Herzensentscheidung für die Heimat
In Winnipeg ist man auch darüber glücklich, dass sich Toews letztlich für einen Vertrag bei den Jets entschieden hat, obwohl er mehrere Optionen hatte. „Es war nichts, was man einfach auf einen Zettel schreibt und die Vor- und Nachteile abwägt. Für mich war das überhaupt nicht rational. Es war eher eine intuitive Entscheidung, die sich einfach richtig anfühlte“, erklärte Toews. „Man kann Millionen Gründe dafür anführen, aber ich musste weder meine Mutter noch meinen Vater oder meinen Bruder anrufen – eigentlich niemanden. Ich wusste einfach in meinem Herzen, dass ich das wollte, und so fühlte sich jeder Schritt richtig an. Ich freue mich sehr.“
Ein Kuriosum stand bei diesem Medientermin ebenfalls im Blickpunkt – eines, das wohl niemand mehr erwartet hätte. Jahrelang stand Toews seinem zukünftigen Teamkollegen Adam Lowry auf dem Eis gegenüber, wenn Winnipeg gegen Chicago antrat. Als bester defensiver Center der Jets war Lowry dafür verantwortlich, den sicheren Hall-of-Famer Toews auszuschalten. Dieses Duell wird es künftig nur nurmehr im Training geben, denn Toews gab am Freitagnachmittag im Canada Life Centre bei seiner offiziellen Vorstellung sein Debüt im für ihn noch ungewohnten Jets-Trikot.
„Er ist einer dieser Spieler, die rausgehen und – wie man in den Playoffs gesehen hat – wichtige Tore schießen, tolle Spielzüge machen und ihr Team auf jede erdenkliche Weise antreiben können. Es gibt ja einen Grund dafür, warum er der Kapitän ist. Er ist ein wichtiger Teil dieser Mannschaft“, lobte Toews seinen einstigen Kontrahenten.
„Ich habe mich auch am Telefon gut mit ihm unterhalten. Ich habe nur Gutes über ihn als Person gehört. Man weiß auf jeden Fall zu schätzen, was jemand wie er leisten kann und wie schwer es ist, gegen ihn anzutreten. Es wird also schön sein, mit ihm in der Kabine zu sitzen und gemeinsam aufzulaufen“, ergänzte Toews im Hinblick auf die Zeit mit Lowry.
Motiviert wie eh und je
Der 37-Jährige hatte die letzten beiden Spielzeiten wegen eines chronischen Immunreaktionssyndroms komplett verpasst. Die Phase fernab vom Spiel habe seine Liebe zum Eishockey jedoch nur noch verstärkt – und ihn dankbar gemacht für die Chance, seine Karriere hoffentlich zu seinen eigenen Bedingungen beenden zu können, wie er betonte.
„Ich bin einfach glücklich, wieder Eishockey spielen zu können und diese Energie und Begeisterung zu spüren. Ich weiß, dass wir alle irgendwann einmal in den Ruhestand gehen“, sagte Toews mit einem Lächeln im Gesicht. „Aber im Moment kann ich rausgehen, dieses Trikot anziehen, Teil dieses Teams sein – und einfach all das Gute und vielleicht auch das nicht so Gute genießen, was es bedeutet, ein NHL-Eishockeyspieler zu sein. Es ist wichtig für mich, wieder eine Verbindung zu dieser Leidenschaft aus meiner Kindheit herzustellen“, berichtete er.
Kevin Cheveldayoff, der General Manager der Jets, sieht in der Verpflichtung – trotz des fortgeschrittenen Alters seines neuen Stars – kein Risiko, sondern vielmehr eine große Chance: „In diesem Sport können Athleten, die sich selbst auf ein anderes Niveau der Verantwortung stellen, Großes leisten“, ließ Cheveldayoff wissen.
Auch wenn Toews schon seit einiger Zeit wieder auf dem Eis steht und intensiv trainiert, könnte das Thema Belastungssteuerung rund um seine Person künftig eine Rolle spielen. Dessen sind sich alle in Winnipeg bewusst. Ein Problem sieht derzeit aber niemand. „Ich weiß nur, dass er wie verrückt trainiert und alles gibt. In einem weiteren Telefonat fragte er mich, welche unabhängigen Tests wir außerhalb des Eises im Trainingslager durchführen“, erzählte Coach Arniel. „Er ist so motiviert und möchte einen guten Eindruck hinterlassen. Ich glaube, er ist jemand, der seinen Körper gut kennt und ihn gut im Griff hat. Er ist total gespannt darauf, loszulegen. Danach müssen wir sehen, wie sich das Ganze entwickelt.“
Und obwohl das genaue Datum für Toews’ offizielles Debüt im Canada Life Centre noch nicht bekannt ist, sprach der ehemalige Blackhawks-Star bei seiner Vorstellung in Winnipeg bereits mit leuchtenden Augen darüber, wie es sein wird, im Jets-Trikot vor ausverkauftem Haus aufzulaufen. „Ich wollte schon immer meine Familie, meine Freunde und die Menschen, mit denen ich aufgewachsen bin, stolz machen und ihnen etwas bieten, wenn ich hierher zurückkomme – und ich denke, das wird jetzt noch mehr der Fall sein. In gewisser Weise muss ich mich vielleicht ein wenig zügeln“, sagte Toews.
„Zu Beginn der Saison wird es natürlich so sein, dass ich diese zusätzliche Energie, diesen zusätzlichen Schwung und das Adrenalin aus mir heraushole. Aber irgendwann wird es gut sein, das auszublenden und jedes Spiel für sich zu betrachten und einfach meinen Rhythmus zu finden“, erklärte Toews voller Vorfreude auf eine Zukunft in der Liga, mit der wohl kaum noch jemand gerechnet hatte.