Kurashev

Die NHL-Teams haben durch den für 1. Januar geplanten Beginn der Saison 2020/21 ihre unter Vertrag stehenden europäischen Spieler, insbesondere jüngeren Alters, teilweise an Mannschaften in Europa verliehen, um ihnen frühzeitig Spiel- und Trainingspraxis zu verschaffen. NHL.com/de wird in einer wöchentlichen Serie über einzelne dieser Spieler berichten, wie sie ihre Zeit bis zum Start der kommenden NHL-Saison überbrücken. In der heutigen Ausgabe: Philipp Kurashev.

Ein Juwel des Schweizer Eishockeys ist ohne Zweifel Philipp Kurashev. Der Stürmer mit russischer Abstammung durchlief die Jugendabteilung des SC Bern, ehe er eine Saison (2015/16) zum U20-Juniorenteam der GCK Lions ausgeliehen war und dort als 16-Jähriger mit 18 Punkten (neun Tore, neun Assists) in 34 Spielen reichlich Eindruck schindete.
Im Folgejahr entschied er sich zum Schritt nach Nordamerika und war in der QMJHL bei den Quebec Remparts aktiv. Dort nahm ihn kein Geringerer als Patrick Roy unter seine Fittiche, der bei diesem Team als General Manager und Trainer fungiert.
Im NHL Draft 2018 wurde Kurashev von den Chicago Blackhawks in der vierten Runde an insgesamt 120. Stelle ausgewählt. Seitdem bemüht er sich in der NHL Fuß zu fassen. 2019 erhielt er einen dreijährigen Einstiegsvertrag und war in der abgelaufenen Saison beim Blackhawks-Farmteam Rockford IceHogs in der AHL tätig. Dort verbuchte er in 36 Spielen sieben Tore und zwölf Assists zu 19 Punkten.
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Immerhin war diese Leistung gut genug, dass ihn die Blackhawks im Juli zum Trainingscamp beriefen und schließlich nach Edmonton mit in die Bubble zur Stanley Cup Qualifikation nahmen. Zum Einsatz kam er zwar weder in der Best-of-5-Serie der Qualifikation gegen die Edmonton Oilers (3:1), noch in der Best-of-7-Serie der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs gegen die Vegas Golden Knights (1:4), aber es war eine coole Erfahrung, wie er im Gespräch mit NHL.com/de bestätigte.
"Ich fand es toll und sehr speziell, dabei gewesen zu sein, ohne groß zu erwarten, dass ich spiele oder so", betont Kurashev. "Es war alles neu und ein bisschen komisch, nur zu trainieren. Aber ich denke, ich habe im Training viel gelernt, vor allem von den Topspielern von Chicago. Und es war auch eine besondere Erfahrung, einmal die Playoffs zu erleben, noch dazu unter diesen besonderen Umständen. Es hat mir gutgetan, dass ich dort war."
Nach seiner Rückkehr in die Schweiz im August stellte sich die Frage, wie es weitergehen würde und für Kurashev tat sich eine kaum für möglich gehaltene Option auf. "Ich habe eigentlich nicht damit gerechnet, dass ich in der Schweiz die Saison anfange", erzählt er über das eingefädelte Leihgeschäft. "Aber nachdem ich aus der Bubble zurückkam, wurde mir diese Möglichkeit angeboten und ich denke, es ist sehr gut für mich, hier in meiner Entwicklung einen großen Schritt nach vorne zu machen und viel zu lernen."

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Der HC Lugano einigte sich mit den Blackhawks im September auf eine Ausleihe von Kurashev, bis der Betrieb in der NHL wieder startet. Derzeit ist der Saisonstart in der NHL für den 1. Januar vorgesehen, wie NHL Commissioner Gary Bettman im Vorfeld der ersten Runde beim NHL Draft 2020 am Dienstag verkündete. Die Schweizer National League als höchste Spielklasse des Landes hat hingegen bereits am 1. Oktober begonnen.
"Ich bin einigermaßen zufrieden", sagt Kurashev über die ersten Saisonspiele. "Das Team hat sehr gut gespielt und wir haben zu Beginn zwei Siege ohne Gegentor eingefahren. Wir können sicher noch besser werden und das werden wir auch. Ich selbst habe nicht meine zwei besten Spiele absolviert, aber das wird sicher noch werden."
Wie lange Kurashev in Diensten von Lugano steht, ist derzeit nicht absehbar. "Wenn Chicago mich zum Trainingscamp ruft, werde ich sofort abreisen. Der Vertrag bei den Blackhawks zählt und sie werden das entscheiden", betonte er.
Noch zwei weitere Spielzeiten steht Kurashev bis 2022 unter Vertrag. Doch seinen Vorstellungen nach will er bereits in der kommenden Saison den Sprung in den Kader der Blackhawks schaffen und sein Debüt in der NHL feiern.
"Das Ziel ist so schnell wie möglich", stellt er klar. "Ich denke, dass ich im letzten Jahr eine gute erste Profi-Saison hatte. Jetzt bin ich bereit, einen großen Schritt nach vorne zu machen. Hier in Lugano habe ich die Möglichkeit von guten Spielern zu lernen. Es ist eine gute Mannschaft mit gutem Staff. Ich werde also für die NHL bereit sein, wenn es losgeht."
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Dann steht er auch in Konkurrenz mit einem weiteren Schweizer Stürmer. Pius Suter befindet sich ebenfalls in Chicago unter Vertrag. Also ein Konkurrenzkampf unter Landsmännern?
"Ich weiß nicht genau, wie er das sieht", antwortet Kurashev diplomatisch mit einem deutlich vernehmbaren Lächeln in der Stimme. "Ich kenne Pius ein bisschen, wir haben schon ein paar Spiele zusammengespielt. Der Konkurrenzkampf in der NHL ist natürlich groß. Wir kämpfen beide darum, in den Kader der Blackhawks zu kommen. Von daher lässt sich eine Konkurrenz zwischen uns kaum leugnen."
Wer weiß, vielleicht schaffen beide Schweizer den Sprung und dürfen Seite an Seite stürmen? Kurashev scheint entschlossen, alles dafür zu tun. Und vielleicht wird künftig etwas mehr Deutsch in der Kabine der Blackhawks zu hören sein, wenn mit Lukas Reichel das deutsche Talent dazukommt, das Chicago am vergangenen Dienstag in der ersten Runde an 17. Position im NHL Draft 2020 ausgewählt hatte.