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Tampa Bay Lightning ist eine Mannschaft voller Identifikationsfiguren. Die Superstars Steven Stamkos, Victor Hedman, Brayden Point, Nikita Kucherov sowie Torwart Andrei Vasilevskiy haben nie für ein anderes NHL-Team gespielt und gewannen mit dieser Franchise zweimal den Stanley Cup. Sie werden auch kommende Saison weiter für Tampa aktiv sein. Doch es liegt in der Natur dieses Sports, dass früher oder später einige Leistungsträger abspringen. Tampa Bay ist in diesem Jahr davon besonders betroffen.

Der Center Ross Colton und der Flügelstürmer Alex Killorn, die ebenfalls bislang nur für Lightning aktiv waren, sind abgewandert. Killorn wechselte von der Ost- an die Westküste und spielt zukünftig für die Anaheim Ducks. Colton wurde zur Colorado Avalanche getradet. Damit nicht genug an prominenten Abgängen: Der rechte Flügelstürmer Corey Perry, der die vergangenen beiden Spielzeiten in Florida verbrachte, landete per Trade bei den Chicago Blackhawks. Und auch Patrick Maroon wurde weggetradet. Der linke Flügelstürmer trägt zukünftig das Jersey von Minnesota Wild.

Julien BriseBois, dem General Manager von Tampa Bay, fielen die Abgänge nicht einfach. Insbesondere Killorn, der seit der Saison 2012/13 Jahr für Jahr seine Effektivität unter Beweis stellte, ließ er ungerne gehen. "Alex hat unserer Organisation sehr viel bedeutet und nimmt einen sehr wichtigen Platz in der Geschichte unserer Franchise ein", sagt er und bezeichnet Killorn als einen großartigen Führungsspieler: "Ich weiß, dass er nicht unbedingt gehen wollte. Er wollte nicht weg. Und wir wollten ihn nicht verlieren. Aber manchmal kommen die wirtschaftlichen Aspekte des Geschäfts ins Spiel. Wir konnten die Differenz einfach nicht überbrücken."

PHI@TBL: Killorn fälscht in Überzahl ab

Als Verantwortlicher einer Profimannschaft ist es die Aufgabe von BriseBois, den Blick schnell nach vorne zu richten: "Ich bin natürlich enttäuscht, ihn gehen zu sehen, aber ich freue mich sehr für ihn. Und ich freue mich, dass wir einige neue Spieler holen konnten." Tatsächlich war der Manager auf dem Spielermarkt sehr aktiv. Alleine am Samstag, als die Free Agency öffnete, wurden sechs Neuverpflichtungen bekanntgegeben, darunter fünf Stürmer und ein Torhüter. Auffällig war, dass die Franchise aus Florida vor allem auf Veteranen setzt.

Der 31-jährige Conor Sheary hat zuletzt bei den Washington Capitals seine Effektivität bewiesen. Er belegte teamintern mit 15 Toren den vierten und mit 37 Punkten den fünften Platz. "Conor ist ein etablierter Top-Neun-Stürmer auf NHL-Niveau. Er kann auf beiden Flügeln rauf und runter spielen", sagt der Manager. "Er hat in der Vergangenheit mit Spitzenspielern gespielt, sowohl in Pittsburgh, wo er zwei Stanley Cups gewann und mit Sidney Crosby und Geno Malkin spielte, als auch in Washington, wo er mit Alex Ovechkin spielen durfte. Nicht jeder hat die Fähigkeit, mit solchen Elitespielern zu spielen, aber Conor hat bewiesen, dass er das kann."

NYI@WSH: Sheary trifft mit Rückhandschuss

Ebenfalls neu dabei ist der rechte Flügelspieler Josh Archibald, der mit seinen 30 Jahren die Erfahrung aus 305 NHL-Spielen für die Pittsburgh Penguins, die Edmonton Oilers und die Arizona Coyotes mitbringt. "Er hat eine hohe Geschwindigkeit, ist schwer zu bespielen, stark im Penalty Killing und ein wirklich guter Forechecker", hebt BriseBois die Qualitäten hervor.

Ein Routinier ist auch der Center Luke Glendenning, der mit seinen 34 Jahren bereits 706 NHL-Spiele auf dem Buckel hat. Seine große Qualität: In den letzten fünf Spielzeiten gewann er 57,9 Prozent seiner Faceoffs. Glendenning könnte als Center in der vierten Reihe zum Einsatz kommen. Er ist der Typ Spieler, der vielleicht nicht im Fokus der Öffentlichkeit steht, dafür aber sehr mannschaftsdienlich agiert. "Ich werde versuchen, Faceoffs zu gewinnen, ein Penalty-Killer zu sein und dem Team auf jede erdenkliche Weise zu helfen", kündigt er an.

Jonas Johannson

Weniger Erfahrung bringt der neue Torwart Jonas Johansson mit, der im Alter von 27 Jahren erst 35 NHL-Spiele absolvierte. Seine Save-Quote von 88,7 Prozent und sein Gegentorschnitt von 3,32 mögen auf den ersten Blick wenig beeindruckend sein. Doch Zahlen können bekannterweise täuschen. BriseBois ist von der Verpflichtung überzeugt.

"Jonas ist noch ein junger Torwart, von dem wir glauben, dass er viel ungenutztes Potenzial hat. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ihm. Er hat eine ungeheure Größe und auch etwas NHL-Erfahrung. Und wenn er die Möglichkeit bekam, in der NHL zu spielen, hat er auch einige gute Zahlen vorgelegt." Worauf er damit anspielen könnte: Bei seinem letzten NHL-Spiel, als er am 27. März mit der Avalanche gegen die Anaheim Ducks zum Einsatz kam, parierte er 96,7 Prozent aller Schüsse.

Der Manager macht keinen Hehl darum, dass auch die finanziellen Aspekte bei der Verpflichtung eine Rolle gespielt haben. Der Goalie unterschrieb einen Zwei-Jahres-Vertrag mit einem Durchschnittsgehalt von 775.000 US-Dollar jährlich. "Dass wir unseren Ersatztorhüter für das Liga-Minimum für die nächsten zwei Jahre verpflichten können, ist für uns aus Sicht des Cap-Managements von großem Wert", erklärt er. "Einen noch relativ jungen Torhüter verpflichtet zu haben, der diese Größe und Erfolgsbilanz auf NHL-Niveau hat, wird für uns in den nächsten zwei Jahren sehr wertvoll sein."

Und wer weiß: Vielleicht wächst ja auch noch die eine oder andere neue Identifikationsfigur heran.