Sharks stehen nach Draisaitl-Gala unter Druck
Edmontons deutscher Stürmer verbucht erste Scorer-Punkte in den Playoffs - San Jose zum Siegen verdammt
von Axel Jeroma / NHL.com/de Autor
Die Mühsal und die Geduld der Edmonton Oilers haben sich gelohnt. Mit 4:3 nach Verlängerung rangen sie am Donnerstag die San Jose Sharks im Rogers Place nieder. Der entscheidende Treffer gelang David Desharnais nach 18:15 Minuten Overtime. Die Vorlage für den Torschützen kam von Leon Draisaitl. Mit dem Sieg legten die Oilers in der Playoff-Serie der ersten Runde im Westen wieder vor. 3:2 steht es nach fünf Begegnungen. Der ganze Druck in Spiel 6 am Samstag im SAP Center in San Jose lastet nun auf den Sharks. Bei einer weiteren Niederlage wären die Playoffs für den letztjährigen Stanley-Cup-Finalisten früh beendet.
Die Verlängerung war eine einseitige Angelegenheit, was die Spielanteile betraf. 14:2 lautete das Torschussverhältnis zugunsten der Gastgeber. Mehrfach hatten die Anhänger der Oilers den Jubel bereits auf den Lippen, doch der glänzend aufgelegte Sharks-Goalie Martin Jones machte selbst die besten Einschusschancen der Gastgeber zunichte. Als sich einige bereits mit dem Gedanken an die zweite Overtime vertraut machten, musste er sich doch noch geschlagen geben. Draisaitl spielte den Puck von rechts in den Slot, wo Desharnais gekonnt vollendete.
Der Matchwinner wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte. "Das war ein toller Pass von Leon. Ich bin einfach in den Raum gelaufen und habe abgezogen, so schnell ich konnte. Das Ding ging rein und ich war happy", sagte Desharnais im Anschluss an die Partie. Es war sein Premierentor für die Oilers in den laufenden Playoffs. Darüber hinaus verbuchte er an diesem Abend noch einen Assist. Der Angreifer war erst Ende Februar von den Montreal Canadiens nach Edmonton gekommen.
Video: SJS@EDM, Sp5: Desharnais trifft in OT
Eine bärenstarke Vorstellung bot diesmal der Kölner Draisaitl. Er war nicht nur am Siegtor mit einer Vorlage beteiligt, sondern zuvor schon am 2:3-Anschlusstreffer durch Mark Letestu. Damit ergatterte er im fünften Einsatz die ersten Scorer-Punkte in den Playoffs. Für Draisaitl und sein Team erwies es sich als glückliche Fügung, dass er nach seinem Stockstich in Spiel 4 gegen Chris Tierney und der folgenden Matchstrafe mit einer Geldbuße davonkam und nicht gesperrt wurde.
Der 21-jährige Stürmer glänzte nicht nur als Vorbereiter, sondern auch durch seinen nimmermüden Einsatz und starke Bullys. Von 19 Anspielen, zu denen er antrat, entschied er 15 für sich. Das entspricht einer Quote von 79 Prozent. Nach der Begegnung zeigte er sich rundum zufrieden. "Wenn jeder eine Schippe drauflegt, gewinnt man in den Playoffs", betonte er. Darüber hinaus seien in diesen Partien gerade jene Spieler mitunter besonders wertvoll, die sonst nicht so häufig als Torschützen von sich reden machen. Desharnais sei ein gutes Beispiel dafür. "Ein Tor, ein Assist - dafür gebührt ihm großer Respekt. Unglaublich, was er heute gezeigt hat", lobte er seinen Mannschaftskameraden.
Oilers-Coach Todd McLellan war froh darüber, dass sein Team nach der 0:7-Klatsche vom Dienstag und dem zwischenzeitlichen 1:3-Rückstand am Donnerstag die Kurve gekriegt hat. Als Grund dafür nannte er, dass die Mannschaft nie aufhörte, an sich zu glauben. "Wir wussten, wie schlecht wir in Spiel 4 aufgetreten sind. Aber wir waren in der Lage, das beiseite zu schieben und von Neuem zu beginnen. Auch heute sah es zunächst nicht gut aus. Aber wir haben nicht aufgesteckt und unser Tief durchgestanden", sagte er mit zufriedenem Gesichtsausdruck.
Bei den Sharks herrschte dagegen Katerstimmung. "Es ist immer enttäuschend, wenn man verliert", meinte Kapitän Joe Pavelski. "Wir haben zwar gekämpft und lagen durch einige gute Aktionen verdient mit 3:1 vorne. Doch am Ende konnten wir nicht dagegenhalten."
Sein Teamkollege David Schlemko argumentierte ähnlich. "Eigentlich haben wir gut gespielt. Im letzten Drittel haben wir uns aber vielleicht ein wenig zu stark zurückgezogen", mutmaßte der Schütze des dritten Sharks-Treffers. Man habe zwar stark verteidigt und nur wenige Chancen der Oilers zugelassen, dabei aber die eigenen Angriffsbemühungen vernachlässigt. "Jedenfalls waren wir in der Offensive nicht mehr so präsent wie in den ersten zwei Perioden", sagte Schlemko weiter.
Sharks-Coach Peter DeBoer sah das Ganze ein wenig anders. "Mir hat unser letztes Drittel ganz gut gefallen. Zu Beginn haben wir einige Chancen herausgespielt. Ab der 50. Minute haben wir uns bewusst darauf konzentriert, die Führung zu verteidigen. Leider gelang den Oilers doch noch der Ausgleich", resümierte er.
Die Marschroute der Sharks für das Aufeinandertreffen mit den Oilers am Samstag ist derweil klar definiert: stürmen, was das Zeug hält und sich nicht wieder die Butter vom Brot nehmen lassen. Sonst geht es ab in den Urlaub. Zu diesem Zeitpunkt wäre das ausnahmsweise keine verlockende Aussicht.