Siegenthaler Draft

Wie machen sich die deutschsprachigen Spieler in der American Hockey League? Welche Akteure stehen vor dem Sprung in die NHL? Wer wurde von seiner Organisation nach unten geschickt und wer erhielt den erhofften Anruf eines NHL General Managers? Jeden Sonntag wirft NHL.com/de einen Blick auf die nordamerikanischen Minor Leagues und beantwortet diese und noch viele andere Fragen.

Vor exakt einem Monat erwiderte Jonas Siegenthaler eine Frage seines Teamkollegen Wayne Simpson mit einem dezenten Nicken. Der Schweizer Perspektivspieler hatte soeben seine Hershey Bears zurück ins Spiel gegen die Leigh Valley Phantoms gebracht.
Völlig freistehend erreichte ihn das Spielgerät im High-Slot. Von dort nahm Siegenthaler Maß und schweißte die Scheibe unhaltbar in den Torwinkel. Simpson wollte vom jungen Schweizer wissen, ob dies sein erstes Profi-Tor in Nordamerika gewesen sei, bevor er sich den Puck vom Schiedsrichter aushändigen ließ.
Eineinhalb Jahre nachdem Siegenthaler seinen ersten Punkt - auch gegen Leigh Valley - erzielte, durfte er nun seinen ersten Torerfolg feiern. Doch die große Party wollte am Ende nicht steigen. Trotz Siegenthalers Treffer gaben die Bears die Partie im Penaltyschießen mit 4:3 Toren aus der Hand.
Dementsprechend verhalten war auch Siegenthalers Reaktion anschließend: "Es ist toll, ein Tor zu schießen, aber ich hätte lieber einen Sieg gefeiert", erzählte er. "Dennoch fühlt es sich gut an, nach so einer langen Zeit wieder zu scoren."
Zu diesem Zeitpunkt steckten die Bears mächtig in der Krise. Nur stotternd kam das Farmteam der Washington Capitals in die Gänge und kassierte zu Saisonbeginn eine Niederlage nach der anderen. Bis zum 27. Oktober stand sechs Niederlagen nur ein einziger Sieg entgegen.

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Vielleicht waren die Pläne von Bears-Headcoach Troy Mann auch zu ambitioniert. Weil die Capitals in der Offseason mächtig am Transferkarussell mitdrehten, erhielten die Stürmer Jakub Vrana und Nathan Walker sowie die Verteidiger Christian Djoos und Aaron Ness die Beförderung in den NHL-Kader. Verluste, die für die Bears schwer wogen.
Die Außenstürmer Vrana und Walker waren in der Vorsaison absolut verlässliche Stammkräfte und Offensivverteidiger Djoos war der drittbeste Scorer des Teams. Der 23-jährige Schwede erreichte in 66 Hauptrundenspielen für die Bears 58 Punkte (13 Tore, 45 Assists) und sein Abgang riss ein gewaltiges Loch in die Hintermannschaft von Hershey.
Ein Loch, das der 189 cm große Siegenthaler auszufüllen weiß. Siegenthaler avancierte in der laufenden Saison zu einer festen Größe in der Defensive der Bears. Nachdem der Züricher beim NHL Draft 2015 in der zweiten Runde (Nummer 57) von Washington gedraftet wurde, versucht er in der NHL Fuß zu fassen. Auch aufgrund diverser familiärer Umstände konnte Siegenthaler entgegen der Hoffnungen der Capitals-Verantwortlichen nicht für längere Zeit in Nordamerika auflaufen. Stattdessen verteidigte er noch zwei weitere Jahre für seinen Heimatclub, die ZSC Lions, und half nur in Teilzeit in Übersee aus.

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Nachdem es Siegenthaler in den beiden vorherigen beiden Spielzeiten lediglich auf 13 Hauptrunden- und fünf Playoffeinsätze in der American Hockey League brachte, soll ihm nun der endgültige Durchbruch gelingen.
Das Management der Capitals baut auf die Fähigkeiten ihres Rohdiamanten und sprach sich im Herbst mehrmals für Siegenthaler aus. So betonte Capitals General Manager Brian MacLellan bereits im Oktober, dass er Siegenthaler am liebsten noch in dieser Saison in der NHL sehen möchte.
"Djoos und Madison Bowey waren bislang sehr effektiv, aber ich würde gerne auch mal ein Auge auf Jonas Siegenthaler werfen", erzählte MacLellan der Washington Post. "Er überzeugte uns im Trainingscamp sehr und ich würde ihn gerne auch in ein paar regulären Spielen testen."
Für Siegenthaler ist es wichtig, dass er sich an das nordamerikanische Spiel gewöhnt, bevor er in das kalte NHL-Wasser geworfen wird. Dementsprechend beackerte er seit Saisonbeginn fleißig die Blaue Linie der Bears. Auch dank Siegenthalers unermüdlichem Einsatz zog sich Hershey aus eigener Kraft aus dem Sumpf und sammelte in den vergangenen Wochen wichtige Punkte in der Tabelle.
Zwar sind die Bears auch nach diversen Siegen noch nicht über den Berg, doch schafften sie den Anschluss an die Spitzengruppe in der stark besetzten Atlantic Division. Im Aufwind der Bears spielt sich auch Siegenthaler, der noch bis zum Ende der Saison 2019/20 vertraglich an die Capitals gebunden ist, in den Fokus des NHL-Klubs.
Die wichtigsten Ergänzungen der vergangenen Woche:
Pontus Aberg (RW), von den Milwaukee Admirals zu den Nashville Predators
Samuel Blais (LW), von den San Antonio Rampage zu den St. Louis Blues
Thomas Chabot (D), von den Belleville Senators zu den Ottawa Senators
Cory Conacher (RW), von den Syracuse Crunch zu den Tampa Bay Lightning
Frederick Gaudreau (RW), von den Milwaukee Admirals zu den Nashville Predators
Tyler Graovac (C), von den Hershey Bears zu den Washington Capitals
Henrik Haapala (F), von den Springfield Thunderbirds zu den Florida Panthers
Andrew Hammond (G), von den San Antonio Rampage zu den Colorado Avalanche
Jakub Jerabek (D), von den Laval Rockets zu den Montreal Canadiens
Danick Martel (LW), von den Leigh Valley Phantoms zu den Philadelphia Flyers
Samuel Morin (D), von den Leigh Valley Phantoms zu den Philadelphia Flyers
Ziyat Paigin (D), von den Bakersfield Condors zu den Edmonton Oilers
Tucker Poolman (D), von den Manitoba Moose zu den Winnipeg Jets
Juuse Saros (G), von den Milwaukee Admirals zu den Nashville Predators
Die wichtigsten Streichungen der vergangenen Woche:
Frank Corrado (D), von den Pittsburgh Penguins zu den Wilkes-Barre/Scranton Penguins
Markus Hannikainen (LW), von den Columbus Blue Jackets zu den Cleveland Monsters
Michael Leighton (G), von den Arizona Coyotes zu den Chicago Wolves
Anders Lindback (G), von den Nashville Predators zu den Milwaukee Admirals
Charlie Lindgren (G), von den Montreal Canadiens zu den Laval Rockets
Rob O'Gara (D), von den Boston Bruins zu den Providence Bruins
Jordan Szwarz (RW), von den Boston Bruins zu den Providence Bruins