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NHL.com/de erzählt in einer regelmäßigen Serie die Top 5 Olympischen Legenden in der Geschichte Deutschlands und der Schweiz. Diese Woche Legende Nr. 4.

Am 17. Juli 1922 wurde in Arosa im Kanton Graubünden eine spätere Schweizer Eishockey-Legende geboren. Wie sein knapp 17 Monate später geborene Bruder Gebhard, prägte Ulrich Poltera vor allem das erste Nachkriegsjahrzehnt für das Alpenland. Aber nicht nur in der Liga, wo er das seltene Kunststück schaffte, mit seinem Team EHC Arosa von 1951 bis 1957 sieben Mal in Folge Schweizer Meister zu werden, sondern auch in der Nationalmannschaft war er ein Leistungsträger. Das galt besonders für die Olympischen Winterspiele 1948 im heimischen St. Moritz, aber auch 1952 in Oslo (Norwegen).
Die Erwartungen in der Schweiz waren bei beiden Olympischen Turnieren groß und konnten 1948 mit dem Gewinn der Bronzemedaille weitgehend erfüllt werden. Sogar die 20 Rappen Sonderbriefmarke anlässlich des Events zierte das Konterfei eines Eishockeyspielers. Dass es bei den ersten Olympischen Spielen nach dem 2. Weltkrieg zu Edelmetall in dem neun Mannschaften umfassenden Turnier für die Schweiz reichte, war auch und besonders ein Verdienst vom Topscorer Poltera.
Der Stürmer schoss im ersten Spiel gegen den Favoriten USA drei Tore zu einem umjubelten 5:4-Erfolg, der bereits den Grundstein zum Gesamterfolg legte. Die Medaillen wurden schließlich in einem Turnier Jeder-gegen-Jeden ermittelt und die USA waren natürlich ein heißer Anwärter auf einen der vorderen Plätze. Das Team wurde allerdings im Nachhinein disqualifiziert, weil sich herausstellte, dass Profi-Spieler mitgewirkt hatten, was zu dieser Zeit bei Olympia nicht zulässig war.
Nur einen Tag später steuerte Poltera zum 16:0 gegen Italien sechs Tore bei und beim 12:3 gegen Großbritannien weitere vier Tage später weitere drei Treffer. Wichtiger waren aber zwei Treffer beim 8:2-Erfolg gegen Schweden wieder einen Tag später, womit die Schweiz frühzeitig verlustpunktfrei nicht mehr von den ersten drei Plätzen zu verdrängen war. Gegen die späteren Goldgewinner Kanada (0:2) und Silbergewinner Tschechoslowakei (1:7) waren die Gastgeber allerdings chancenlos, so dass es bei Bronze blieb.
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Poltera schloss das Turnier als Schweizer Topscorer mit 14 Toren in sechs Spielen ab. Bei den Schützenfesten gegen Österreich (11:2) und Polen (14:0) wurde er gar nicht erst eingesetzt, in denen er seine Ausbeute sicher noch hätte deutlich erhöhen können.
Auch seine Leistung 1948 war einer der Gründe, warum Poltera bei den Spielen 1952 in der Eröffnungsfeier die Fahne der Schweiz an der Spitze der teilnehmenden Mannschaft in das Bislett-Stadion tragen durfte.
Aufgrund des Erfolges vier Jahre zuvor und dem Gewinn der Bronzemedaillen bei der Eishockey-Weltmeisterschaft 1950 und 1951 waren die Erwartungen in der Heimat groß, dass die Schweiz erneut eine Medaille, vielleicht sogar in einer anderen Farbe holen könne. Doch am Ende stand lediglich der deswegen enttäuschende fünfte Platz.
Poltera steuerte immerhin weitere elf Tore in acht Spielen bei und schraubte damit seine Bilanz bei Olympia auf 25 Tore in 14 Spielen. In 53 Spielen für die Schweizer Nationalmannschaft bei Weltmeisterschaften und Olympia zwischen 1947 und 1954 erzielte er 66 Tore.
Bei einer Wahl des Weltverbandes IIHF anlässlich deren Einhundertjahrfeier zum besten Schweizer Team aller Zeiten schaffte es Poltera zwar nicht unter die drei Top-Stürmer, wurde aber immerhin als eine der anzuerkennenden Erwähnungen angeführt.
Er selbst erlebte diese Auszeichnung nicht mehr, denn Poltera verstarb bereits im Jahr 1994 im Alter von 72 Jahren. Seinen Eintrag in die Geschichtsbücher des Sports hat er wegen seinen Leistungen trotzdem sicher.