COL@TOR: Nichushkin stiehlt Puck zum Tor in Unterzahl

Der 4. Dezember wird Nazem Kadri wohl für immer in Erinnerung bleiben. Der Stürmer der Colorado Avalanche trat erstmals in seiner Karriere als Gast in der Scotiabank Arena der Toronto Maple Leafs an. Die Maple Leafs ehrten ihren ehemaligen Kernspieler, der im Sommer zu den Avalanche kam, während des ersten Drittels mit einem Highlight-Video unter dem Applaus der Fans. "Da wären mir beinahe die Tränen gekommen", gab Kadri zu. "Das war wirklich etwas Besonderes für mich."

Arbeitstier Kadri verhalf den Avalanche zu einem 3:1-Sieg gegen sein altes Team. Mit seiner Verpflichtung setzten die Avalanche ihre erfolgreiche Transferpolitik fort, die ihnen in den vergangenen beiden Jahren eine Reihe von Schlüsselspielern einbrachte, mit denen sie diese Saison um die Spitzenplätze in der Central Division und der gesamten Western Conference kämpfen.
Kadri kam gemeinsam mit Rookie-Verteidiger Calle Rosen am 1. Juli im Austausch für Tyson Barrie und Alex Kerfoot. Er wurde gezielt als erfahrener Führungsspieler geholt, der in einem jungen Team Verantwortung übernimmt. Keine neue Rolle für ihn, in Toronto hatte er bereits die junge Garde um Auston Matthews, Mitchell Marner und William Nylander bei ihrem Start in die NHL begleitet. In seinen ersten 27 Spielen für die Avalanche bewies er, dass General Manager Joe Sakic einmal mehr den richtigen Riecher hatte. Mit 20 Punkten (zehn Tore, zehn Assists) ist er der fünftbeste Scorer und viertbeste Torschütze der Mannschaft und meistert seine Aufgaben als Mentor und Anführer für seine jungen Kollegen.

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Sakic, selbst eine Spieler-Legende der Avalanche, führte das Team in den vergangenen Jahren mit seiner erfolgreichen Transferpolitik zu einem kometenhaften Aufstieg. Noch am Ende der Saison 2016/17 lagen die Avalanche mit 48 Punkten aus 82 Spielen weit abgeschlagen auf dem letzten Platz der gesamten NHL. Die Avalanche hatten sich bereits in den vorangegangenen Jahren in den unteren Tabellenregionen eingenistet, die Saison mit weniger als 50 Punkten stellte jedoch den absoluten Tiefpunkt dar.
Seitdem sind die Avalanche kaum wiederzuerkennen. Bereits in der folgenden Saison verdoppelten sie beinahe ihre Ausbeute auf 95 Punkte und schafften es in die Stanley Cup Playoffs. Ein Jahr später qualifizierten sie sich erneut über die Wildcard und erreichten sogar die zweite Runde, in der sie in sieben Spielen nur knapp gegen die San Jose Sharks ausschieden.
Heute sind Enttäuschungen wie vor drei Jahren kaum noch vorstellbar. Eine Kombination aus starken Draft Picks und intelligenten Transfers machten die Avalanche innerhalb kürzester Zeit zu einem ernstzunehmenden Anwärter im Rennen um den ersten Platz in ihrer Division. Nach dem Sieg gegen die Maple Leafs und einem weiteren 3:2-Erfolg gegen die Montreal Canadiens am Donnerstag belegen sie mit 38 Punkten nach 28 Spielen (18-8-2) den zweiten Platz hinter den St. Louis Blues (42 Punkte, 18-6-6) und den dritten Platz der Conference.
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"Das war ein richtig starkes Spiel", war Torwart Philipp Grubauer nach der Partie gegen die Maple Leafs von seinem Team begeistert. "Das war eine unserer komplettesten Leistungen über 60 Minuten. Wir wussten, dass sie stark ins Spiel kommen würden, sie haben wirklich talentierte Spieler, aber wir haben im Zentrum dicht gemacht und ihnen nicht viele Chancen gegeben. Sie hatten trotzdem ein paar gute Chancen, aber meine Vorderleute haben es mir leicht gemacht den Puck zu sehen."
Grubauer lobt gerne die Arbeit seiner Mitspieler, doch er ist selbst einer jener Transfers, die entscheidend für den Erfolg der Avalanche sind. Der Rosenheimer stoppte gegen Toronto 38 Schüsse und kommt in dieser Saison auf eine Statistik von 10-5-2, 2,75 Gegentore pro Spiel und eine Fangquote von 91,6 Prozent. Er kam zu den Avalanche, nachdem er 2018 mit den Washington Capitals als deren Backup den Stanley Cup gewonnen hatte. Mittlerweile hat er sich als die Nummer eins im Tor der Avalanche etabliert. Er kam für den günstigen Preis von einem Draft Pick der zweiten Runde im NHL Draft 2018 gemeinsam mit Verteidiger Brooks Orpik.
Kadri und Grubauer sind nur zwei wichtige Bausteine im Team der Avalanche, die Sakic nach Denver lotsen konnte. Neben Kadri sind mit Andre Burakovsky, der auf 21 Punkte (elf Tore, zehn Assists) kommt und J.T. Compher mit 15 Punkten (drei Tore, zwölf Assists) drei der sieben Topscorer das Ergebnis von Sakics Bemühungen auf dem Transfermarkt. Gemeinsam mit Compher kam 2015 außerdem Defensivspezialist Nikita Zadorov. Hinzu kommen große Talente dank früher Züge im Draft aufgrund der schlechten Platzierungen in den vergangenen Jahren, allen voran Cale Makar. Die Avalanche wählten ihm in der ersten Runde des NHL Draft 2017 mit dem vierten Pick. Nach zwei weiteren Jahren in der College-Liga NCAA begeistert und verblüfft der Verteidiger Fans und Mitspieler als zweitbester Scorer der Mannschaft mit 28 Punkten (acht Tore, 20 Assists) in ebenso vielen Spielen.

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Die Zukunft der Avalanche profitiert auch von den Transfers. Im Draft 2019 sicherten sich die Avalanche mit dem vierten Pick in der ersten Runde die Rechte an dem 18-jährigen Abwehr-Talent Bowen Byram, der in der aktuellen Saison noch für die Vancouver Giants in der Western Hockey League antritt, in den kommenden Jahren aber zu einem leistungsstarken Offensivverteidiger in der NHL reifen dürfte. Diesen frühen Draft Pick hatten die Avalanche aus dem Transfer von Stürmer Matt Duchene zu den Ottawa Senators in der Saison 2017/18 erhalten.
Sakic und sein Team bewiesen in den vergangenen Jahren ein feines Gespür für die Bedürfnisse der Mannschaft und holten immer wieder nicht einfach nur gute, sondern genau die richtigen Spieler. Diese Zugänge komplementieren die Talente aus den frühen Draft Picks. Dank dieser Kombination sind die Avalanche nach enttäuschenden Jahren nicht nur wieder ein ernstzunehmender Kandidat für einen Platz in den Playoffs, sie haben mit ihrem Kader gute Chancen weit in die Playoffs vorzustoßen und sich in den kommenden Jahren in den Favoritenkreis im Kampf um den Stanley Cup zu entwickeln.