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Diese Maple Leafs sind kaum wiederzuerkennen

Ein Trainerwechsel der fruchtet. Seit Keefe das Amt in Toronto übernahm, spielt das Team wie verwandelt auf

von Bernd Rösch @NHLde / NHL.com/de Freier Chefautor

Johnsson im Powerplay

TOR@DET: Johnsson mit seinem zweiten Treffer

Andreas Johnsson legt sich die Scheibe im Powerplay gekonnt auf die Rückhand und trifft zum zweiten Mal im Spiel

  • 00:44 •

Einen Tag vor Thanksgiving brannten die Toronto Maple Leafs, zu Besuch in der Little Caesars Arena, gegen die Detroit Red Wings ein Feuerwerk ab, so dass den Hausherren der Appetit auf einen prall gefüllten Truthahn vergangen sein dürfte.

Mit 6:0-Toren entführten die Maple Leafs beide Punkte aus der Motor City. Waren das wirklich jene Maple Leafs, die zwischen dem 9. und 19. November sechs Spiele in Folge verloren und in der Summe nur 15 Mal das gegnerische Tor getroffen hatten? Ja, die Protagonisten dort unten auf dem Eis waren die gleichen, neu hinzugekommen ist lediglich der Verantwortliche an der Bande. Er heißt seit Mittwoch vor einer Woche Sheldon Keefe und nicht mehr Mike Babcock. Eine Veränderung, die schneller fruchtet als in den kühnsten Träumen erwartet wurde.

Es kommt nicht zum ersten Mal vor, dass durch einen Trainerwechsel eine Mannschaft frische Impulse bekommt und bei ihr zusätzliche Kräfte freigesetzt werden, so dass sich nach und nach Erfolge einstellen. Dass ein neuer Coach jedoch direkt so einschlägt wie nun Keefe, das ist selbst für eine Traditionsfranchise neu. Keefe ist der 43. Trainer in der 102-jährigen Historie der Maple Leafs und der erste von ihnen, der zum Auftakt seiner NHL-Karriere das Team zu drei Siegen am Stück führte. Umgehend nach Amtsantritt mit Toronto dreimal zu gewinnen, schaffte vor Keefe nur Pat Quinn in der Saison 1997/98. Quinn verfügte allerdings zu diesem Zeitpunkt bereits über eine 20-jährige NHL-Erfahrung.

Gewinnen ist das eine, doch die Art und Weise, wie stark und mit welcher Selbstverständlichkeit sich das Team die Punkte unter der Regie von Keefe sichert, lässt einen doch verwundert zurück.

In der Partie am Mittwoch überrannten sie die Red Wings regelrecht. 64 Sekunden waren absolviert als der 22-jährige Verteidiger Travis Dermott mit seinem zweiten Saisontor das 1:0 besorgte. Weitere 80 Sekunden verstrichen ehe mit Tyson Barrie erneut ein Defensivmann traf und als noch keine zehn Minuten bestritten waren, erzielte Center John Tavares mit dem 14.(!) Torschuss der Maple Leafs den dritten Treffer. Detroits Torwart Jimmy Howard musste verletzt und völlig entnervt seinen Kasten zu Gunsten von Jonathan Bernier räumen. 

Torontos Torhunger war trotz der sicheren Führung keineswegs gestillt. Analog zu den Ereignissen im Eröffnungsdrittel starteten die Maple Leafs voller Elan in den Mittelabschnitt. William Nylander und mit einem Doppelpack Andreas Johnsson stellten binnen gut sieben Minuten in diesem Durchgang den Endstand her.

"Es gelang uns in der Angriffszone den Druck aufrecht zu halten und es ging immer weiter. Das hat unser Spiel ausgemacht", freute sich der zweifache Torschütze Johnsson über die Partie, in der sie 54. Mal auf das gegnerische Tor schossen.

"Wir bringen uns alle in die Offensive ein. Sobald man dann ein Tor und ein paar Punkte hat, fühlt man sich viel besser", sagte Barrie, der in den vergangenen drei Spielen jeweils getroffen hatte. Der 28-Jährige sorgte für ein weiteres Novum: Von den 267 Verteidigern, die in der Franchisegeschichte der Maple Leafs das Trikot mit dem Ahornblatt trugen, ist er der erste, der sich in drei aufeinanderfolgenden Auswärtsspielen als Torschütze auszeichnen konnte.

Beim 3:1-Erfolg gegen die Arizona Coyotes am Donnerstag in Glendale markierte Barrie das wichtige 1:0 und zwei Tage danach als die Maple Leafs die Colorado Avalanche mit 5:3 bezwangen, zeichnete er sich für den Powerplaytreffer zum 3:1-Zwischenstand verantwortlich. Wie sollte es anders sein: Beide Treffer fielen jeweils im ersten Drittel.

In den drei Partien seitdem Keefe die Geschicke bei den Kanadiern übernommen hat, erzielten sie acht Tore im Eröffnungsdurchgang. In den 15 Partien zuvor unter Babcock waren es gerade einmal deren sieben. 

 

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Es weht ein anderer Wind bei den Maple Leafs: Sie ziehen alle an einem Strang, sie gehen mit viel Vertrauen in ihr Leistungsvermögen auf das Eis und sie begeistern wieder ihre treuen, aber stets auch kritischen Anhänger.

"Wir wollen ein Team sein, das mit einer Führung umgehen kann. Wir haben das heute Abend gut gemacht. Mir gefiel, wie wir in die ersten beiden Drittel gestartet sind, wie wir die Bullys gewonnen haben, wie wir den Puck in die Tiefe gespielt und wie mit unserem Druck Scheibenverluste erzwungen haben", zeigte sich Keefe zufrieden.

Zahlreich werden sich die Fans am Freitag auf den Weg in das von Toronto nur knapp 160 Kilometer entfernte Buffalo machen und ihr Team im Spiel gegen die Buffalo Sabres lautstark unterstützen (22:00 MEZ; NHL.tv). Denn diesen Maple Leafs zuzusehen, macht wieder richtig Freude!

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