Das Beste der Detroit Red Wings

Ab Mitte September beginnen in der NHL die Training Camps zur Vorbereitung auf die Saison 2022/23. Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga genauer unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme umfasst die wichtigsten personellen Veränderungen, die Schlüsselspieler, die Stärken und Schwächen sowie die Playoff-Chancen.

In dieser Ausgabe: Detroit Red Wings
Die erste Saison von Moritz Seider in der NHL glich einem Märchen. Der deutsche Verteidiger war mit 43 Assists der beste Vorlagengeber der Red Wings, erzielte zudem sieben Tore selber und wurde mit der Calder Trophy als bester Rookie der NHL ausgezeichnet. Damit trat der 21-Jährige in die Fußstapfen von Superstars wie Kirill Kaprizov, Auston Matthews, Nathan MacKinnon oder auch dem legendären Mario Lemieux. Noch nie zuvor hatte ein Spieler aus dem deutschsprachigen Raum diese Auszeichnung gewonnen.

Das Beste der Detroit Red Wings

"Es ist eine Riesen-Ehre, so einen Preis überhaupt entgegennehmen zu können. Das ist eine unheimliche Bestätigung für die Arbeit, die man leistet", sagt der Verteidiger in einem aktuellen Interview mit dem DEL-Podcast "Eiskalt auf den Punkt". Er selber habe sich im Vorfeld allerdings keine allzu großen Gedanken darum gemacht, ob er diese Auszeichnung gewinnen könnte.
"Eigentlich wurde man in der Mannschaft immer damit aufgezogen, weil wir mit Lucas Raymond noch einen weiteren Anwärter in der Mannschaft haben, der sehr heiß darauf war, bei den Finalisten dabei zu sein. Daher war das immer ganz lustig. Wir wurden gegenseitig immer aufgezogen, wenn der eine vielleicht ein besseres Spiel gemacht hat als der andere oder wir beide ein super Spiel gemacht haben", berichtet Seider.
Reguläre Saison 2021/22: 32-40-10, 6. Platz in der Atlantic Division
Stanley Cup Playoffs 2022: nicht qualifiziert
Trainer: Derek Lalonde, 1. Saison
Top-Zugänge: C Andrew Copp, G Ville Husso, LW Dominik Kubalik
Top-Abgänge: G Thomas Greiss, D Marc Staal
Der 20-jährige Flügelstürmer Raymond war mit 23 Toren und 34 Assists drittbester Scorer der Mannschaft. Der Schwede ist ein Jahr später als Seider, nämlich beim NHL Draft 2020, an Position 4 ausgewählt worden. Seider war 2019 der Nummer-6-Pick. Raymond zählte schlussendlich zwar nicht zu den drei Finalisten um die Calder Trophy, wurde aber dafür im November zum Rookie des Monats ernannt und in das NHL All-Rookie Team gewählt.

Seiders Top 5 Spielzüge in 2021/22

Für Seider war es von Vorteil, einen nahezu gleichaltrigen und ähnlich hoch veranlagten Spieler in der Kabine zu haben. "Man hat es genossen, jemanden an der Seite zu haben, der das gleiche durchlebt. Dass es dann so positiv endet, damit hätte ich nicht gerechnet", sagter. Der Verteidiger aus Zell weiß, dass die Erwartungshaltung durch seine starke Rookie-Saison gestiegen ist. Allzu viel Druck empfindet er dadurch allerdings nicht.
"Man lebt in den Tag hinein und genießt die Zeit mit den Jungs und hat unglaublich viel Freude dabei. Daher ist Druck gar kein Thema", erklärt er. "Man freut sich einfach, dass die anderen einen dabei unterstützen und man das teilen kann. Für mich ist immer der Gedanke, dass das Team an erster Stelle steht. Daher fällt es mir relativ leicht, damit umzugehen."
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Auch seine jugendliche Lockerheit blieb ihm erhalten. "Damit fahre ich gut. Für mich ist nur wichtig, am Ende des Tages in den Spiegel schauen und sagen zu können, ich habe mich nicht verstellt und bin ich selber geblieben. Natürlich nimmt man auch die eine oder andere Kritik an, die einen weiterbringt. Aber man muss auch nicht alles an sich herantragen lassen", erklärt er.
Nun steht Seider vor seiner zweiten Spielzeit in der NHL und fiebert bereits dem Beginn der Saisonvorbereitung entgegen. "Die Vorfreude steigt so langsam. Wir haben wirklich viele neue Spieler bekommen, gerade in der Free Agency. Ich glaube, jeder freut sich darauf, die neuen Gesichter kennenlernen zu können. Dann werden wir eine echt coole Zeit haben."
Bereits in der vergangenen Saison, in der die Red Wings immerhin 32 der 82 Saisonspiele gewannen und sich somit gegenüber der Vorsaison verbessert hatten, war der Kader laut Seider gut zusammengestellt. "Wir hatten einen richtig coolen Mix aus älteren Jungs, die schon zehn oder elf Jahre in der NHL spielen und wissen worauf es ankommt, und jungen Spielern, die in meinem Alter sind, sich reinfuchsen müssen und sich ihren Namen auf dem Trikot verdienen müssen. Man hat jeden Tag etwas Neues dazugelernt."

Suters Top 5 Tore in 2021/22

Nun geht es darum, die sportliche Durststrecke der einst so erfolgreichen Red Wings zu beenden, die elf Mal den Stanley Cup gewannen, in den vergangenen sechs Spielzeiten allerdings stets die Playoffs verpassten. "Wir wollen den nächsten Schritt machen und die ganze Saison um die Playoff-Plätze mitspielen. Das können wir uns, denke ich, auch zutrauen", sagt Seider. "Wir haben viele neue Jungs dazubekommen, die auch in ihren alten Vereinen gezeigt haben, dass sie absolute Leader sind und Führungsqualität haben. Das brauchen wir. Wir haben auch einige junge Spieler, die jetzt wissen, wie es abläuft. Wir sind bereit, den nächsten Schritt zu machen."
Seider ist allerdings bewusst, dass die Veränderungen im Kader mit einem Findungsprozess einhergehen. "Natürlich hat sich viel getan in Detroit. Wir müssen zusehen, dass alles ineinandergreift und wir zu einer Einheit werden", erklärt er. Seider möchte seinen Teil dazu beitragen. Und zwar nicht als Talent, sondern als Leistungsträger und vielleicht sogar Führungsspieler. "Man will natürlich mehr Verantwortung übernehmen und möchte, wie in der letzten Saison, in allen Situationen auf dem Eis stehen und in Schlüsselmomenten da sein", stellt er klar und fügt selbstbewusst hinzu: "Man muss sich auch nicht mehr verstecken, wenn man etwas ansprechen will. Das Wichtigste für mich ist einfach, mit gutem Beispiel auf dem Eis voranzugehen. Dann fällt es auch leichter, Dinge anzusprechen, wenn man alles gegeben hat und die Dinge richtig macht."