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Selbstverständlich ging es nicht ohne Tränen: Als die Ungewissheit vorbei war und Matthew Schaefer auf der Bühne stand, wurden bei dem 17-Jährigen die Augen feucht. Die New York Islanders hatten ihn gerade als ersten Spieler im 2025 Upper Deck NHL Draft gezogen, und der Verteidiger hatte sich das markante blau-orange-weiße Trikot angezogen, das er von NHL Commissioner Gary Bettman überreicht bekommen hatte, als er für einen kurzen Moment von der Situation übermannt wurde. Was auch an einer Applikation am Jersey lag.

Schaefer war sichtlich überrascht. Das Jersey, sein Jersey, zierte eine zart-lilane Schleife. Eine Reminiszenz an seine im vergangenen Jahr verstorbene Mutter, die an Brustkrebs gelitten hatte. Schaefer küsste die Schleife und zeigte nach oben gen Himmel in Erinnerung an seine Mutter, die den bislang aufregendsten und stolzesten Tag seiner Karriere leider nicht mehr miterleben konnte.

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„Krebs ist echt blöd. Aber ich weiß, dass sie nicht leidet, sie ist glücklich, lächelt jetzt von oben auf mich herab. Sie wird immer bei mir sein“, sagte er auf der anschließenden Pressekonferenz. Es war ihm anzuhören, dass es ihm sehr viel bedeutete, dass die Schleife auf dem Trikot angebracht worden war. „Meine Mutter ist ein großer Teil meines Lebens. Das Trikot werde ich mit Sicherheit irgendwo aufhängen.“ An erster Stelle im Draft gezogen zu werden, sei schon ziemlich cool. „Man weiß es ja nicht, bis sie deinen Namen aufrufen“, meinte der Verteidiger. Die Islanders bezeichnete er als „klasse Organisation“.

Schaefer auf McDavids Spuren

Schaefer ist erst der zweite Spieler aus der Organisation der Erie Otters, der an erster Stelle im NHL Draft gezogen wurde. Der andere war vor genau zehn Jahren ein gewisser Connor McDavid. Am Ende ging es nur noch darum, ob Schaefer oder Stürmer Michael Misa an erster Stelle gezogen würden. Die San Jose Sharks zogen Misa an zweiter Stelle. Die abgelaufene Saison war keine einfache für den neuen Verteidiger der Islanders. Schaefer, der am 5. September 18 Jahre alt wird, hat für die Otters in der Saison 2024/2025 lediglich 17 Partien absolviert, in denen er 22 Scorerpunkte sammelte (sieben Tore, 15 Vorlagen). Kurz vor dem Jahreswechsel musste er allerdings operiert werden, weil er sich bei der IIHF Junioren-Weltmeisterschaft in Ottawa das Schlüsselbein gebrochen hatte, während er für Kanada spielte. So verpasste er die verbleibenden 46 Partien inklusive neun Playoff-Spielen in der Ontario Hockey League (OHL).

Matthew Schaefer von New York Islanders gedraftet

„Ich wollte einfach nur ausgewählt werden. Davon habe ich mein ganzes Leben lang geträumt“, sagte Schaefer. Wenn man dann schließlich seinen Namen höre, sei das schon sehr cool. Seine Reise in der NHL hat allerdings gerade erst begonnen. „Gedraftet zu werden war der erste Schritt. Ich will ins Fitnessstudio gehen und auf dem Eis trainieren. Ich will so hart arbeiten, wie ich kann, damit ich auf NHL-Level spielen kann, sobald die Saison beginnt“, ließ Schaefer keinen Zweifel daran aufkommen, was sein nächstes Ziel ist, auf das er in den kommenden Wochen und Monaten hinarbeiten wird. „Es ist großartig. Ich werde den Abend genießen. Morgen geht es mit der Arbeit los. Morgen ist ein neuer Tag.“ Er wolle zum Saisonstart im Kader stehen.

Klare Erwartungen

Klar ist auch, was die Islanders mit General Manager Mathieu Darche und Coach Patrick Roy an der Spitze, von ihm erwarten. Schließlich haben sie am Tag des Drafts ihren bisherigen Top-Verteidiger Noah Dobson im Tausch für zwei weitere Draft-Picks in der ersten Runde 2025 (Nummer 16 und 17) sowie Stürmer Emil Heineman zu den Montreal Canadiens geschickt. Man konnte sich mit Dobson am Ende nicht auf einen neuen Vertrag einigen. Der Abwehrspieler hätte am 1. Juli den Status eines Restricted Free Agents erreichen können. In Montreal unterschrieb er dann sogleich einen neuen Vertrag über acht Jahre, der ihm im Schnitt pro Jahr 9,5 Millionen US-Dollar garantiert. An Position 16 entschieden sich die Islanders für Stürmer Victor Eklund, an Position 17 zogen sie mit Kashawn Aitcheson einen weiteren Spieler für die Defensive.

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Schaefer bezeichnete es als Ehre, im NHL Draft gezogen zu werden, und dann auch noch an Position eins. Und er sei ja auch noch der erste Pick des neuen General Managers der Islanders. „Ich bin so glücklich für ihn, dass er den Job bekommen hat. Ich habe so viele großartige Dinge über die Organisation, das Team und die Spieler gehört“, sagte Schaefer. Aus dem Kader der Islanders kenne er Bo Horvat sehr gut. Über das Team habe er nur Gutes gehört. „Sie haben sehr talentierte Spieler. Ich kann es kaum erwarten, in dieser Woche dorthin zu kommen und zu trainieren.“

Kompletter Verteidiger

Schaefer gab auch eine klare Antwort auf die Frage, was die Fans auf Long Island von ihm erwarten können: „Ich bin ein Zwei-Wege-Verteidiger, der in allen drei Zonen auf dem Eis spielen kann, dazu noch Unterzahl und Überzahl, wo auch immer der Trainer mich einsetzen will.“ An seinen freien Tagen wolle er sich für das Gemeinwesen einsetzen. Er könne sich vorstellen, zum Beispiel mit Kindern aufs Eis zu gehen. „Ich meine, ich bin immer noch 17 Jahre alt. Ehrlicherweise muss man sagen, dass ich ja selbst noch ein Kind bin.“ Er wolle etwas zurückgeben. Er liebe es, sich für Stiftungen einzusetzen und der Gemeinde etwas zurückzugeben. Den versammelten Journalisten gab er gleich noch eine „Warnung“ der besonderen Art mit auf den Weg: „Ich liebe es, mich zu unterhalten. Also, wenn ihr mich trefft, werde ich mich wahrscheinlich mit euch unterhalten. Ihr werdet denken, es sind fünf Minuten, aber wahrscheinlich ist es eine Stunde.“

Schaefer zeigte sich auch beeindruckt von den Fans der Islanders in Los Angeles, die mit ihm unbedingt ein Selfie machen wollten und ihn anfeuerten. „Man sieht, wie die Organisation und die Fans zusammenhalten. Das ist genau das, was man hinter sich wissen will, wenn man zu Hause spielt.“

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