Nico Sturm #8 of the Florida Panthers greets teammates in the hallway prior to heading out for warm ups and their game against the Detroit Red Wings at the Amerant Bank Arena on April 10, 2025 in Sunrise, Florida. (Photo by Eliot J. Schechter/NHLI via Getty Images)

Am Montag gab der Deutsche Eishockey Bund die ersten sechs Spieler für die Olympischen Winterspiele Milano Cortina 2026 bekannt. Zu diesem Sextett zählt auch Nico Sturm von den Florida Panthers. Nach dem Training sprach der 30-jährige Augsburger im exklusiven Interview mit NHL.com/de über seine Nominierung, die Ehre für Deutschland zu spielen und seine Rolle in der Nationalmannschaft.

Pure Vorfreude auf Olympia

Sturm zählt zur ersten Welle an Spielern für die Olympischen Spiele, die alle zwölf teilnehmenden Nationen am Montag bekannt gegeben haben.

„Ich habe kurz mit dem Coach geschrieben. Er hatte mir verraten, dass ich dabei bin. Ich habe mich bedankt“, freut sich Sturm. „Es ist eine Riesensache für mich. Ich hoffe, dass ich einen guten Start in die nächste Saison habe, dass ich gesund bleibe. Es ist definitiv etwas, was ich mir am Kalender angestrichen habe und was ich in meiner Karriere gerne erreichen würde. Es gibt grundsätzlich im Sport nur wenige Athleten, die von sich behaupten können, an den Olympischen Spielen teilgenommen zu haben. Von daher ist es definitiv etwas, auf das ich mich sehr freue. Ich bin stolz, Deutscher zu sein. Die WMs und die Vorbereitungen, die ich bislang mit Deutschland spielen durfte, haben mir unglaublich viel Spaß gemacht. Ich liebe die Jungs, den Betreuerstab, es war für mich immer purer Eishockey-Genuss, bei der Nationalmannschaft zu sein. ‚Best-on-Best‘-Hockey gab es schon lange nicht mehr.“

Nico Sturm spricht über einen möglichen Einsatz und den Umgang mit den Nerven vor Spiel 6

In bester Gesellschaft

Neben Sturm wurden auch Leon Draisaitl (Edmonton Oilers), Tim Stützle (Ottawa Senators), Moritz Seider (Detroit Red Wings), Philipp Grubauer (Seattle Kraken) und Lukas Reichel (Chicago Blackhawks) für Deutschland nominiert.

„Wir werden alle brauchen, nicht nur die Jungs aus der NHL", bekennt Sturm. „Auch die Jungs in der DEL haben in den letzten Jahren einen großen Einschlag gehabt. Leon, Timmy, Mo und JJ sind natürlich Aushängeschilder für uns. Sie sind Superstars in der NHL, sie sind Franchise-Spieler in ihren Organisationen. Wir NHL-Spieler haben die Erwartung an uns selbst, dass wir in diesen großen Turnieren und großen Momenten das eigene Spiel auf ein neues Level zu heben. Wir freuen uns alle riesig darauf.“

Peterka dürfte folgen

JJ Peterka (Buffalo Sabres) wurde vom DEB noch nicht nominiert, sollte aber ebenfalls sicher gesetzt sein.

„Ich glaube, es ging darum, dass er noch keinen NHL-Vertrag für die nächste Saison hat, aber ich habe auch noch keinen“, lacht Sturm und verweist auf die Vorzüge von Peterka: „JJ hat eine brutale Saison gespielt und in den letzten zwei Jahren sein Spiel auf ein unglaubliches Level angehoben. Was man immer so liest, wird es im Sommer ein Buhlen um ihn geben. Er ist Restricted Free Agent, es wird ein paar Teams geben, die ein Offer Sheet rausschmeißen. Er bringt diesen Scoring-Punch mit und ist ein Spieler, der wenn es nicht läuft, aus dem Nichts ein Play macht. Er ist ein wichtiger Teil der Nationalmannschaft. Wenn wir Erfolg haben wollen, ist er ein riesiger Teil unseres Rezepts.“

Jedes einzelne Tor von JJ Peterka

Offensivere Rolle in der Nationalmannschaft?

Unter den deutschen „Starting Six“ zu sein, ist eine große Ehre. Immerhin füllt Sturm in der NHL eine Bottom-Six-Rolle aus. Das 1,91 Meter große Kraftpaket gilt als Vorbild, Musterprofi, Unterzahl- und Faceoff-Experte. In der Nationalmannschaft wurde er schon in offensiveren Rollen eingesetzt, erhielt mehr Eiszeit und spielte im Powerplay. Beim sensationellen Silbermedaillen-Gewinn bei der Weltmeisterschaft 2023 in Finnland war Sturm mit einer 6-2-8-Ausbeute aus zehn Spielen bester Torjäger (gleichauf mit Peterka) und drittbester Scorer (gleichauf mit Marcel Noebels) der deutschen Auswahl.

„Ich habe keine Probleme damit, in der Nationalmannschaft zu spielen wie hier“, so der Panthers-Mittelstürmer. „Wenn wir alle Center zusammen haben, Leon (Draisaitl), Tim (Stützle), Kuhni (Dominik Kahun), habe ich kein Problem, auch eine dreckige Rolle zu übernehmen und in Unterzahl zu spielen. Wenn ich so zurückdenke, habe ich bei der WM in Finnland mit Ehli (Alexander Ehl) und Samu (Samuel Soramies) zusammengespielt, das war auch eher eine Shutdown-Rolle, aber wir haben gescort, was eigentlich nicht so gedacht war. Ich bin versatil einsetzbar und spiele dort, wo der Trainer es von mir verlangt.“

Nächster Meilenstein einer eindrucksvollen Karriere

Für Sturm ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2026 der nächste große Meilenstein. Hinter dem Blondschopf liegt schon jetzt eine außergewöhnliche Karriere. Sturm wurde beim Augsburger EV und beim ESV Kaufbeuren ausgebildet, wagte daraufhin den Schritt nach Nordamerika, spielte dort für die Corpus Christie Ice Rays und die Austin Bruins in der NAHL, ehe er den College-Weg einschlug und sich mit NCAA-Hockey an der Clarkson University für die NHL ins Schaufenster stellte.

„Als ich 18, 19 Jahre alt war, hatte ich nur das Ziel, im College zu spielen und einen guten Studienabschluss zu schaffen. Die NHL war überhaupt nicht auf meinem Radar“, blickt Sturm zurück. „Der Schritt, in jungen Jahren nach Nordamerika zu gehen und dort auf mich selbst gestellt zu sein, es gehört ja nicht nur das Eishockeyspielen dazu, sondern auch Dinge wie Essen kochen oder Wäsche waschen, das hat mir als Mensch und als Spieler weitergeholfen. Man muss seine Routinen haben, man muss jeden Tag seinen Plan haben. Diesen Plan, den ich jeden Tag habe, hat mir eine Struktur in meinem Leben und meiner Karriere gegeben und mir erlaubt, Jahr zu Jahr besser zu werden als Spieler.“

Nico Sturm of Germany in action during the 2024 IIHF Ice Hockey World Championship Quarterfinal match between Switzerland and Germany on May 23, 2024 in Ostrava, Czech Republic. (Photo by PressFocus/MB Media/Getty Images)

Im Jahr 2019 debütierte Sturm in der NHL bei den Minnesota Wild. 2022 gewann er mit der Colorado Avalanche den Stanley Cup.

„Da gehört viel Glück dazu, auch was die Gesundheit angeht. Ich hatte immer die richtigen Trainer, die richtigen Menschen und Betreuer um mich herum, die mich unterstützt haben. Es waren Stimmen dabei, die mich in einer positiven Weise kritisiert haben, die mich verbessert haben, als Eishockeyspieler und als Mensch“, sagt Sturm.

2025 steht er mit Florida erneut im Stanley Cup Finale und könnte seinen Namen ein zweites Mal in den Stanley Cup stanzen. Eine schier unglaubliche Geschichte!

„Viele von den Sachen, die ich in meiner Karriere schon erreichen durfte, hätte ich vor zehn Jahren nicht gedacht, dass ich das schaffen werde“, so Sturm. „Da ist es schon überragend, wie sich die Wege so verändern und die Ziele sich verschieben. Es zeigt auch, dass keine Karriere in Stein gemeißelt ist.“

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