In Carolina weht ein Wind
Dank ihrer starken jungen Garde dürfen die Carolina Hurricanes nicht abgeschrieben werden
von Bernd Rösch / NHL.com/de Chefautor
Wenn man beim punktbesten Team der Liga, den Washington Capitals, jenen Überfliegern die zehn Heimsiege in Folge feiern konnten, unterliegt, dann sagt das noch lange nichts über die Leistungsfähigkeit einer Mannschaft aus, von der nicht erwartet wurde, dass sie zu diesem Zeitpunkt der Saison überhaupt noch Chancen auf eine Playoffteilnahme haben könnte.
Nachdem die Carolina Hurricanes von Mitte Januar bis zur All-Star Game Pause fünf Spiele hintereinander verloren hatten, dürften nur noch wenige ihrer Fans gehofft haben, dass sich die Saison noch zum Guten wenden könnte. Die Pause hat der Mannschaft gut getan. In den anschließenden drei Partien gegen die Philadelphia Flyers, die Edmonton Oilers und die New York Islanders erzielten die Hurricanes zwölf Tore und kamen auf eine Maximalausbeute von sechs Punkten. Es war vor allem die junge Garde der Hurricanes, die in den vergangenen Partien für Aufsehen sorgen konnte. Sie haben die Saison noch nicht abgeschrieben.
Die beste Partie seiner noch jungen NHL-Karriere bestritt Sebastian Aho am 31. Januar gegen die Flyers, als er mit einem Hattrick und einer weiteren Vorlage sein erstes 4-Punkte Spiel feiern konnte, und das, obwohl er nur 13:59 Minuten Eiszeit bekommen hatte. In der darauffolgenden Partie gegen die Oilers bescherte der finnische Rechtsaußen seinen Hurricanes einen 2-1 Erfolg, als er aus der einzigen Überzahlsituation heraus das Siegtor markierte.
Video: EDM@CAR: Aho mit Schlagschuss in Überzahl erfolgreich
Zu Carolinas Glück hatte sich ihr Rookie anders entschieden als zunächst geplant: "Für gewöhnlich versuche ich zu passen, doch dann schoss ich doch selbst und er ging erfreulicherweise rein." Es war nicht zum ersten Mal die richtige Entscheidung von Aho. Mit seinen 16 Toren ist er hinter Jeff Skinner Carolinas erfolgreichster Vollstrecker.
Aho ist aber nicht der einzige begnadete Stürmer aus Carolinas junger Riege. Eine wahre Leistungsexplosion konnte man bei Elias Lindholm erkennen. Der 22-jährige Schwede war an sechs der letzten zwölf Treffer der Hurricanes beteiligt gewesen. Seit der Jahreswende brachte es der Center auf ein Tor und elf Assists in zwölf Partien. Er ist damit der einzige Spieler im Kader der Hurricanes, der es in diesem Zeitraum auf einen Punkteschnitt von mindestens 1,0 brachte. In elf seiner letzten 15 Auftritte gelang Carolinas Erstrundenpick (Nr. 5) vom NHL Draft 2013 mindestens ein Zähler. In der Summe gingen drei Tore und 13 Vorlagen seit dem 23. Dezember auf sein Konto. In den vorherigen 27 Begegnungen hatte er es auf zwei Treffer und sieben Assists gebracht.
Video: COL@ANA: Lindholm gleicht mit einem Powerplaytor aus
An der Seite von Jordan Staal und Brock McGinn (oder alternativ Aho) liefert der schwedische Center. Er wird seit Wochen seinem Ruf gerecht, dass er das Zeug zu einem exzellenten Spielmacher habe.
Noch liegen die Hurricanes in der Eastern Conference auf dem 13. und in der starken Metropolitan Division auf dem letzten Tabellenplatz, doch durch die knappe Tabellenkonstellation ist für sie noch vieles möglich, vor allem wenn ihre Gegner Lindholm nicht auf der Rechnung haben. Die Hurricanes zählen mit einer Bilanz von 17-6-1 zu den heimstärksten Teams im Osten. Ihnen könnte zugutekommen, dass sie noch 17 ihrer verbleibenden 28 Saisonpartien vor heimische Kulisse bestreiten dürfen.
Am kommenden Samstag müssen die Hurricanes auswärts bei den Dallas Stars antreten (20:00 Uhr MEZ), dann folgen nach einer fünftägigen Pause fünf Heimpartien am Stück. Diese dürften richtungsweisend für die Saisonbeurteilung der Hurricanes sein.