cassidy 22017

Zugegeben, heute Nacht war es sehr glücklich. Erst in der Verlängerung konnte Stürmer Brad Marchand den Erfolg der Boston Bruins bei den San Jose Sharks mit seinen Treffer zum 2:1 in der Verlängerung unter Dach und Fach bringen.

Doch die grundsätzliche Steigerung auf dem Eis bei den Bruins seit der Amtsübernahme von Trainer Bruce Cassidy ist unverkennbar. Vier Siege konnte man seither bereits einfahren, geht somit mit vielen frischen Hoffnungen in den Endspurt der Hauptrunde in der besten Eishockeyliga der Welt. Aktuell liegt Boston mit einer Bilanz von 31-20-6 und 68 Punkten auf Rang Drei in der Atlantic Division. Man rangiert damit derzeit lediglich zwei Zähler hinter den Ottawa Senators, welche Rang Zwei innehaben.
Beim Namen Bruce Cassidy aber werden vielleicht nicht alle unsere Leser sofort wissen mit wem sie es hier denn nun eigentlich genau zu tun bekommen haben. Zeit daher den aktuell so erfolgreichen Trainernovizen bei den Bruins einmal etwas näher vorzustellen.
Cassidy, der am 20. Mai des Jahres 1965 in der kanadischen Hauptstadt Ottawa geboren wurde, ist, wie viele seiner Berufskollegen selber ein ehemals sehr erfolgreicher Eishockeyspieler.

In seiner von 1984 bis 1996 andauernden und leider von unzähligen Verletzungen überschatteten Profikarriere absolvierte der Verteidiger insgesamt 'nur' 37 Spiele für die Chicago Blackhawks in der NHL, verbrachte jedoch den Großteil der Zeit in Minor Leagues, sowie von 1990 bis 1994 auch hier bei uns in Europa.
Als Trainer arbeitete sich der Kanadier schnell die Minor Leagues hinauf, sodass er bereits von 2002 bis 2003 kurzzeitig als Cheftrainer der Washington Capitals in der NHL fungierte. Die Älteren hier werden sich vielleicht noch an seine Zeit dort erinnern können.
Der heute im Mittelpunkt stehende Coach spielte in seiner Jugend zunächst selber noch aktiv für die in seiner Heimatstadt ansässigen Ottawa 67's in der Ontario Hockey League (OHL). Im NHL Entry Draft des Frühsommers 1983 wählten ihn dann die Chicago Blackhawks an insgesamt 18. stelle für ihre Franchise aus.
In den folgenden Jahren erlitt Cassidy jedoch gleich mehrere schwere Knieverletzungen, welche ihm den endgültigen Durchbruch in der NHL natürlich arg erschwerten.
Das Jahr 1990 markierte dann auch bereits das endgültige, frühe Ende seiner unglücklich verlaufenden NHL-Laufbahn als Spieler, in der er in Summe insgesamt lediglich 37 Spiele für die Blackhawks absolvierte.
Zur Saison 1990-91 wechselte der zuvor so arg Verletzungsgeplagte dann zum italienischen HC Alleghe. Dort verbrachte der Verteidiger drei Jahre, wobei er mit dem Team im Jahre 1993 sogar die dortige Meisterschaft gewann. Im letzten Jahr seiner kurzen Zeit in Europa war Cassidy dann auch noch kurz für den EHC Biel und den ESV Kaufbeuren in Deutschland aktiv.

cassidy caps

Cassidy kehrte anschließend jedoch nach Nordamerika zurück, absolvierte dort noch ein paar Spielzeiten in der unterklassigen IHL. 1997 war für ihn dann aber auch endgültig Schluss mit dem aktiven Eishockey, der Kanadier stieg direkt in eine Trainerlaufbahn ein.
Zunächst übernahm er dafür die Position des Cheftrainers bei den Jacksonville Lizard Kings. Im Juli des Jahres 1998 wechselte er zu den Indianapolis Ice. Zur Saison 1999-00 übernahm er dann die damals neu gegründeten Trenton Titans in der ECHL, die er bis ins Conference-Finale führte. Im Jahre 2000 trainierte der Kanadier dann auch die Grand Rapids Griffins aus der IHL.
Durch seine frühen Erfolge als Trainer in den diversen Minor Leagues erhielt Cassidy mit Beginn der Saison 2002-03 seinen ersten Posten als Cheftrainer eines NHL-Teams.
Dies waren, wie bereits am Anfang kurz erwähnt, die Washington Capitals. Nach nur acht Siegen in den ersten 28 Spielen wurde Cassidy jedoch früh in seiner zweiten NHL-Saison mit den US-Hauptstädtern dort bereits wieder entlassen.
Nach einem Engagement bei den Kingston Frontenacs aus der OHL übernahm der aufstrebende Übungsleiter mit Beginn der Saison 2008-09 die Position des Assistenztrainers bei den Providence Bruins, die er in der Folge drei Jahre innehatte.
Nach der Entlassung von Cheftrainer Robert Murray wurde er 2011 selber in diese Rolle befördert und führte die Bruins von 2012 bis 2016 viermal in Folge in die dortigen Playoffs.

Im Vorjahr machten die Boston Bruins, das NHL-Kooperationsteam der Providence Bruins, Cassidy dann zum Assistenztrainer von Headcoach Claude Julien. Nun wurde er kürzlich, nach der Trennung der Bruins von Julien, der inzwischen bei den Montreal Canadiens angeheuert hat, als dessen Interimsnachfolger in Boston aktiv. Und das aktuell doch recht erfolgreich, wie man an den jüngsten siegen des Teams sehen kann.
Vielleicht ist ein Mann mit einem so reichhaltigen Erfahrungsschatz also doch mehr als eine Übergangslösung für die Franchise aus Neuengland?
Die nächsten Tage und Wochen werden es zeigen. Der Auftakt verlief bisher jedenfalls mit vier Siegen in Serie sehr vielversprechend für Bruce Cassidy und sein Team.