf eine Plus-Minus-Bilanz von +3 und spulte 22:00 Minuten Eiszeit ab.

Dass er trotz seines hohen Hockey-Alters noch genug Sprit im Tank hatte, um den alles entscheidenden Breakaway zu vollenden, lag vielleicht auch an seiner Pausen-Routine: Statt sich auszuruhen und die Beine hochzulegen, setzte sich Marchand aufs Rad.

„Ich versuche alles, um meine Beine am Laufen zu halten“, erklärte er. „Ich mache das nach jedem Drittel.“

Maulkorb für die Mutter?

Dieses Investment sollte sich also auszahlen. Nicht nur zur Freude von Marchand und den Panthers, sondern auch von seinen Eltern, die live vor Ort waren. Insbesondere seine Mutter feierte den Siegtreffer ihres Sohnes ganz besonders laut.

„Sie ist jemand, dem du vorsichtshalber bei einem Spiel einen Maulkorb anlegen solltest“, sagte Marchand. „Sie fiebert immer voll mit. Meine Eltern haben mich immer unterstützt und viel für mich geopfert. Wenn du im Finale bist, ist das nicht nur für dich selbst, sondern für jeden, der dir bis hierhin geholfen hat. Es war toll, dass meine Lieben hier waren. Hoffentlich werden wir noch tolle Erinnerungen schaffen.“

Diesen Aussagen lauschte auch sein Trainer Paul Maurice, der sich sehr positiv über Marchand äußerte: „Brad ist ein ehrlicher Mann. Deswegen passt er so verdammt gut bei uns rein. Er liebt das Spiel, ist ein offener und einzigartiger Mensch.“

Keine Panik

Und ein nervenstarker noch dazu. Das allerdings trifft ebenso auf die gesamte Panthers-Mannschaft zu. Selbst der späte Oilers-Ausgleich bei nur noch 18 Sekunden auf der Uhr, brachte Florida nicht aus der Spur.

„Nach dem dritten Drittel waren wir ruhig. Wir haben uns nur auf den Moment konzentriert. Wir haben viele Anführer im Team, die alle schon in diesen Situationen waren. Da gibt es keine Panik. Wir hatten ein gutes Gefühl in der Kabine. Du musst widerstandsfähig sein und zurückschlagen können.“

Gesagt, getan.

Spiel 3 startet am Montag (8 p.m. ET; Dienstag, 2 Uhr MESZ; Sky Sport, MySports, NHL.tv) in der Amerant Bank Arena in Sunrise.

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